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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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es sehr unheimlich«, stellte Bromm fest.
    »Da drüben ist ein weiterer Lichtflecken«, bemerkte Fenrir und wies auf eine Stelle zu ihrer Linken. »Und dort auch.« Seine ausgestreckte Hand wanderte etwas weiter nach rechts.
    Der zweite Schemen erwies sich als hagerer Mann mit schütterem Haar, der ein altes Wams und löchrige Beinkleider trug. In seinem Gürtel steckte ein langer Dolch. Der dritte war ein greiser Sette mit Augenklappe und lederner Schürze, über dessen nackter Schulter ein schwerer Schmiedehammer lag.
    Während die Gefährten mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend weitergingen, fielen ihnen immer mehr der schimmernden Gestalten auf, die stumm zwischen den Säulenreihen ausharrten, als warteten sie auf das Eintreten eines bestimmten Ereignisses. Es mussten Hunderte sein, Tausende, vielleicht sogar noch mehr. Denn die schimmernden Flecken, zu denen sie verschwammen, kaum dass man sich mehr als ein Dutzend Schritt von ihnen entfernt hatte, wurden im Zwielicht der gewaltigen Halle rasch blasser, und alsbald waren sie gar nicht mehr zu sehen. Folglich war es unmöglich abzuschätzen, wie groß das Feld der Wartenden war.
    Männer und Frauen waren darunter, junge Burschen und Greise, Menschen, Alben, Setten und Nondurier. Einige schienen zu Lebzeiten ganz normalen Professionen nachgegangen zu sein. Ihrem Äußeren nach zu urteilen handelte es sich um Bauern, Handwerker oder Kaufleute. Der überwiegende Teil machte allerdings keinen ganz so soliden Eindruck. Immer wieder fielen den Gefährten harte Augen, verkniffene Mienen, zerschlissenes Rüstzeug und gefährlich aussehende Waffen auf, so als habe es vor allem jene hierher verschlagen, deren Lebenswandel unstet oder von fragwürdigen Taten geprägt gewesen war. Das setzte selbstverständlich voraus, dass es sich bei den schimmernden Gestalten in der Tat um die Geister Verstorbener handelte, die in die Dunkelreiche eingegangen waren.
    Bei dem Gedanken wurde Tarean ganz mulmig zumute. Ihm kam das Gespräch in den Sinn, das er vor Wochen mit Iegi in der Schenke in Undur geführt hatte. Man sagt, dass die Seelen derer dorthin geschickt werden, die sich im Leben ihren Platz in den Himmeln noch nicht verdient oder – schlimmer noch – durch ihre Untaten verwirkt haben. Dort sollen sie an Vazars Seite gegen die Horden der Finsternis kämpfen, bis sie das, was sie im Leben zu tun versäumt haben oder sich haben zuschulden kommen lassen, wiedergutgemacht haben.
    Sein Freund hatte diese Überlieferung damals als bloße Fantasterei abgetan. Und doch schien das, was in den Büchern der Dreigötter niedergelegt war, der Wahrheit näher zu sein, als es Tarean bisher selbst geglaubt hatte. Aber wenn die Sünder alle hier sind, wo ist dann Vazar? Und wo sind die Dämonen?
    In diesem Augenblick stieß Auril ein ersticktes Keuchen aus. »Rasch. In Deckung«, zischte sie und drückte Tarean zu Boden. Die anderen folgten der Aufforderung, ohne zu zögern.
    »Was ist los, Auril?«, raunte Bromm.
    »Schaut doch. Dort drüben.« Sie deutete auf eine Stelle zwischen zwei Säulenreihen zu ihrer Linken.
    Der Anblick ging Tarean buchstäblich durch Mark und Bein. Im ersten Moment schrie alles in ihm danach, aufzustehen und zu fliehen. Doch es war in der Tat das Beste, flach und reglos am Boden liegen zu bleiben, denn ihre grauen Brullmäntel verschmolzen im Halbdunkel geradezu mit dem Gestein, und die Gefahr, dass sie gesehen wurden, war dadurch am geringsten.
    Damit wäre meine zweite Frage beantwortet, dachte er mit klopfendem Herzen. Auch wenn das wirklich nicht nötig gewesen wäre.
    Vor ihnen – durchaus ein gutes Stück entfernt, aber für Tareans Geschmack noch immer viel zu nah – war ein furchterregendes Wesen aus dem Sichtschatten einer Säule getreten. Der Unterleib der riesenhaften Kreatur erinnerte an den einer Raubkatze mit dunkelgrauem Fell und mächtigen Tatzen, aus denen scharfe Krallen hervorragten. Den Rücken aber bedeckte ein geschuppter kohleschwarzer Panzer, der sich bis zu dem langen, peitschenden Schwanz erstreckte, der wiederum in einem dicken Doppelstachel endete. Die Bestie hatte zwei Köpfe, die entfernt an Wolfsschädel erinnerten, aber an den Wangen von fächerförmigen, in Dornen auslaufenden Hautlappen geziert wurden und verhornte Platten im Nacken und an der Stirn aufwiesen. Während sich das Ungeheuer mit schweren Schritten durch die Reihen der wartenden Geistergestalten bewegte, knisterte und knackte es in den Zwischenräumen

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