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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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auf einem umgestürzten Baumstamm und schnitzte. Der Junge fragte sich, wo der Mönch war, doch er nahm an, dass er sich irgendwohin zum Gebet zurückgezogen hatte. Er schien ständig zu beten. Und Moosbeere schlief.
    Schließlich warf Shivonne Endhréan einen kurzen Blick zu und stellte dann die Frage, die Tarean eigentlich schon seit ihrer Ankunft erwartet und befürchtet hatte: »Sagt mal, es ergab sich ja gestern keine Gelegenheit, darüber zu sprechen, aber wollt ihr uns nicht verraten, was ihr in diesem Teil von Thal treibt?«
    Der Junge schaute zu Auril hinüber. Sie hatten sich bislang keine Geschichte für ihre Reise ausgedacht. Jeden, der ihnen über den Weg lief, in ihre wahren Absichten einzuweihen mochte indes ein gefährliches Spiel sein, ganz gleich, wie freundlich er ihnen gegenüber auftrat.
    »Wir schmuggeln«, sagte die Albin schließlich leichthin.
    »Was schmuggelt ihr?«, hakte Endhréan nach.
    Auril deutete mit ihrem Messer, mit dem sie gerade eine Frucht zerteilte, auf Tarean. »Den Jungen da.«
    Tarean riss die Augen auf, doch Auril grinste ihn nur breit an. Sie würde doch nicht etwa …
    »Wohin geht denn die Reise?«
    Seine Gefährtin schüttelte den Kopf. »Endhréan, Endhréan, wie lange seid Ihr schon im Geschäft? Ihr wisst doch, dass man nicht zu viele Fragen stellen sollte? Denn was Ihr nicht wisst, können auch die Wolflinge nicht erfahren. Genügt es Euch denn nicht, dass wir alle Feinde des Hexenmeisters sind?«
    »Wir haben euch das Leben gerettet«, wandte der Geächtete ein. »Außerdem will ich euch nur helfen. Wir kennen Wege, die den Wölfen verborgen sind. Aber um euch den rechten weisen zu können, müssten wir schon wissen, in welche Himmelsrichtung euch euer Weg führt.«
    »Zu den Wolkenbergen«, platzte es unvermittelt aus Tarean heraus.
    »Den Wolkenbergen?« Der Alb runzelte die graue Stirn. »Dort gibt es nicht viel.«
    »Im Gegenteil!«, erwiderte der Junge. »Dort lebt, tief im Gebirge und abgeschieden von allen Menschen und Alben und Wölfen, ein Volk aus Vogelmenschen. Ich habe einst einen von ihnen kennengelernt, und wir kämpften Seite an Seite. Ich suche nach ihm, um ihn davon zu überzeugen, dem Widerstand gegen unsere Feinde beizutreten.« Die Lüge kam ihm glatt über die Lippen, denn tief in seinem Herzen wünschte er sich wirklich, er könne Iegi, seinen Vater und deren Volk auf die Seite der Rebellen ziehen, ein Unterfangen, an dem Wilfert und Hochkönig Jeorhel leider gescheitert waren.
    »Hat man sowas schon gehört? Vogelmenschen?«, rief Rodrik ungläubig.
    »Es ist wahr«, sagte Fenrir plötzlich. »Auch ich kannte einst eine Taijirin. Sie sind eine edle und stolze Rasse, doch ihre Größe wird noch von ihrem Hochmut übertroffen. Deine Reise, Junge, wird vergeblich sein.«
    »Solange er uns bezahlt, ist das nicht unsere Sorge«, brummte Bromm, und damit schien die Neugierde der Gesetzlosen für den Augenblick befriedigt zu sein.
    Während die anderen noch zusammensaßen, entschuldigte sich Tarean, um sich zu erleichtern, und kletterte ein paar Meter den Hang hinauf. Bei Tageslicht sah er nun, dass die Höhle, in der die Gesetzlosen hausten, an der Flanke einer recht steilen und dicht bewachsenen Erhebung lag, die vom Tal aus schwer zu erreichen und noch schwerer einzusehen war. Es war das perfekte Versteck – und ein Ort, der sich gut verteidigen ließ, sofern der Feind nicht direkt von der Hügelkuppe aus angriff.
    Der Junge verrichtete seine Notdurft, doch statt sofort zu den Gefährten zurückzukehren, entschied er sich, noch ein paar Schritte zu gehen. Etwas weiter oben schienen einige seltsame Gesteinsformationen zwischen den Bäumen verstreut, die er sich genauer anschauen wollte.
    Während er so den mit Laub übersäten Hang erklomm und seine Hand an Sträuchern vorbeistrich, deren Blätter noch mit Tautropfen bedeckt waren, sog der Junge gierig die frische Waldluft ein, die ihm so kalt und klar durch Körper und Geist strömte, dass es ihn schüttelte. Es war ein Morgen, so fand Tarean, der dazu angetan war, einen Mann sein Bündel schnüren und in die weite Welt aufbrechen zu lassen. Und auch sie würden bald aufbrechen müssen, denn noch lag ein langer und sicher ebenso mühsamer wie gefährlicher Weg bis zur Feste des Hexers vor ihnen – ein Gedanke, der ihm das Herz hätte schwer werden lassen mögen, wäre er an diesem neuen Tag nicht so glücklich gewesen.
    Die Felsen erwiesen sich in Wirklichkeit als steinerne Reste eines

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