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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Klinge über die Schulter, packte mit der linken Hand den Drachenstab, mit der rechten Esdurial und nickte. »Ich bin so weit.«
    »Wieso der Stab?«, fragte der Vogelmensch. »Draußen sind keine Drachen.«
    »Ich lasse nichts hier zurück, was für Calvas von Wert sein könnte«, gab Tarean grimmig zurück.
    Sein Freund nickte verstehend.
    Gemeinsam eilten sie durch den Flur zurück und die Treppe hinab zur Schankstube. Der Wirt, der, nun selbst mit einer überdimensionierten Bratpfanne bewaffnet, durch das Fenster neben der mittlerweile verriegelten Eingangstür des Gasthauses blickte, schüttelte aufmunternd die geballte Faust. »Schlund und Abgrund, zeigt es den räudigen Biestern.«
    »Keine Sorge, das haben wir vor«, gab Iegi zurück, als ihr Gastgeber ihnen den Weg nach draußen öffnete und sie in die Dunkelheit hinaushuschten.
    »Wohin jetzt?«, fragte der junge Vogelmensch leise.
    Doch ihnen blieben keine zwei Herzschläge, um sich auf der nächtlichen Straße zu orientieren, denn kaum hatte Iegi die Worte ausgesprochen, als sich auch schon drei dunkle, massige Schatten knurrend auf sie stürzten.
    »Esdurial«, schrie Tarean und hob die machterfüllte Waffe vor sich in die Luft. Sofort loderte weißes Drachenfeuer die Runenklinge empor, und mit einem dumpfen Schlag erwachte das tausend Jahre alte Schwert aus den Schmieden der Unterirdischen zu strahlendem Leben. Eine Flutwelle aus Licht fuhr über ihre Angreifer hinweg und blendete sie, ließ sie gepeinigt jaulend mitten im Sprung herumfahren. Mit einem Mal war die Straße der kleinen Siedlung so hell erleuchtet, als sei ein Stern vom Himmel gefallen und direkt zwischen den niedrigen Häusern eingeschlagen.
    Iegi stimmte mit einem begeisterten Jagdschrei in Tareans Ruf ein und machte einen Satz nach vorne. Sein Kampfstab wurde zu einem verwischten Schemen in der kalten Nachtluft, als der junge Taijirin herumwirbelte und den ersten Wolfling, der noch japsend die haarigen Pfoten mit den zwei schwarzen Krummdolchen vor die Augen geschlagen hatte, mit einem tief gezielten Schwinger des verstärkten unteren Endes von den Füßen holte. Krachend landete der schwere Leib des Grawls auf dem Erdboden. Gleichzeitig riss Iegi die Waffe empor, ließ sie in der Luft eine Dreivierteldrehung beschreiben und setzte seinen Gegner dann mit einem zweiten, senkrecht geführten Hieb außer Gefecht.
    Tarean bereute unterdessen bereits seine Idee, den Drachenstab mit in den Kampf zu nehmen, denn er hatte sich so sehr daran gewöhnt, Esdurial zweihändig zu führen, dass ihm seine einhändigen Schläge unbeholfen und schwach vorkamen. Wäre Esdurial nicht die Klinge gewesen, die sie war, hätten die halbherzigen Streiche des Jungen vermutlich kaum Schaden angerichtet. Doch die Macht des Schwertes vervielfachte die Kraft jedes Schlags und zerteilte zerschlissenes Rüstzeug und zähes Fleisch mit der gleichen furchtbaren Beiläufigkeit. Der zweite ihrer drei Angreifer brach tot zusammen, bevor er auch nur erkannte, wem er und seine Gefährten da aufgelauert hatten.
    Der dritte Grawl stieß ein überraschtes Keuchen aus, warf seine Axt von sich und wandte sich mit einem Heulen zur Flucht. Iegi schrie begeistert auf und setzte ihm nach.
    Aus dem benachbarten Stall vernahm Tarean plötzlich Tumult. Ro’ik stieß einen nervösen Schrei aus, und ein winziges, helles Stimmchen rief panisch seinen Namen.
    »Iegi! Der Stall!«
    »Keine Sorge, den habe ich gleich«, rief der Vogelmensch über die Schulter zurück. »Geh schon mal vor.« Dann verschwand er um die nächste Hausecke.
    Tareans Blick huschte für einen Moment unentschlossen von der Hausecke zur Stalltür und zurück. Dann fluchte er und rannte auf den hölzernen Schuppen zu, in dem die Besucher des Gasthauses ihre Reittiere untergestellt hatten.
    Mit einer schwungvollen Bewegung riss er den rechten Torflügel auf und sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Im weißen Licht Esdurials erblickte er die geflügelte Gestalt Raisils, die wie ein grausig verzerrtes Abbild ihres früheren Selbst über Ro’ik im niedrigen Gebälk des Stalles kauerte. Ihre Kleidung war schmutzig, und ihre wunderschönen Schwingen wirkten zerrupft, als sei sie damit beim Landen in einem Baumwipfel hängen geblieben. Die Finger zu Klauen verkrümmt, hatte sie beide Hände um den kräftigen Schnabel des Greifen geschlossen und zwang dessen gefiedertes Haupt, zu ihr aufzublicken. Das Tier stampfte nervös mit den Hinterbeinen und rollte mit den

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