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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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schloss zu Moosbeere auf. »Wir schauen es uns an, keine Sorge. Aber vergiss nicht, wo wir uns befinden. Egal, wie sich etwas anfühlt, wir müssen vorsichtig sein. Also flieg nicht zu weit voraus, in Ordnung?«
    Moosbeere verdrehte die Augen. »Wie du meinst. Dann trödele aber auch nicht.« Und damit eilte sie bereits wieder los in Richtung der unsichtbaren Machtquelle, deren Anziehungskraft die Abneigung des Irrlichts gegenüber den Ruinen offenbar mühelos in den Hintergrund gedrängt hatte.
    Tarean warf dem Greifen einen Blick zu. »Ro’ik. Halt die Augen offen.«
    Das Vogelpferd krächzte bestätigend und setzte sich hinter ihm in Bewegung, als der Junge dem Irrlicht nachging. Sie kletterten über den Schutthügelkamm des zweiten Verteidigungsrings von At Arthanoc, passierten dann die eingestürzten Holzunterkünfte der Wolflinge, die zu Calvas’ Wachmannschaft gehört hatten, und traten durch das zertrümmerte Tor der dritten, innersten Wehrmauer in den Innenhof der Burg. Links und rechts von ihnen ragten die schwarzen Mauerreste der Stallungen und Wirtschaftsgebäude von At Arthanoc auf, die noch aus der Zeit stammten, da auf den Turmspitzen der Feste die Banner der westlichen Reiche geweht hatten. Schon unter der Herrschaft des Hexers waren die Gebäude in einem desolaten Zustand gewesen, denn das gesamte Leben der Wolflinge hatte sich zwischen den Mauern abgespielt, sodass niemand wirklich einen Bedarf für die mehrstöckigen Steinbauten gehabt hatte. Unter dem Angriff der Steinernen aber waren die Gebäude fast vollends in sich zusammengestürzt. Nur hier und da ragten vereinzelte Wandstücke aus dem Schutt hervor, stumm, anklagend – und ein hervorragendes Versteck für mögliche Feinde.
    Tarean hielt kurz inne und lauschte auf verräterische Geräusche, das Knirschen von Steinsplittern unter Stiefelsohlen oder das Prasseln von Geröll, das infolge eines unbedachten Schrittes einen Schutthang hinabrutschte. Doch er hörte nichts als den Wind, der um die Ruine strich, und das ferne Krächzen schwarz gefiederter Vögel, die am Himmel über ihm dahinzogen.
    »Komm, Tarean!«, rief ihm Moosbeere zu, einmal mehr jede Vorsicht vergessend. Das Irrlicht schwebte bereits am Rand des enormen Trümmerhaufens aus zerborstenen Steinquadern, der sich an der Stelle auftürmte, wo sich einst das Innerste von At Arthanoc befunden hatte: der Bergfried, Calvas’ Domizil. Mittlerweile glühte sie wie eine winzige Sonne, und das erschien dem Jungen schon fast nicht mehr normal.
    Gemeinsam mit Ro’ik suchte er sich einen Weg durch die Trümmer, wobei er gezwungen war, Esdurial zurück in die Scheide zu stecken, um sich mit beiden Händen festhalten zu können und auf dem losen Geröll nicht den Halt zu verlieren. Überrascht stellte er dabei fest, dass der Hexerturm keineswegs zu einem gewöhnlichen Schuttberg zusammengesunken war. Vielmehr schien es, als sei er nach außen zerborsten, sodass sich ein kraterartiger Ringwall aus Trümmern gebildet hatte. In der Mitte aber lag eine freie Fläche. Es handelte sich um den Rest irgendeiner Halle mit breiten Steinfliesen, die zwar unter der Wucht herabfallender Brocken zersplittert, aber wundersamerweise keineswegs völlig darunter begraben worden waren. Stattdessen schien es fast, als hielten Schutt und Trümmer respektvollen Abstand zu dem gut zehn Schritt durchmessenden und an seiner höchsten Stelle vielleicht eine Manneslänge hohen Rund aus Mauerresten, das einen Großteil der flachen Senke einnahm.
    Tarean riss verblüfft die Augen auf. Es handelte sich um das Herz des Hexerturms, jenen schier endlos in die Tiefe reichenden Schacht, der sich von Calvas’ Thronsaal an der Spitze des gewaltigen Bergfrieds bis in den Schoß der Erde unter den Grundmauern der Burg erstreckt hatte. Der Junge erinnerte sich noch gut an den schneidenden Wind, der aus der Tiefe emporgeweht war, und an das weiße, an Schneetreiben erinnernde Wirbeln, das den gähnenden Abgrund erfüllt hatte. Er hatte fest damit gerechnet, dass dieses Portal in ein Reich der Finsternis beim Einsturz von At Arthanoc verschlossen worden war. Aber es stand nach wie vor offen, und auch jetzt spürte Tarean die Kälte, die aus ihm hervordrang.
    Langsam glitt der Junge den Schuttabhang hinab auf das Steinrund zu. Als er näher kam, fiel ihm auf, dass die Trümmer um den Mauerrest offenbar absichtlich beiseitegeräumt worden waren. Denn auf dem vielleicht fünf Schritt breiten Streifen, der dadurch entstanden war,

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