Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
ausgelöscht wurden, die von Tareans Licht ausging.
»War das der Grund, warum du uns nach der Schlacht um At Arthanoc verlassen hast? Wolltest du dich aus Tareans Bann lösen?«, wollte Iegi wissen.
Auril lachte leise auf. »In dem Fall wäre ich wohl eine glückliche Frau, denn alles, was folgte, wäre nicht geschehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Mein Vater zwang mich gegen meinen Willen, mit ihm zurück nach Cayvallon zu gehen. Irgendwie hat er geahnt, dass der Sieg über den Grimmwolf erst der Beginn von Tareans Reise sein würde. Und er drängte mich, Tarean Raum zu geben und ihn nicht durch irgendwelche Hirngespinste von einer gemeinsamen Zukunft mit Hof, Kindern und Bromm vor dem Kamin von seinem vorherbestimmten Weg abzubringen.«
»Seltsam«, murmelte Iegi. »Das klingt sehr nach meinem Vater. Er glaubte auch stets zu wissen, was am besten für mich und für die Frauen sei, die in den letzten Jahren mein Interesse zu wecken wussten.«
»Jedenfalls hatte Sinjhen in einem recht«, fuhr die Albin fort. »Tareans Weg war noch nicht zu Ende. Nachdem ich dies erkannt hatte, setzten die Zweifel ein. Sind Tarean und ich wirklich füreinander bestimmt? Haben wir eine Zukunft? Oder war ich nur für kurze Zeit eine Weggefährtin, die nun anderen Platz machen muss? Durch diesen Zweifel wurde ich genau zu der Sklavin ominöser Schicksalsmächte, die ich nicht sein wollte. Ich begann, meine Gefühle infrage zu stellen, nur auf die Möglichkeit hin, dass irgendwer da oben«, sie deutete mit einem Finger zum sternklaren Himmel, der sich über ihnen erstreckte, »bestimmt haben könnte: Es soll nicht sein.«
Der Taijirinprinz nickte verständnisvoll. »Ich kann mir vorstellen, dass einem das schwer im Magen liegt.«
»Schwer genug jedenfalls, dass ich vom Wasser des Sehens getrunken habe.« Auril beschrieb Iegi kurz, was es mit der silbernen Flüssigkeit aus den felsigen Tiefen unter Cayvallon auf sich hatte. »Die Folge war, dass ich Visionen von der Reise bekam, die vor uns liegt – furchtbare Visionen.«
Die Albin wandte sich dem Vogelmenschen zu, und ihr Blick wurde schmerzerfüllt. »Ich fürchte, dass einige von uns den Weg, den Tarean im Augenblick beschreitet, nicht bis zum Ende mitgehen werden. Raisil hat bereits ein bitteres Schicksal ereilt – und es mag sein, dass sie nicht die Letzte gewesen ist.« Sie hob abwehrend die Hand. »Bitte frag mich nicht, was genau ich gesehen habe. Ich kann es niemandem sagen, denn das würde den Schrecken nur noch wirklicher werden lassen. Allerdings hege ich die Hoffnung, dass ich das, was kommen wird, abwenden kann, wenn es mir gelingt, die Bilder, die ich sah, zu verhindern.«
»Und ich nehme an, jetzt sind wir an dem Punkt angekommen, an dem du unser Flugschiff beschädigen musst?«, erkundigte sich Iegi mit unüberhörbarer Anspannung in der Stimme.
Auril nickte. »Ich habe ein Schiff mit schwarzen Segeln gesehen. Es muss dieses hier sein. Darum dürfen wir mit ihm nicht weiter nach Süden reisen.«
»Ich habe gehört, dass ihr heute Morgen an Bord darüber gestritten habt. Du wolltest es für Ardo in Durai zurücklassen.«
Sie machte eine wegwerfende Geste. »Ardo war nur ein vorgeschobener Grund. Es würde mich wundern, wenn es ihm gelänge, uns zu folgen. Aber wie du ja weißt, hat sich Tarean gegenüber allen Einwänden verschlossen. Er sieht nur den Nutzen, den er aus diesem Schiff ziehen kann. Und was es uns kosten mag, kann ich ihm nicht sagen.«
»Also zerstörst du heimlich das Flugschiff?«
»Ja.«
Iegi kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Aber wieso redest du nicht mit Tarean? Wenn er weiß, was du durchgemacht hast – was du durchmachst –, wird er sicher mehr Verständnis haben.«
»Aber, Iegi, genau das ist doch meine Sorge«, erklärte Auril. »Er könnte verstehen, was ich gesehen habe, und aus Liebe zu mir irgendetwas Dummes tun.«
»Etwa die Suche nach den Kristalldrachen abbrechen?«, murmelte der Taijirinprinz.
»Etwa genau das«, bestätigte die Albin. Sie hob die Arme und seufzte. »Ach, Iegi, es gibt einfach keinen leichten Weg aus dieser schweren Lage.«
»Aus welcher schweren Lage?«, erklang plötzlich eine Stimme über ihnen.
Sie hoben die Köpfe, und Iegi zuckte sichtlich zusammen, als sie Tarean erblickten, der sie von der Reling des Flugschiffes herab anstarrte. Überraschung und ein Hauch von Zorn lagen auf seiner Miene.
Der Taijirinprinz zog rasch die Flügel an den Körper zurück, und sie standen auf. »Es ist
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