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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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wiedererkannte, die auch die Ketten Kesrondaias geziert hatten. Offenbar hatte ihr Feind ihre eigene Magie gegen sie verwendet. Und die Geister der Toten halten ewige Wacht … Dem Jungen lief ein Schauer über den Rücken, als ihm die Zeile aus dem heiligen Buch Vazar in den Kopf kam.
    Der Herr der Tiefe riss den Jungen aus seinen Gedanken, als er mit dumpfer Stimme fortfuhr: »Nur ein paar winzige Landstriche an entlegenen Orten blieben meinen Kindern als letzte Refugien erhalten, während die Welt erkaltete und Raum für die Brut der Sterngeborenen schuf.« Er ballte die gewaltige Faust, und ein alles verzehrendes Feuer trat in seine Augen. »Es ist Äonen her, dass ich ewige Rache schwor. Doch nie war es mir vergönnt, die Sterngeborenen für ihren Frevel zur Rechenschaft zu ziehen. Bis vor einem Herzschlag, den ihr Vergänglichen als hundert Jahre kennt.«
    »Ihr habt die Kristalldrachen durch eine List in das Kristalltal gelockt, und dann ist es Euch irgendwie gelungen, dieses zu versiegeln«, ergänzte Tarean den Teil der Geschichte, den er kannte. Er war sich sicher, dass der Herr der Tiefe ihm nicht einmal die Hälfte der Wahrheit erzählte, die hinter all den Fragmenten steckte, die ihm bis jetzt zugetragen worden waren. Aber solange der Dämonenfürst redete, richtete er keinen Schaden an. Und vielleicht mochte ihm dabei die eine oder andere wirklich wichtige Information entgleiten. Daher fragte der Junge: »Wie habt Ihr das gemacht?«
    »Ha!«, brüllte Ghorca’than. »Das würde dein Geist nicht einmal begreifen, wenn ich bereit wäre, dir dies zu verraten, junger Sterblicher. Es muss genügen, dass ich endlich einen Kalten fand, dessen Herz und Geist bereit waren, das Feuer zu empfangen, das ich ihm zu bieten hatte. Gemeinsam gelang uns, was mir bis dahin unmöglich gewesen war: die Sterngeborenen zu bannen und die Bühne für meine Wiederkehr zu bereiten. Ich ließ ihn einen meiner Diener als den seinen wählen. Ich schickte ihm Igarkjuk, einen meiner letzten Frühgeborenen. Auch die Kinder hätte ich ihm zur Seite gestellt, doch sie sind heute gering an Zahl, und ihr Leben ist zu wertvoll, um es zu verschwenden. Aber der Kalte war erfindungsreich. Es gelang ihm, tumbe Verbündete zu finden, die bereit waren, unseren Kampf gegen die Brut der Sterngeborenen auszufechten. Bis dahin war alles gut.«
    Der Titan mit der Flammenhaut richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und starrte nun voll unverhohlenem Zorn auf Tarean herab. Der Junge merkte, wie seine Gefährten zu ihm aufschlossen. Auril hielt, wie er, die magischen Waffen in ihren Händen bereit, um die Alte Macht in ihnen zu entfesseln, wenn es nötig sein sollte. Die zwei Klingen und die beiden Stäbe waren der einzige wirklich wirksame Schutz gegen den Herrn der Tiefe, den sie besaßen.
    »Doch dann kamst du: der Geringste aus einem Volk von Geringen.« Die Worte Ghorca’thans troffen vor Abscheu, als wäre Tarean ein Insekt und dazu ein furchtbar lästiges. »Jung, schwach, unerfahren. Es kommt einer Ironie des Schicksals gleich, dass es ausgerechnet dir gelungen ist, Dinge in Bewegung zu setzen, die meinen Schüler entmachten, meinen Diener vertreiben und einen meiner geliebten Söhne töten sollten.«
    Unwillkürlich dachte Tarean an den zweiten Glutlanddrachen, den sie vor weniger als einem Tag im Kampf besiegt hatten. Wüsste der Herr der Tiefe davon, würde er wahrscheinlich rasen vor Zorn.
    »Tückisch war der Plan der Sterngeborenen, sich aus der Verbannung heraus der Abtrünnigen und ihrer Waffen zu bedienen, um mich zu schlagen, mich zunächst meiner Streiter zu berauben und dann gar an den Ketten zu rütteln, die sie halten.« Der Gigant schnaubte, und seine Augen verengten sich zu bedrohlichen Schlitzen. »Und beinahe wäre es ihnen gelungen, sie zu sprengen. Du hast die Angriffe meines Schülers abgewehrt, die Glutlande durchschritten und den Weg in mein Reich gefunden. Doch hier und jetzt, Tarean, Erbe der Kristalldrachen, endet deine Reise!« Ghorca’than spannte die gewaltigen Muskeln an, und erneut rollte eine Hitzewelle über die Gefährten hinweg. Dann erhob er die rechte Hand wie zum Schlag, und die entsetzlichen Klauen glänzten im roten Schein der Lava.
    Tarean riss sein Schwert in die Luft. »Esduri…«
    »Halt!«, unterbrach ihn in diesem Augenblick ein helles Stimmchen gellend. Wie aus dem Nichts tauchte Moosbeere zwischen dem Jungen und dem Giganten auf, und ihre Aura strahlte wie ein winziger Stern.

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