Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
Vom Netzwerk:
hundert Jahre in ein Glas einsperren.« Dann wandte er sich ab und eilte raschen Schrittes davon. Eine dunkle Welt und eine dunkle Aufgabe erwarteten ihn.

6
    ZWEI GLORREICHE HALUNKEN
    Einst war Agialon, die große, am Ufer des Stroms Riva gelegene Metropole der Menschen, als der Brillant von Breganorien, das strahlende Zentrum der westlichen Reiche bekannt gewesen. Keine Stadt, weder Wînhall im Norden, noch Bristaja im Süden, noch Hornwald jenseits der Zwölf Zinnen, konnten es an Größe und Glanz mit ihr aufnehmen. Einzig Fuencarral, der verborgenen Stadt der Alben tief in den Arden, sagte man eine vergleichbare Pracht nach. Tausenden von Menschen bot sie ein Zuhause, und nicht nur der Palast des Althan von Breganorien erhob sich prunkvoll im Zentrum der Stadt, auch der Große Tempel der Dreigötter auf dem nahen Tempelhügel, die gewaltige Bastion des Ordens der Kristalldrachen im Norden der Stadt und die Akademie des Wissens mit dem ihr angegliederten Spital, welche das östliche Riva-Ufer beherrschte, ließen Besuchern von weither schier die Augen übergehen vor Bewunderung. Schöne Bürgerhäuser, stets sauber und adrett geschmückt, säumten breite, gepflasterte Straßen, unter denen ein weitläufiges Abwassersystem verlief, wie man es sonst in ganz Endar nicht kannte. Eine meterdicke Stadtmauer mit vier riesigen Toren schützte die Stadt vor äußeren Feinden, und die stete Präsenz grün und gelb gewandeter Gardisten ließ die Menschen auch in den Abendstunden sorglos durch die Gassen und über die kleinen Plätze flanieren. Es hieß, Armut sei den Bewohnern Agialons fremd.
    Von all den Wundern, die Agialon noch vor sechzehn Jahren besessen hatte, war nur die meterdicke Stadtmauer geblieben, als sich Tarean am nächsten Tag um die Mittagszeit die letzte Hügelkuppe hinab der Metropole näherte. Festungsartig und abweisend ragte sie zwischen denen auf, die in ihrem Schatten in armseligen Holzhütten hausten oder auf heruntergewirtschafteten Feldern ihrem mühevollen Tagewerk nachgingen, und denen, die unter der Knute und am kurzen Zügel gehalten den Wolflingbesatzern und ihren Helfershelfern dienten. Von den Wachtürmen hingen Banner mit einem schwarzen Wolfskopf auf blutrotem Grund, und das Stadttor wurde nicht mehr von Gardisten des Althan, sondern von hünenhaften, haarigen Gestalten in grob vernähten Lederharnischen und mit langen, schwarzen Lanzen bewacht.
    Der Junge hatte sich bisher noch kein rechtes Bild von der Art und der Festigkeit des Griffs zu machen vermocht, mit dem Calvas die von ihm unterworfenen Reiche regierte. In seinen Albträumen hatte er riesige Lager gesehen, in denen die Menschen wie Vieh zusammengepfercht waren, um den grausamen und immer hungrigen Wölfen als Nahrung zu dienen. Dann wiederum hatte er befürchtet, in Agialon ein einziges, gewaltiges Heerlager der Grawls vorzufinden, das praktisch bar von Menschen war und nur als Brückenkopf für den nächsten – und letzten – furchtbaren Angriff auf Albernia diente.
    Die Wirklichkeit stellte sich gleichzeitig ernüchternder und erschreckender dar. Nachdem sie Agialon erobert hatten, hatten die Grawls dem Anschein nach einfach alle Wahrzeichen geschleift, alle Widerstandsnester ausgeräuchert und sich selbst als Herren über die Menschenmetropole ausgerufen – und dann hatten sie die Stadt sich selbst überlassen. Riesige Viehweiden erstreckten sich im östlichen und südlichen Umland, zweifelsohne um die nicht enden wollende Gier der Wolfsmenschen nach Fleisch zu stillen. Und Kolonnen verhärmt wirkender Männer und Frauen zeugten davon, dass die Besatzer durchaus ihren Tribut an Waren und Frondienst von den Besiegten forderten. Doch ungeachtet dessen schien das Leben auch für die Menschen, Alben und anderen Völker, die in Agialon lebten und arbeiteten, weiterzugehen.
    Eine Weile lang stand Tarean im Schatten eines windschiefen Schuppens und beobachtete das Treiben am Tor. Die Grawl-Wachen schienen vor allem mit sich selbst beschäftigt und die Menschen, die an ihnen vorüberzogen, überwiegend Bauern, Handwerker und Tagelöhner, kaum eines Blickes zu würdigen. Ein einzelner Mann mit einem Schwert und einem Harnisch allerdings würde ganz sicher ihre Aufmerksamkeit erregen.
    Was mache ich bloß? , fragte er sich.
    Just in diesem Augenblick bog ein Bauer mit einem großen Fuhrwerk voll Stroh, vor das zwei Ochsen gespannt waren, in den Torweg ein. Tarean beschloss, alles auf eine Karte zu setzen, schlüpfte rasch aus

Weitere Kostenlose Bücher