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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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es, weil ich es selbst so empfinde. An meine Seite gehört eine Taijirin. Ich werde sie suchen müssen, aber irgendwann finde ich sie. Tarean und dir jedenfalls werde ich nicht länger im Weg stehen.« Seine Hand drückte kurz die ihre, eine eher freundschaftliche als vertrauliche Geste, dann zog er sie zurück und erwartete die Erwiderung der Albin.
    Auril verschränkte die Arme vor der Brust und nickte bloß stumm. Im Grunde hatte sie genau diese Antwort von Iegi hören wollen. Dennoch gab es einen kleinen Teil tief in ihrem Inneren, der an das selbstbewusste Grinsen des Taijirinprinzen dachte und an seine starken Arme und der bei den Worten Iegis eine leichte Wehmut empfand. Aber sie wusste, dass dieses Gefühl vergehen würde, wenn sie ihr Herz erst einmal erneut Tarean öffnete. »Danke«, sagte sie.
    »Wofür?«, fragte Iegi.
    »Einfach so. Für alles.«
    Der Prinz zwinkerte ihr zu. »Es war mir eine Ehre. Und wird es immer wieder sein.«
    Auril lächelte matt, drehte sich um und ging.
    Ein dunkler Gigant mit glutroten Augen.
    Gewaltige Hallen voll Finsternis.
    Und plötzlich naht ein Heer von Dämonen,
    und ich vergehe …
    Auril schlug die Augen auf. Ihr Hemd war durchgeschwitzt, und sie spürte ihr Herz rasen. Die Albin rollte sich auf den Rücken und atmete ein paarmal tief ein und aus. Dann schlug sie die Wolldecke zurück und erhob sich leise von dem Lager, das ihnen die Nondurier für die Nacht zur Verfügung gestellt hatten. Sie trank ein paar Schlucke aus dem Wasserkrug, der neben dem Bett auf einem kleinen Holztisch stand. Danach schlüpfte sie lautlos, um Haffta nicht zu wecken, in ihre Beinkleider und Stiefel. Sie teilte das Zimmer mit der Wolflingfrau, weil der Kommandant der Wachfeste darauf bestanden hatte, dass die Männer und Frauen ihrer Gruppe in zwei verschiedenen, wenn auch angrenzenden Quartieren nächtigten. Die Albin hielt das für einen ausgesprochen lächerlichen Auswuchs nondurischen Sittsamkeitsempfindens. Aber um sich ihren Rettern gegenüber als dankbar zu erweisen, hatte sie sich – genau wie die anderen – der Order gefügt.
    Auf Zehenspitzen huschte Auril vor die Tür, dann den Gang des Gästehauses hinab, in welchem in unsicheren Zeiten Schutz suchende Flüchtlingsfamilien untergebracht wurden, und schließlich trat sie nach draußen in die Nacht. Sie hatte keine Vorstellung davon, wie spät es sein mochte. Vermutlich war es weit nach Mitternacht, denn außer einer Handvoll Wachen, die stoisch auf der Wehrmauer und über den Hof dahinschritten, war niemand zu sehen. Es wehte ein leichter Wind von Osten, der dafür sorgte, dass die Aschewolken aus den Glutlanden zu ihnen herüberzogen und die Sterne verdeckten. Nur der Mond schien als fahle, halb volle Scheibe durch die grauen Schleier, die am Himmel hingen wie Spinnweben an dem Deckengewölbe eines uralten Gemäuers.
    Auf dem Wehrgang, der nach Osten wies, gewahrte sie eine einzelne Gestalt, die in die Ferne blickte. Tarean. Auril strich sich das offene Haar aus dem Gesicht und zupfte an ihrem Hemd, das noch immer unangenehm feucht auf ihrer Haut lag. Dann überquerte sie den Hof, erklomm die Treppe zur Mauer und ging zu dem Jungen hinüber. »Sag bloß, du kannst auch nicht schlafen.«
    Er wandte sich ihr zu und machte ein verdrossenes Gesicht. »Nein. Ich muss ständig an das denken, was vor uns liegt. Und du?«
    »Ich hatte wieder einen Albtraum«, gestand sie und lehnte sich neben ihn an die Mauer.
    »Diese Träume lassen dir keine Ruhe.«
    »Nein. So als wollten sie mich jede Nacht daran erinnern, was kommen wird – und dass ich es nicht verhindern kann.«
    Der Junge wandte sich ihr zu und legte seine Hand auf die ihre. »Auril, warum sagst du mir nicht, was dich quält? Vielleicht kann ich dir helfen?«, drängte er.
    Doch die Albin schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann es dir nicht sagen. Ich fürchte, du würdest es nur noch schlimmer machen, wenn du versuchst, dich einzumischen.« Denn du würdest Haffta und Bromm und mich zurück nach Norden schicken, damit uns das Ende erspart bliebe, das ich befürchte. Aber würdest du es ohne uns zum Ziel schaffen? Oder wäre letztlich alles umsonst gewesen? Nein, ich muss diese Bürde alleine tragen und hoffen, dass ich das Schlimmste abzuwenden vermag.
    Tarean schwieg für einen Moment. Dann fragte er plötzlich: »Erinnerst du dich noch an die Geschehnisse im Thronsaal von Calvas?«
    Auril runzelte die Stirn. »Ja. Natürlich nur an das, was ich selbst miterlebt habe.

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