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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dabei vornehmlich auf seine Fechtkunst verließ und nicht auf seine magischen Kräfte, ließ erahnen, dass der Geist in Raisils Körper schwächer war, als er es jemals freiwillig eingestanden hätte.
    Auch Moosbeere griff nun in das Duell ein und umtänzelte den Kopf Raisils, um sie mit blitzschnellen Vorstößen zu blenden und zu verwirren. Als dann auch noch Iegi in Begleitung des schwarzhaarigen, vernarbten Setten und seiner Brüder im Eingang des Stalls erschien, stieß der Hexenmeister einen enttäuschten Schrei aus, warf den Neuankömmlingen kraftvoll den Drachenstab entgegen, ging dann in die Hocke und rief einen letzten Zauber aus sich hervor. Für einen Lidschlag schien ein violettes Feuer Raisils Körper regelrecht zum Glühen zu bringen. Dann explodierte eine machterfüllte Druckwelle in alle Richtungen, zerschmetterte die Bretterverschläge der Tiere, ließ Stützbalken knirschend einknicken und wirbelte alle Umstehenden davon wie Blätter im Sturmwind.
    Kaum einen Herzschlag später war Calvas aufgesprungen und mit zwei raschen Sätzen bei Tareans Greif. Er schwang sich auf den Rücken Ro’iks, presste ihm die Hände links und rechts an das gefiederte Vogelhaupt und flüsterte einen unhörbaren Befehl. Das Vogelpferd warf den Kopf zurück, stieß einen schrillen Schrei aus und preschte dann mit wildem Blick aus seinem Verschlag, an den am Boden Liegenden vorbei und zum geöffneten Stalltor hinaus.
    »Wir sehen uns wieder, Tarean!«, rief Raisil zum Abschied. Dann galoppierte sie in die Dunkelheit davon. Ein ungezielt abgeschossener Armbrustbolzen eines der Setten flog ihr hinterher und blieb mit einem dumpfen Schlag in einem nahen Baum stecken.
    Ächzend kam Tarean auf die Beine. »Moosbeere, Iegi, alles in Ordnung?«
    Der Vogelmensch rappelte sich aus den Trümmern eines Pferchs auf, in dem zwei völlig verängstigte Ponys standen. »Es geht mir gut.« Er verzog das Gesicht, als er den breiten Holzsplitter bemerkte, der in seinem Oberschenkel steckte. »Mehr oder weniger jedenfalls.«
    Moosbeere schwirrte von draußen herein. »Die Wolflinge sind auf der Flucht«, verkündete sie. »Die Setten jagen sie zurück in die Wälder.«
    »Offenbar haben die Wölfe ihre Schuldigkeit getan«, mutmaßte Tarean.
    »Aber der ganze Aufwand, nur um Ro’ik zu stehlen?«, presste der Taijirinprinz hervor, während er zu einem umgestürzten Schemel humpelte, diesen aufstellte und sich darauf niederließ.
    Tarean zuckte die Schultern. Die leicht zerrupft wirkenden Flügel Raisils kamen ihm wieder in den Sinn. »Ich kann es mir nur so erklären, dass Calvas’ Geist nicht imstande ist, über längere Strecken hinweg selbst zu fliegen. Auch wenn er in Raisils Körper steckt, ist er einfach nicht geübt darin. Und das schnellste Fortbewegungsmittel zwischen Airianis und dem Bruch dürfte Ro’ik sein.«
    »Aber warum dann der ganze Aufwand mit den Grawls? Wieso hat er uns nicht einfach in einer der vorigen Nächte angegriffen?«
    »Vielleicht befürchtete er, wir würden uns durch die Luft aus dem Staub machen. Oder vielleicht baute er auch darauf, dass wir auf seine kleine Ablenkung anspringen und den Setten zu Hilfe eilen würden, ohne seinen Diebstahl rechtzeitig zu bemerken.« Tarean zuckte mit den Achseln. »Möglicherweise trieb ihn aber auch ein ganz anderer boshafter Plan hierher, den wir noch nicht durchschaut haben. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur«, und damit verfinsterte sich seine Miene, »dass wir Ro’ik verloren haben und ich von jetzt an zu Fuß gehen muss. Das wird uns Zeit kosten.«
    Plötzlich stand der Schankwirt im zertrümmerten Türrahmen. Er hatte noch immer die Bratpfanne in der Hand, und sein Gesicht war vor Aufregung stark gerötet. »Also, ich habe zwar keine Ahnung, worum es hier geht«, sagte er und bezog sich damit offenbar auf die letzten Worte Tareans, die er mitgehört zu haben schien, »aber wenn es an einem zuverlässigen Fortbewegungsmittel mangelt, kann ich unter Umständen aushelfen.«
    »Warum ausgerechnet Ponys?«, rief Tarean zum wiederholten Male an diesem Morgen aus, während sein vierbeiniger neuer Reisegefährte beharrlich, aber keineswegs schneller als notwendig, den flach ansteigenden Hang zu der baumbewachsenen Hügelkuppe vor ihnen emporkletterte. Der Junge versuchte, das braun-weiß gescheckte Tier mit sanften Hackenstößen in den rundlichen Bauch zu etwas mehr Begeisterung anzuspornen, doch das Pony schnaubte nur unwillig und beachtete seinen Reiter ansonsten nicht

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