Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
weiter.
    Auf Iegis Miene blitzte ein schiefes Grinsen auf. »Sei dankbar, dass der Wirt sie uns so günstig vermacht hat, nachdem wir ihn von der Dringlichkeit der Angelegenheit überzeugt hatten.«
    »Er hat sie uns geliehen! Und das auch nur, nachdem wir ihm auf unsere Ehre und die unserer Väter geschworen haben, die Ponys bei seinem Bruder in Steilklipp wieder abzugeben«, erinnerte Tarean seinen Freund, der nur deshalb auf dem Rücken eines zweiten Kleinpferdes saß, statt durch die Luft zu fliegen, weil sein Oberschenkel noch nicht verheilt war. Nach dem Angriff der Wolflinge auf das Dorf der Setten hatten so viele gute Männer mit schweren Wunden daniedergelegen, dass sich die beiden Jungen geschämt hätten, die Fähigkeiten Kinrains für eine einfache Fleischwunde zu verschwenden. So hatten sie vielmehr die Nacht über getan, was sie konnten, um den Verwundeten ein wenig ihr Leid zu erleichtern, was zur Folge gehabt hatte, dass Iegi erst bei ihrem Aufbruch am heutigen Morgen dazu gekommen war, das heilkräftige Amulett überzustreifen.
    »Sei trotzdem dankbar«, beharrte der Taijirinprinz. »Müsstest du laufen, kämen wir noch langsamer voran.«
    Tarean brummte eine widerwillige Zustimmung. Selbstverständlich fühlte er sich im Grunde seines Herzens dem Schankwirt des »Schwarzen Brulls« zutiefst verpflichtet, denn obwohl Iegi und er Fremde gewesen waren, hatte er ihnen ihr beherztes, wenn auch nur bedingt von Erfolg gekröntes Eingreifen während des Angriffs der Wolflinge mit einer Hilfsbereitschaft gedankt, die keineswegs gewöhnlich war. Genau genommen richtete sich Tareans Unwillen auch weniger gegen die armen Ponys, die wahrscheinlich ihr Bestes gaben, um ihre unruhigen Reiter durch Undurs Karstlandschaft nach Steilklipp zu bringen, der Stadt am oberen Rand des Bruchs. Er war vielmehr wütend auf sich selbst, weil er zugelassen hatte – oder genauer: nicht hatte verhindern können –, dass Calvas einmal mehr entkommen war und zudem Ro’ik entführt hatte. Erst Raisil, jetzt Ro’ik. Wenn das so weitergeht, stehe ich am Ende alleine vor den Toren der Dunkelreiche, dachte er sarkastisch.
    »Bei den Lichtgefiederten!«, entfuhr es Iegi neben ihm auf einmal entgeistert.
    Tarean blickte auf. »Was ist los?«, fragte er, doch bevor sein Freund auch nur zu einer Erwiderung ansetzen konnte, sah der Junge es selbst. Sie hatten soeben die bewaldete Hügelkuppe erreicht und blickten nun auf eine schmale Senke hinab, die sich zwischen zwei flachen, von lichtem Laubwald bewachsenen Kämmen in Richtung eines quer verlaufenden Talgrunds etwa eine halbe Meile hangabwärts erstreckte. Aus einer kleinen Quelle entsprang ein Bach, der leise plätschernd über das helle, ausgewaschene Karstgestein setzte, um in ein nahezu kreisrundes Steinbecken zu münden, von wo aus er, dem Talverlauf folgend, aus ihrem Blickfeld verschwand. Obschon ein durchaus beschaulicher Flecken, hätte der Ort kaum die Aufmerksamkeit der beiden Jungen auf sich ziehen können, wären die Senke und die beiden Hänge zur Linken und zur Rechten nicht von den Leibern toter Wolflinge übersät gewesen.
    Tarean zügelte sein Pony und ließ fassungslos den Blick schweifen. »Dreigötter! Was ist denn hier geschehen?«
    Es mochten sicher zwanzig an der Zahl sein. Und sie sahen aus, als hätten sie sich gegenseitig regelrecht zerfleischt. Viele der Körper wiesen klaffende Wunden auf, die von den schwarzen Äxten und schartigen Kurzschwertern gerissen worden waren, mit denen die Grawls in den Kampf zu ziehen pflegten. Manche Leichen lagen aber auch so verrenkt auf den Steinen, als seien ihnen alle Knochen im Leib gebrochen worden. Blut und Fellbüschel und andere, noch grausigere Dinge, die Tarean lieber nicht so genau betrachten wollte, besudelten den Erdboden. Und über all dem lag ein Gestank des Todes, der dem Jungen schier den Magen umdrehte. Tarean hatte in seinem Leben schon das eine oder andere Schlachtfeld gesehen, nicht zuletzt die gewaltige Walstatt vor den Toren von At Arthanoc – und dennoch erschütterte ihn dieser Anblick gnadenloser, brutaler Wildheit an diesem scheinbar friedlichsten aller Flecken Undurs.
    Iegi glitt vom Rücken seines Ponys. »Lass uns das mal näher anschauen.«
    Tarean rümpfte angewidert die Nase. »Was gibt es denn dort noch zu sehen?«, wollte er wissen.
    »Es muss doch einen Grund für dieses Gemetzel geben«, sagte der junge Vogelmensch. »Vielleicht haben sie um irgendetwas gekämpft, das nun noch dort,

Weitere Kostenlose Bücher