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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nichts«, sagte Auril. »Wir haben nur geredet.«
    »Über was?«, fragte Tarean argwöhnisch.
    »Raisil«, warf Iegi ein, vielleicht ein bisschen zu spät. »Wir sprachen über Raisil und … und über andere Gefährten, die wir verloren haben.«
    »Hm«, meinte Tarean, und er wirkte nicht wirklich überzeugt. »Na gut, dann will ich euch nicht stören.«
    »Was wolltest du denn?«, erkundigte sich Auril.
    »Nichts«, zahlte ihr der Junge ihre eigenen Worte mit gleicher Münze heim. »Es hat Zeit. Gute Nacht.« Er zog den Kopf zurück und stapfte lautstark über Deck davon.
    »Gute Nacht, Tarean«, rief Auril ihm zaghaft nach.
    »Verdammt«, murmelte Iegi. »Auch das noch.«

 
    15
    DIE GOLDENEN KLINGEN
    In dieser Nacht schlief Tarean nicht besonders gut. Immer wieder kreisten seine Gedanken um Auril und Iegi und um die Frage, was genau in den letzten sechs Monden geschehen sein mochte, dass es sich auf einmal so anfühlte, als habe Auril sich ihm entfremdet. Es gelang ihm immerhin, sich einzureden, dass es ihn nicht störte, wenn sich Auril um Iegi kümmerte, um ihm über den schmerzlichen Verlust seiner Nistschwester hinwegzuhelfen. Viel mehr machte ihm zu schaffen, dass sie gleichzeitig einen Bogen um ihn, Tarean, schlug, als fürchte sie beinahe seine Nähe. Wenn er die wenigen Momente, die sie am vergangenen Tag miteinander geteilt hatten, vor seinem geistigen Auge vorüberziehen ließ, so kam es ihm vor, als hätten sie die meiste Zeit davon im Zwist verbracht. Dass er die Albin und den Vogelmenschen dann auch noch alleine im Dunkeln ins vertrauliche Gespräch vertieft vorgefunden hatte, als er sich mit dem redlichen Vorsatz, sich mit Auril auszusprechen, auf die Suche nach ihr begeben hatte, brachte das mit dem bitteren Wasser der Enttäuschung und des Misstrauens randvoll gefüllte Fass in seinem Inneren zum Überlaufen. Vielleicht hat es doch einen guten Grund, dass die alten Geschichten immer von Helden erzählen, die alleine unterwegs waren. In einer Gruppe hat man so viele Schwierigkeiten mit sich selbst, dass keine Kraft mehr verbleibt für Heldentaten, sinnierte er missmutig.
    Dieser letzte Gedanke begann sich in den frühen Morgenstunden in Tareans Kopf festzusetzen. So war er fast dankbar, als er Bromm ablösen musste, um die letzte Schicht ihrer gemeinsamen Nachtwache anzutreten. Immerhin bewahrte sie ihn davor, sich noch zwei weitere Stunden ruhelos unter seiner Wolldecke hin- und herzudrehen.
    Während sich der Werbär gähnend neben der Feuerstelle zu Boden fallen ließ und binnen weniger Augenblicke eingeschlafen war, schürte Tarean das heruntergebrannte Feuer mit ein paar frischen Ästen und überblickte dann das Lager. Von Moosbeere war keine Spur zu sehen. Haffta hatte sich unter dem einzelnen Baum zusammengerollt und die haarigen Arme über das Gesicht gelegt. Ihre Glieder zuckten leicht im Schlaf, und Tarean fragte sich, wovon ein Wolfling wohl träumte. Iegi und Auril schließlich befanden sich an Bord des Flugschiffes. Sie waren am vergangenen Abend nur noch kurz ans Lagerfeuer zurückgekehrt, um ihre Sachen zu holen, und hatten sich dann – nach dem Einteilen der Nachtwachen – wortkarg zurückgezogen. Auril hatte sich im Bug zur Ruhe gelegt, während Iegi sich gut sichtbar ans Heck gesetzt hatte, um die erste Wache zu übernehmen. Tarean nahm an, dass ihnen ihr schlechtes Gewissen diesen auffälligen räumlichen Abstand geboten hatte. Er musste sich regelrecht dazu zwingen, nicht der Frage nachzugehen, ob sie im Laufe der Nacht wieder näher zusammengefunden hatten. Hätten Iegi und Auril sich bloß nie kennengelernt, dachte er – obschon er sehr wohl wusste, dass die Schlacht um At Arthanoc ohne das Eingreifen der Vogelmenschen einen tragischen Verlauf genommen hätte.
    Beinahe unbewusst glitt die Hand des Jungen in seine Reisetasche und ergriff den harten, aber warmen Sternkristall Kesrondaias. Er fühlte, wie sich die kurzen, spitzen Strahlen des Kristalls in seine Handfläche bohrten, und hieß den Schmerz willkommen, denn er passte zu den Stichen, die er in seinem Herzen verspürte. Ich habe Kesrondaia versprochen, die Kristalldrachen zu suchen und zu retten. Ich allein. Also vielleicht sollte ich auch allein dieses Versprechen einlösen …
    Dieser Gedanke gesellte sich zu seinen anderen trübsinnigen Überlegungen. Und noch bevor das erste Licht des neuen Tages den östlichen Horizont zu erhellen begann, stand Tarean unvermittelt auf und begann leise zu packen. Er gürtete

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