Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
Vom Netzwerk:
das genau genommen nicht ganz stimmte, denn keine der Geschichten hatte jemals ein Wort darüber verloren, dass Elfen in eine so intensive Lichtaura gehüllt waren wie jene, die Moosbeeres Körper umgab.
    »Und du siehst aus wie einer der Riesen in den Geschichten, die mir erzählt wurden. Bist du deshalb ein Riese?«, hatte das kleine Geschöpf schnippisch gekontert, und darauf hatte der Junge nun wirklich keine kluge Erwiderung mehr gewusst.
    Unter der überraschend kundigen Führung des Irrlichts hatten sie den Alten Wald bereits bis zum Nachmittag desselben Tages durchquert und im Schatten der letzten Baumreihen hieß es schließlich Abschied nehmen.
    »Hier trennen sich wohl unsere Wege, Moosbeere«, sagte Tarean leicht bedrückt, denn so kurz die gemeinsame Zeit auch gewesen war, der Junge hatte die Elfe – das Irrlicht – bereits lieb gewonnen.
    »Wohin gehst du?«, fragte Moosbeere, die auf seiner Schulter saß und den Kopf an seinen Hals gelehnt hatte. Der Junge hatte den ganzen Tag über schon bemerkt, dass das Irrlicht im grünen Dämmerlicht, das unter dem dichten Blätterdach herrschte, reichlich schläfrig umhergeflogen war, und vor einer Weile nun schon hatte es sich bei ihm niedergelassen und versuchte umständlich wie ein junger Hund, der sich dreimal auf seiner Decke im Kreis drehte, bevor er bereit war, sich hinzulegen, eine bequeme Sitzposition zu finden.
    Tarean blickte hinaus auf das sanft hügelige Flachland, das die Kernlande von Breganorien ausmachte. Es war ein trüber Tag. Dicke graue Wolken hingen am Himmel, und es roch nach Regen. Einige Meilen zur Rechten konnte er die Handelsstraße erkennen, die sich als schmales braunes Band durch die Wiesen zog. Etwas näher zu seiner Linken trat ein Fluss, vermutlich der Eilwasser, der auch vor Tareans Eindringen in den Alten Wald links von der Straße dahingeflossen war, aus dem Schatten der Bäume hervor und näherte sich in spitzem Winkel erneut der Straße, von der er sich innerhalb des Waldes offenbar deutlich entfernt hatte. Und voraus, gar nicht mehr so weit entfernt, begannen die Felder, die auf menschliche Siedlungen hindeuteten. Agialon selbst lag hinter einer Hügelkuppe und entzog sich bislang seinen suchenden Augen. Dennoch deutete er ungefähr gen Osten. »Nach Agialon, in die große Metropole der Menschen. Und dann noch viel weiter nach Osten, einmal quer durch die halbe bekannte Welt.«
    »Warum?«, fragte Moosbeere müde.
    »Ach, weißt du, das ist eine lange Geschichte. Um sie in aller Kürze zu erzählen: Es gibt einen bösen Hexenmeister namens Calvas, der vor sechzehn Jahren aus dem Osten kam und mit seinen Horden aus Wolfskriegern alle Reiche der Menschen unterjochte. Mein Vater kämpfte damals gegen ihn, und durch eine gemeine Täuschung wurde er unfreiwillig irgendwie zu dem Mann, der Calvas sozusagen auf den Thron geholfen hat. Seitdem hasst und verachtet ihn das Volk, obwohl er einstmals ein großer … Moosbeere?« Er schielte nach rechts. Das Irrlicht hatte sich flach auf seine Schulter gelegt, Arme, Beine und Flügel träge von sich gestreckt und die Aura fast erloschen. Es schien zu schlafen.
    »Moosbeere? Wach auf. Ich muss gehen.« Er stupste das Irrlicht mit dem Finger an, doch es murmelte nur undeutlich und fuhr sich mit dem Arm über das winzige Gesicht.
    Der Junge lächelte. Müdes, kleines Irrlicht. Vielleicht, so dachte er bei sich, waren sie des Nachts wach und schliefen stattdessen am Tage. Das schien bei einem Geschöpf, dessen Lebensinhalt es war, leuchtend in den Tiefen des Waldes herumzuirren, nicht allzu abwegig.
    Behutsam pflückte er die zarte geflügelte Frau, zu der Moosbeere wurde, wenn ihr Lichtkranz nicht alles überstrahlte, von seiner Schulter und legte sie in eine Astkuhle. »Ich habe keine Zeit, darauf zu warten, dass es wieder Nacht wird, um mich von dir zu verabschieden«, sagte er sanft, während er sie mit ein paar Blättern zudeckte. »Ich muss weiter, dann erreiche ich vielleicht heute noch die ersten menschlichen Ansiedlungen und kann morgen in aller Frühe bereits in Agialon sein.« Er seufzte leicht. »Ich würde dich ja gerne mitnehmen. Aber das geht nicht. Die Welt dort draußen ist nichts für ein Geschöpf wie dich. Du würdest nur unglücklich werden.« Er hob die Hand, um ihr mit dem kleinen Finger zärtlich übers blonde Haar zu streichen, doch dann hielt er inne und wagte es nicht, sie zu berühren. »Leb wohl, Moosbeere«, flüsterte er, »und lass dich nicht wieder für

Weitere Kostenlose Bücher