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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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dafür hatte Allah sie mit einem Sohn gesegnet.
    Aber da sie nie vergessen hatte, dass die Liebe sich nicht festhalten ließ, hatte sie ihren Sohn Diss dazu erzogen, auf sein Herz zu hören. Und Diss war ein guter Schüler, der auf das achtete, was sein Gefühl ihm sagte. Und genau dieses Gefühl lenkte ihn durch die schmalen Wege des Zeltdorfes.
    Diss war durchaus bewusst, dass er nicht eine Minute aus den Augen gelassen wurde. Einer der Söhne Scheich Hassans folgte ihm. Kachir oder Kilan, er wusste nicht, wer wer war. Aber das spielte auch gar keine Rolle. Klar war nur, dass er ihm zeigen wollte, dass man einen Fremden nicht unbeaufsichtigt ließ. Denn der Wüstenmann versuchte nicht einmal so zu tun, als ob er ihm nicht folgte. Er kam zwar nicht so nahe, dass Diss mit ihm hätte reden können, doch blieb auch nicht so weit zurück, dass sich Diss hätte aus dem Staub machen können.
    Aber der junge Mann machte sich nichts daraus. Er rechnete sowieso nicht damit, das Mädchen, das einmal zu ihm gehören würde, sprechen zu können. Ein kurzer Blick auf sie würde ihm schon genügen. Zumindest hoffte er, dass ein Blick genügen würde um zu erkennen, was ihn vervollständigen würde.
    Ziemlich verrückt eigentlich. Er war zehn Jahre jünger als Tarek, der die Verbindung mit einer Frau, als die größte Strafe auf Allahs Erdboden ansah, auch wenn er sich der Freudenmädchen bediente. Und er selbst lechzte danach, das Wüstenmädchen zu finden, das er lieben konnte.
    Die Welt war verkehrt! Die Reife, die er in sich fühlte, erschreckte Diss manches Mal selbst. Es war fast so, als wäre er schon vor langem ein Mann geworden und hätte dabei die Zeit als Halbwüchsiger übersprungen.
    Aber selbst wenn es so war, sah das ein Außenstehender dem jungen Mann nicht an. Sein Gesicht wirkte ohne Bart viel zu zart. Sein Körper, zwar muskulös, aber nicht so bullig, wie es bei seinen Brüdern der Fall war, konnte nur schwer beeindrucken. Er wirkte alles in allem viel zu harmlos und liebenswürdig, kein Mann, dem man ein Mädchen zum Heiraten übergeben würde.
    Dass man ihm, auf Grund seiner Statur, nur wenig Aufmerksamkeit schenkte, rächte sich jetzt für eine kleine, schlanke Person. Zwar konnte Diss nicht sagen, woher dieser Wirbelwind so plötzlich gekommen war, doch versuchte er den Zusammenstoß zumindest soweit abzufangen, dass keiner von ihnen beiden im Staub landete.
    Dann hörte er ein atemloses Lachen und das traf ihn wie ein Vorschlaghammer. Aber noch ehe er einen Blick auf das werfen konnte, was er da vor einen Sturz bewahrt hatte, wurde er auch schon grob zurückgerissen. Die Sicht wurde ihm von einem männlichen Körper verstellt; Kachir oder Kilan, wie auch immer.
    „Du hast hier nichts verloren“, wurde die Person angeschnauzt, mit der Diss zusammengestoßen war. Auch wenn man ihn dabei böse fixierte. Diss war es nicht möglich, sich diesem Blick zu entziehen und an seinem Gegenüber vorbeizusehen. Dafür hörte er aber eine weibliche Stimme eine Entschuldigung murmeln.
    „Entschuldige Kilan, entschuldigt edler Fremder!“
    Das war alles, was Diss von der kurzen Begegnung in sich aufnehmen konnte. Denn Kilan hinderte ihn weiter daran, einen Blick auf das weibliche Wesen zu erhaschen. Und sein Bewacher gab ihm nicht einmal den kleinsten Hinweis darauf, wer da in ihn gerannt war. Kein lasst die Finger von meiner Schwester , oder haltet Euch von den Haremsdamen fern. Nicht die kleinste Andeutung auf die Identität der Maid kam über seine Lippen.
    Kein Wüstenmann sprach mit einem Fremden über die weiblichen Mitglieder seiner Familie. Es sah also nicht so aus, als würde Diss erfahren, wer sie war. Außer, dass es sich bei diesem weiblichen Wesen um die Frau oder das Mädchen handeln musste, die er lieben würde.
    * * *
    Tareks Streifzug durch die Zeltstadt erwies sich als ziemlich unbefriedigend. Er konnte nicht wirklich etwas entdecken, was ihm geholfen hätte Scheich Hassan einzuschätzen. Das Einzige, was er herausfand war, wo man seine und Diss Begleitgarde untergebracht hatte. Und dass der Scheich die, als Brautpreis mitgeführten Pferde schon seiner Herde zugeführt hatte.
    Wenn Tarek also davon ausging, dass mit dieser Geste bereits eine Zustimmung zu dem Anliegen seines Vaters erfolgt war, dann würde er in absehbarer Zeit die Gelegenheit erhalten, unter den Töchtern des Scheichs seine Wahl zu treffen. Verdammt! Er hatte sich etwas vorgemacht, als er dachte, er könne noch einmal aus dieser Sache

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