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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ein Mensch«, versuchte sich Tarean plötzlich für ein Verhalten zu verteidigen, das ihm eben noch recht und billig erschienen war.
    »Das bist du. Aber du bist auch mehr! Frag Auril. Frag den Vogeljungen. Frag die Wolflingfrau oder Kesrondaia. Von mir aus frag den Hexer, wenn es sein muss. Sie alle wissen, dass du etwas Besonderes bist.« Das Irrlicht glitt näher. »Ich weiß es auch«, fügte es leiser hinzu. »Habe ich mich getäuscht?«
    Dem Jungen lief bei Moosbeeres letzten Worten ein Schauer über den Rücken. Nachdenklich glitt sein Blick von den Türmen Durais zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. In der Ferne glaubte er noch die Silhouette des einsamen Baumes zu erkennen, der in der Mitte des Hügels stand, auf dem sie das Nachtlager aufgeschlagen hatten. »Das hast du dir eindrucksvoll zurechtgelegt«, gestand er.
    Moosbeere grinste. »Danke. Du läufst ja so langsam, da hatte ich etwas Zeit, bevor ich dir gefolgt bin.«
    »Du hast bemerkt, dass ich das Lager verlassen habe?«, fragte Tarean verblüfft.
    »Ich bin doch nicht blind«, hielt das Irrlicht dagegen.
    Nein, Moosbeere war in der Tat nicht blind. Tatsächlich sah sie sogar klarer als er selbst, wie sich der Junge eingestehen musste. Und auf einmal verspürte er Scham, dass ausgerechnet das Irrlicht, das sich für gewöhnlich nicht wirklich für die Irrungen und Wirrungen menschlichen Zusammenlebens interessierte – oder zumindest gab sich Moosbeere Mühe, diesen Eindruck zu erwecken –, ihn darüber belehren musste, wie töricht er sich doch benommen hatte. Natürlich hatten Iegi und Auril mit ihrem eigenen Ungemach zu kämpfen. Der Vogelmensch hatte vor kaum einem Tag seine Nistschwester verloren, und im Körper der Albin trieb ein perfides Gift sein Unwesen. Wir alle ringen mit unseren inneren Dämonen, erkannte Tarean. Und wir können sie nur bezwingen, wenn wir einander helfen.
    Er hob den Kopf. »Moosbeere, es ist wahr. Ich war ein Dummkopf. Es tut mir leid.«
    Das Irrlicht strahlte ihn freudig an. »Ich wusste es, dass der alte Tarean noch in dir steckt. Er musste nur ein wenig aufgerüttelt werden.« Sie huschte um ihn herum und gab ihm einen raschen Kuss auf die Wange.
    Tarean lächelte. »Nun, das ist dir gelungen. Und dafür danke ich dir.«
    »Fein. Nachdem wir das geklärt haben, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt loszurennen«, eröffnete ihm Moosbeere mit heiterer Stimme.
    »Loszurennen?«
    »Ja«, erwiderte sie mit einem Nicken. »Denn von Norden nähern sich drei Flugschiffe. Sie sind nicht sehr schnell, weil der Wind zu schwach ist, aber sie kommen immer näher. Wenn du dich beeilst, erreichst du vielleicht noch vor ihnen den Lagerplatz.«
    Tarean riss die Augen auf. »Was?! Und das sagst du mir erst jetzt?« Er suchte den dämmrigen Himmel ab, konnte aber nirgendwo ein Flugschiff entdecken. Das allerdings wollte nichts heißen. Dass Moosbeere deutlich schärfere Sinne besaß als er selbst, hatte sie schon mehr als einmal unter Beweis gestellt.
    Das Irrlicht zuckte mit den Schultern. »Du hast gesagt, deine Freunde seien dir gleichgültig. Daher dachte ich, es würde dich nicht interessieren, was mit ihnen geschieht.«
    »Bei den Dunkelreichen, das ist Ardo«, fluchte der Junge und fing an zu laufen. »Auril hatte recht. Er kommt, um sich sein Schiff zurückzuholen. Moosbeere, flieg vor und warne die anderen. Sie sollen in das Flugschiff steigen und mir entgegenkommen.«
    »Ist gut.« Das Irrlicht jagte los wie eine aus Karnodrims Feuerballschleuder abgeschossene Kugel und verschwand binnen weniger Herzschläge außer Sicht.
    Tarean hielt derweil Esdurial mit der Linken und seine Reisetasche mit der Rechten fest, während er, so schnell er konnte, durch das hüfthohe braune Steppengras auf dem Pfad zurückhetzte, den er gekommen war. Er hätte das Irrlicht schütteln können! Fast eine Stunde hatte es ihn vom Lager fortspazieren lassen, bevor es ihm nachgeflogen war, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass Gefahr drohte. Vor allem aber schalt er sich selbst einen Narren – und der Preis, den er für seine Torheit zu zahlen hatte, machte sich schon bald bemerkbar.
    Denn der Boden der nondurischen Steppe war hart und uneben. Es lief sich zwar ungleich leichter darüber als über Stock und Stein durch die Wildnis von Astria. Trotzdem spürte Tarean, wie ihm bereits nach der Hälfte der Strecke, die er bis zum Lager zurücklegen musste, die Beine schwer wurden. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, und sein Atem ging

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