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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Reihen in den Fels gesteckter Schwerter, dem einzigen Andenken, das man den zahllosen tapferen Frauen und Männern hatte zuteilwerden lassen können, vor seinem inneren Auge aufsteigen. Doch er konnte und wollte dieser trostlosen Stätte des Todes an diesem Tag keinen Besuch abstatten. Er war nicht gekommen, um sich in der Vergangenheit zu verlieren, sondern um eine Zukunft zu finden.
    »Moosbeere?«
    »Ja?«
    »Wir sind nicht den ganzen weiten Weg hierher gereist, um jetzt kurz vor dem Ziel zu verzagen. Also beginnen wir besser mit der Suche, so lange wir noch etwas Tageslicht haben.« Bei Nacht wollte der Junge lieber ein paar Meilen Abstand zwischen sich und diesem verfluchten Ort wissen. Zwar hatte sich bislang kein Leben gezeigt, aber das hieß nicht, dass At Arthanoc völlig tot und verlassen war. Allein der seltsame Ruf hatte gezeigt, dass den Steinernen und ihren menschlichen Helfern bei der Durchsuchung der Burg das ein oder andere Geheimnis entgangen war.
    Tarean schwang sich auf Ro’iks Rücken und lenkte den Greif langsam die Anhöhe hinab und über die felsige Ebene, an deren Nordrand einst At Arthanoc gestanden hatte. Schweigend ließ er den Blick über das damalige Schlachtfeld gleiten, stets befürchtend, er könne irgendetwas – einen Dolch, ein Stück Wappenrock, den zerfetzten Rest eines Banners – erspähen, das ihm bekannt vorkäme. Er erinnerte sich an die Träume, die ihn in den Wochen nach der Schlacht immer wieder heimgesucht hatten. Die Träume, in denen er über dieses grausige Feld voller Leichen gestolpert war und irgendetwas gesucht hatte, das er unbedingt hatte finden müssen, aber nicht hatte entdecken können. Wilfert … Karnodrim … nicht dran denken! Er schloss kurz die Augen und versuchte seinen Geist auf das Hier und Jetzt zu lenken. Du kannst die Toten nicht wieder zum Leben erwecken. Aber vielleicht kannst du eine Überlebende vor dem Tod bewahren.
    Doch seine mahnenden Gedanken waren völlig unnötig. Wie von selbst erzwang die gewaltige Burgruine Tareans Aufmerksamkeit, als sie näher ritten. Drohend ragten die Trümmerberge vor ihnen auf, schwarzer Stein, von der sinkenden Sonne in blutrotes Licht getaucht. Ein unheilvolles Labyrinth erwartete sie zwischen diesen eingestürzten Mauern, das wie geschaffen schien, um streunenden Wolflingen oder schlimmeren Wesenheiten aus Calvas’ früherer Armee als Unterschlupf und Hinterhalt zu dienen.
    »Vielleicht hätten wir mit dem Beginn unserer Suche besser bis morgen warten sollen«, bemerkte Moosbeere an seiner Seite mit leichtem Unbehagen.
    »Vielleicht«, gab Tarean zurück, während er aufmerksam das Gelände vor sich musterte. »Aber jetzt sind wir hier. Einen kurzen Überblick können wir uns schon verschaffen. Und was immer an diesem Ort lauern mag – sofern dies denn der Fall ist –, lauert auch morgen noch hier.«
    »Was für eine tröstliche Einsicht«, versetzte das Irrlicht, schwieg dann aber.
    Als sie den Rand der Ruine erreicht hatten, stieg Tarean ab. Seine Erfahrung im Kampf vom Rücken eines Reittiers aus hielt sich in Grenzen, und sollten sich wirklich noch irgendwelche verlorenen Seelen hier herumtreiben, konnten sie sich wirkungsvoller verteidigen, wenn Ro’ik und er nicht als ungeübte Einheit, sondern als zwei eigenständige Kämpfer handelten. Esdurial in der Rechten, drang er tiefer in das Trümmerfeld vor.
    »Spürst du irgendetwas, Moosbeere?«, flüsterte er. »Irgendeinen Hinweis darauf, wo der Zugang zu Kesrondaias Kerker liegen mag?«
    Das Irrlicht schien in sich hineinzuhorchen und schüttelte dann den Kopf. »Nein.« Doch auf einmal zögerte sie. »Aber ich spüre etwas anderes. Dort vorne.« Sie deutete auf einen Schutthügelkamm, der sich ungefähr hundert Schritt vor ihnen und ein wenig zur Rechten befand.
    Tareans merkte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Genau an dieser Stelle hatte der düstere Turm des Hexers in den Himmel geragt. »Was befindet sich dort?«
    Moosbeere deutete ein Schulterzucken an. »Ich kann es dir nicht sagen. Es erinnert mich an die Alte Macht, die in Esdurial ruht, aber anders.« Sie huschte ein paar Schritt voraus, und der Junge sah, dass die Aura des Irrlichts mit jedem Schritt an Leuchtkraft gewann.
    »Moosbeere!«
    »Was ist denn?« Widerwillig hielt Tareans winzige Gefährtin inne und drehte sich zu ihm um. »Es fühlt sich nicht böse an. Der einzige Platz an diesem scheußlichen Ort, der nicht verdorben scheint. Lass es uns anschauen!«
    Der Junge

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