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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Arthanoc im Gedenken an seinen Mentor an sich genommen hatte.
    Im Gepäck des Jungen, das er sich noch in der Nacht heimlich zusammengestellt hatte, befanden sich Wegzehrung für ein paar Tage, eine zusammengerollte Decke sowie einige weitere nützliche Utensilien für seine Reise, darunter Feuerstein und Zunder, ein kleiner Kessel sowie die Phiole mit dem Wasser des Sehens, die ihm Auril gegeben hatte. Tarean hatte entschieden, die Albin und den Werbären noch nicht von Moosbeeres Vision in Kenntnis zu setzen. Obwohl er selbst nicht daran glaubte, bestand nach wie vor die geringe Möglichkeit, dass sich der ganze Ausflug nach At Arthanoc als verschwendete Zeit herausstellte und sie dort gar nichts fanden. In diesem Fall wollte er die beiden Freunde nicht grundlos in Aufregung versetzt haben – zumal sie ohnehin viel zu weit entfernt waren, um ihm irgendwie beizustehen. Er würde sich bei ihnen melden, sobald er selbst genug wusste, um mehr als nur vage Andeutungen machen zu können.
    Lautlos huschten sie durch die verlassenen Gänge der Himmelszitadelle. Moosbeere, deren vorwitzige Anwesenheit an allen Orten und zu allen Zeiten die Vogelmenschen klaglos hinzunehmen gelernt hatten, flog vorneweg und prüfte, ob die Luft rein war. Tarean mit seiner schweren Reisetasche folgte einige vorsichtige Schritte hinter ihr.
    Ungesehen erreichten sie die Stallungen der Königsburg. Es handelte sich um einen lang gestreckten, ovalen Holzbau im hinteren Teil der Himmelszitadelle, der durch zwei große, einander direkt gegenüberliegende Tore betreten werden konnte. Im Inneren kam man durch einen kurzen, breiten Gang in ein zentrales Rund, um das die einzelnen Ställe der Vogelpferde sternförmig angeordnet waren. In der hinteren Hälfte der Anlage befand sich ein auf halber Höhe eingezogener Heuboden, den man über zwei Leitern erreichen konnte und auf dem man, wie Tarean im Laufe des Winters festgestellt hatte, prima liegen und die Gedanken treiben lassen konnte – umgeben von duftendem Heu und dem Scharren und Krächzen der etwa vier Dutzend Greife, die hier standen.
    Tarean umrundete das Stallgebäude, denn der hintere Eingang war vom Burghof aus schwerer einzusehen als der vordere, und öffnete dann das schwere Holztor einen Spaltbreit. Moosbeere verschwand im Halbdunkel, um nachzuschauen, ob irgendein übereifriger Greifenmeister bereits zu einem frühen Dienst angetreten war. Es dauerte jedoch nur wenige Augenblicke, bis sie wieder auftauchte. »Sieht in Ordnung aus«, zwitscherte sie im Flüsterton.
    Der Junge glitt ins Innere und eilte lautlos über das Stroh, das hier überall den Boden bedeckte. Aus zwei oder drei der mit Holzpfählen abgetrennten Schlafplätze der Greife drang ein unwilliges Krächzen, als die Tiere den unerwarteten Besucher bemerkten. Der Junge verharrte kurz, aber ansonsten rührte sich nichts.
    Verstohlen lief er zu Ro’iks Platz im vorderen Bereich der Stallung hinüber. Im Vorbeieilen fiel sein Blick auf den Stall von Raisils Greif Ishilrin, der sich auf der rechten Seite ziemlich genau unterhalb der Kante des Heubodens befand. Etwas blitzte golden um Ishilrins Hals, und Tarean erkannte das Heilamulett, das Liftrai dem Greifen zur Behandlung der Brustverletzung umgelegt hatte und das auch Moosbeere am Abend zuvor zielsicher entdeckt hatte.
    Der Junge stockte. Kilrien, das Heilamulett, das Iegi ihm zu Beginn ihrer Freundschaft im Almental vermacht hatte, besaß er schon lange nicht mehr. Er hatte es Auril geschenkt, damals, als sie im Versteck der Vogelfreien von Thal nach einem Wolflingüberfall mit dem Tod gekämpft hatte. Kurze Zeit später, nach dem furchtbaren Absturz mit Karnodrims Flugschiff, hatte sich ein selbstsüchtiger Teil von ihm gewünscht, er hätte das Amulett niemals aus der Hand gegeben. Zweifellos war der Besitz eines solch machterfüllten Kleinods in einer gefährlichen Welt wie dieser nicht mit Gold aufzuwiegen. Auf seiner Reise nach At Arthanoc mochte es sich als äußerst nützlich erweisen.
    Tarean leckte sich angespannt über die trockenen Lippen. Vorsichtig öffnete er Ishilrins Stalltür.
    »Was hast du vor?«, raunte Moosbeere, die bereits zu Ro’iks Stall vorausgehuscht war.
    »Nichts«, gab er kurz angebunden zurück. »Warte hier. Ich bin gleich wieder da.«
    Mit beruhigend erhobenen Handflächen trat er auf den Greifen zu. Das Tier blickte ihn erwartungsvoll an. Langsam streckte der Junge die Hand nach dem Heilamulett aus, doch nur wenige Fingerbreit davor

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