Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
wirklich von den grauen Hünen hier eingesetzt worden, um den Kreis aus Monolithen, die offenbar tatsächlich als Schutz hier errichtet worden waren, zu bewachen. Natürlich konnte Janosthin immer noch ein Gesetzloser sein, der die Waffe auf unredliche Art und Weise an sich gebracht hatte. Aber irgendwie glaubte Tarean das nicht.
»Mein Name ist Tarean, und eine Vision führte mich hierher.«
»Eine Vision? Verstehe«, brummte der Sette, ohne aufzublicken. »Was war das für eine …« Dann brach er unvermittelt ab und hob überrascht den Kopf. »Einen Moment … Hast du gerade Tarean gesagt?« Er stand auf, trat einen ungläubigen Schritt zurück, und dann fiel sein Blick auf Esdurial, das noch immer dort auf der Erde lag, wo Tarean von den Steinfexen überwältigt worden war. Janosthins Augen weiteten sich, als er erkannte, wer hier völlig zerschunden vor ihm saß. »Beim Erdendonner, du bist dieser Junge, der Sohn des Kristalldrachenritters, der den Hexer Calvas und seinen Dämon getötet hat, hier, an derselben Stelle, wo wir uns gerade befinden?!«
Tareans Miene verzog sich zu einem leichten Lächeln. »Ja, der bin ich. Man würde es nicht annehmen, wenn man mich so sieht, nicht wahr?«
Der Sette räusperte sich und kratzte sich am Kopf. »Nun, zumindest scheint dir der Ruhm nicht zu Kopf gestiegen zu sein, wenn ich sehe, mit welch leichtem Gepäck du reist. In der Tat hätte ich ein etwas größeres Gefolge bei dem Mann erwartet, der die Heldentat vollbrachte, die westlichen Reiche von der Tyrannei des Hexers zu befreien. Wo sind deine Gefährten, dieser Bär etwa?«
»Das ist eine längere Geschichte«, erwiderte Tarean. »Von all meinen Freunden begleitet mich im Augenblick nur noch Moosbeere.« Er deutete mit einem Nicken auf das Irrlicht, das schüchtern einige Schritt neben ihnen schwebte.
Janosthin zwinkerte der kleinen, strahlenden Kugel, in die sich Moosbeere in der unmittelbaren Nähe der Monolithen verwandelt hatte, freundlich zu. »Guten Tag, du.«
Lautlos huschte das Irrlicht näher und umkreiste den Setten einmal. »Seid Ihr ein Verwandter von Karnodrim, dem Tüftler?«, fragte Moosbeere mit hellem Stimmchen.
»Karnodrim?« Janosthin hob die buschigen Augenbrauen. »Nein, den Namen habe ich noch nie gehört.«
»Er war ein Sette wie Ihr«, erklärte Tarean. »Und ein treuer Freund, den ich nur viel zu kurz kennen durfte.« Und als ihn Janosthin fragend anblickte, ergänzte er: »Er starb während der Schlacht um At Arthanoc. Es heißt, er habe sich allein einem Glutlanddrachen entgegengestellt und gesiegt – bevor ihn das Ungetüm sterbend mit in den Tod riss.«
»Ein tapferer Mann«, brummte der Sette.
»Ja …« Tarean presste die Lippen zusammen und schwieg für einen Moment. Schließlich wandte er sich erneut an Janosthin. »Aber sagt: Woher wisst Ihr von mir und meinen Gefährten?«
Der Sette räusperte sich. »Nun, das ist ganz einfach: Câch’drokk erzählte mir von eurem Besuch in Tiefgestein – und von eurem Wiedersehen nach der Schlacht.«
Bei dem Namen des gülden gewandeten Steinmenschenführers, den er bei seinem Besuch in der Stadt unter der Erde kennengelernt hatte, horchte Tarean auf. »Ihr kennt Câch’drokk?«
»Ich diene dem Kreis von Tiefgestein«, erwiderte Janosthin. »Natürlich kenne ich Câch’drokk. Er war es, der mir Arev gab, den Runenhammer.« Er deutete auf seinen Hammer. »Und er war es auch, der mich bat, hier die Wacht zu halten, so lange den Steinernen keine Möglichkeit eingefallen ist, den Schlund zu schließen.«
»Den Schlund …« Tarean warf einen nachdenklichen Blick auf das nicht allzu ferne Steinrund, aus dem unablässig ein kalter Wind emporwehte. »Sagt, Janosthin: Wisst Ihr, was es damit auf sich hat?«
Der Sette schüttelte den Kopf, während er sich wieder daranmachte, die Verletzungen des Jungen zu versorgen. »Nein. Niemand weiß es. Die Steinernen sagen, dass ein starker Zauber auf ihm liegt. Und sie glauben, dass Calvas seine Macht aus irgendeiner Quelle in der Tiefe bezogen hat. Es kann also nichts Gutes sein, was sich dort unten befindet – wenn dieser unheimliche Schacht überhaupt ein Ende hat. Nun, jedenfalls schien es dem Kreis angeraten, den Eingang zu dieser Quelle zu versiegeln. Doch bislang hat der Schlund noch jede Steinplatte, mit der man ihn verschließen wollte, zerbrechen und ins Nichts stürzen lassen. Also haben sich die Steinernen darauf beschränkt, die Alte Macht, die ihm entströmt, einzudämmen, indem
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