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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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das Irrlicht.«
    Der Mönch musterte kurz die winzige leuchtende Erscheinung, dann nickte er dem Jungen zu. »Komm her, mein Sohn. Es ist gut, dass du hier bist.«
    Der albische Gesetzlose warf noch einen bekümmerten Blick auf die Verwundete, dann zog er sich zurück.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Tarean erstickt. Der Anblick Aurils schnürte ihm die Kehle zu.
    Der Mönch senkte den Kopf. »Es geht mit ihr zu Ende, mein Sohn. Vielleicht erwacht sie noch ein letztes Mal, dann ist es gut, dass du hier bist, dass ihr alle hier seid. Denn so kann sie zumindest im Kreise derer von uns gehen, die ihr im Leben nahe standen.«
    »Aber …« Der Junge rang verzweifelt um Fassung, doch ein bodenloser schwarzer Abgrund schien sich vor ihm aufzutun, und er spürte, wie ihn schwindelte. »Aber das kann nicht sein. Nicht Auril. Ich … Sie … Sie sollte gar nicht hier sein. Sie ist nur meinetwegen nach Thal gekommen.« Er hob den Blick und schaute Bromm an.
    Der Bär brummte leise und sah zu Boden.
    »Ich werde euch jetzt alleine lassen«, sagte Bruder Lanfert. »Ich habe getan, was in meiner Macht stand. Jetzt liegt es in den Händen der Dreigötter, die ihrer armen Seele Frieden schenken mögen. Ich werde für euch alle beten.« Mit gesenktem Kopf ging er an ihnen vorbei und auf den Ausgang zu. Doch dann drehte er sich noch einmal um. »Tarean?«
    »Ja?«
    »Darf ich fragen, woher du kommst?«
    Der Junge schaute ihn verwirrt an. »Aus Bergen, Herr, weshalb?«
    Der Mönch hielt einen Moment inne, dann schüttelte er den Kopf. »Ach, es ist nichts. Verzeih mir meine Neugierde. Wir sprechen später darüber.« Dann zog er die Kapuze seiner Kutte über den Kopf, ließ einen grauen Schleier vor sein Gesicht fallen und ging.
    Tarean sank neben der Albin auf die Knie und berührte sie sanft an der unverletzten rechten Schulter. Ihre Haut fühlte sich erschreckend kalt an, so als wäre sie bereits tot. Der Junge spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Er beugte sich über sie, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
    Da erweckte ein Lichtreflex seine Aufmerksamkeit.
    Er blinzelte und erkannte das Amulett, das ihm Iegi vor einer halben Ewigkeit, wie es schien, vor den Mauern von Dornhall geschenkt hatte. Obwohl er es Tag und Nacht unter dem Hemd auf der Haut trug, hatte er es in der Zwischenzeit völlig vergessen. Beim Versorgen seiner Wunden offenbar hervorgerutscht – oder aber von neugierigen Fingern hervorgeholt – baumelte es nun an dem dünnen Lederband von seinem Hals herab und fing dabei das Licht Moosbeeres ein, um es verspielt über sein Gesicht tanzen zu lassen. Das Amulett …
    »Dreigötter!«, entfuhr es ihm, als die Erinnerung in seinem Geiste aufstieg und ihn mit wilder, verzweifelter Hoffnung erfüllte.
    »Tarean?«, fragte Bromm besorgt.
    »Das Amulett«, stammelte er und zog es sich mit vor Aufregung zitternden Fingern über den Kopf. Wie hatte Iegi es genannt? Rillien? Killien? – Kilrien!
    »Was ist damit?«, verlangte der Bär zu wissen.
    »Es ist von der Alten Macht erfüllt. Heilende Kräfte schlummern in ihm. Ein Freund schenkte es mir einst, denn er glaubte, ich würde es nötiger haben als er. Wie Recht er doch hatte!« Tarean drehte die münzgroße, bronzene Scheibe, die auf der einen Seite, fein geprägt, eine gefiederte Gestalt in einem Strahlenkranz zeigte, auf der anderen eine ihm unbekannte Rune. Er fragte sich unsicher, wie er die Alte Macht, die Kilrien innewohnte, anrufen solle, denn ein einzelnes befehlendes Wort, wie im Falle Esdurials, schien hier fehl am Platze. Aber ich weiß nicht einmal, wie ich seine Magie beschwören soll, klangen die Worte, wie aus ferner Vergangenheit heraufwehend, in seinen Ohren. Ich kenne die richtigen Worte nicht! – Es ist egal, was du sagst , hatte Iegi damals gerufen. Du musst nur daran glauben …
    Mit der Entschlossenheit des Verzweifelten kniete Tarean erneut nieder, legte das Amulett auf Aurils Brust und bedeckte es sanft mit seinen Händen. »Oh, ihr Lichtgefiederten …«, begann er stockend, denn auch wenn er sein Leben und sein Schicksal bedingungslos den Dreigöttern anvertraute, war er im Beten nie gut gewesen, vor allem wenn sein Gebet fremden Göttern galt – oder einer ominösen, gestaltlosen Macht. Er versuchte, sich des Wenigen zu entsinnen, das ihm der Taijirin von seinem Glauben erzählt hatte: »Ihr Lichtgefiederten, ich bitte euch, weckt die Kräfte in diesem Amulett. Weckt die heilenden Kräfte, die in Kilrien

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