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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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westlichen Reiche erregte seine Aufmerksamkeit. Für einen Moment erwog er, sie abzuzeichnen, doch er wollte sich eigentlich nicht länger als nötig in diesem leeren, fremden Haus aufhalten, zumal es draußen zunehmend dunkel wurde. Also nahm er sie kurzerhand von der Wand, rollte sie zusammen und steckte sie in seine Umhängetasche. Verzeiht mir, Beornhard. Ich bin sonst kein Dieb, aber mir scheint, als braucht Ihr sie im Augenblick nicht, und ich benötige sie dringend. Sollte er je heil von seiner Reise zurückkehren, so schwor er sich, würde er sie Wilfert aushändigen, der sie an seinen Freund zurücksenden konnte.
    Er befand sich bereits wieder auf halbem Wege ins Erdgeschoss, als plötzlich die Eingangstür grob aufgestoßen wurde und mehrere Gestalten hereinpolterten. Es waren Grawls, drei an der Zahl, zwei Braunpelze und ein wild aussehender Schwarzpelz, der sie anführte. Sie alle trugen Lederharnische, auf die Metallplatten genietet worden waren. Äxte und kurze, breite Schwerter hingen an ihren Gürteln.
    »Da ist er!«, grollte einer der beiden Gefährten des Schwarzen und zeigte auf Tarean.
    Tarean fluchte, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte die Treppe wieder hoch. Die Wolflinge setzten sofort zur Verfolgung an. Der Junge hetzte in den ersten Stock und dann hinauf in den zweiten. Er wusste genau, dass er in eine Sackgasse hineinrannte; ein Sprung vom Dach würde seiner Flucht – und seiner ganzen Reise – zweifellos ein abruptes Ende bereiten.
    Doch als er auf dem Treppenabsatz im zweiten Stock angelangt war, schien sich ihm eine Möglichkeit zu bieten. Durch ein Fenster in der rückwärtigen Hauswand blickte er auf einen Hinterhof, der durch einen Torbogen mit einer Parallelstraße verbunden war. Und direkt unter dem Fenster befand sich ein Schuppen oder Stall mit einem hohen, schrägen Dach. Tarean rüttelte an dem Fenster, doch der Schließmechanismus war entweder verklemmt oder eingerostet, jedenfalls bewegte er sich um keinen Fingerbreit.
    Hinter ihm kamen die Wolflinge hechelnd die Treppe heraufgestürmt. Ihm blieb keine Zeit für lange Abwägungen und Überlegungen, also nahm er über den Flur hinweg ein paar Schritte Anlauf und warf sich dann mit aller Kraft gegen das Fenster.
    Es gab einen Knall, als der Riegel aus der Verankerung gerissen wurde und das Fenster mit Wucht aufflog und gegen die Hauswand prallte, wo es klirrend zersprang. Gleichzeitig stürzte Tarean kopfüber in die Tiefe, schlug mit der Schulter auf das Holzdach des Schuppens und rollte haltlos die Schräge hinab, nur um nach einem weiteren kurzen Fall krachend auf dem mit Schlamm und Stroh bedeckten Hinterhofpflaster zu landen. Die Wucht trieb ihm die Luft aus den Lungen, und für einen Moment drehte sich die ganze Welt um ihn, doch er schüttelte den Kopf und kam taumelnd wieder auf die Beine.
    »Netter Versuch, Menschenknabe.« Die Stimme kam von hinter dem Schuppen, um dessen Ecke jetzt der Schwarzpelz trat. »Doch leider umsonst.« Die Hintertür , dachte Tarean, verdammt! Sein Blick hetzte hinauf zu dem Fenster, durch das er gesprungen war, und erhaschte die zwei anderen Wolflinge, die böse grinsend durch das Loch in der Wand schauten. Hinter ihm wurden Schritte laut, und als er herumwirbelte, sah er zwei weitere Grawls, die sich mit verbeulten dreieckigen Schilden und kurzen Handäxten bewaffnet durch den Torbogen näherten. Sie hatten ihn sauber eingekesselt.
    »Gib auf, Mensch, und vielleicht wirst du leben«, sagte der Schwarzpelz.
    »Niemals«, flüsterte Tarean mit verbissener Miene und zog sein Schwert, um es abwehrbereit vor sich zu halten.
    Der Wolf hob die Schnauze zum Himmel und lachte bellend. »Dein Kampfgeist ist bewundernswert, Mensch, doch vollkommen verfehlt. Du kannst uns nicht alle besiegen. Warum Leid und Tod riskieren, wenn wir dir doch nur ein paar Fragen stellen wollen. Etwa diese hier …« Seine Miene verfinsterte sich so plötzlich wie der Himmel vor einem Unwetter an einem schwülen Sommerabend. »Was hast du mit dem Verräter Beornhard zu schaffen?«
    »Ich habe gar nichts mit ihm zu schaffen«, rief Tarean. Erst jetzt bemerkte der Junge den pfotenartigen Abdruck auf der breiten Stirn des Wolfs. Es sah aus wie eine frische Brandwunde, roh und rot glänzend.
    »Du lügst!«, brüllte der Wolfskrieger. »Das halbe Südviertel weiß, dass du ihn suchst.«
    Der Junge zuckte zusammen und fluchte innerlich. Er hätte nicht gedacht, dass seine beiläufig gestellten Fragen so viel Aufsehen

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