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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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ankam, wusste er darum nicht. Und da es ihm egal war, hatte er keine Probleme damit, diese Information weiterzugeben.
    „Ich, mein älterer Bruder Ismail und noch fünf Schwestern entstammen der Verbindung Scheich Amir mit seiner zweiten Frau Hannifa. Mein jüngerer Bruder Diss, ist der einzige Spross meines Vaters mit seiner dritten Frau Miriam.“
    Tareks Aufzählung wurde mit einer gehörigen Portion Gleichmut aufgenommen. Bis zu dem Augenblick, als Tarek den Namen Miriam erwähnte. In diesem Augenblick richteten sich die Augen des Scheichs auf Diss und sahen ihn durchdringend an. Und die nächsten Worte des Scheichs klangen ausgesprochen neutral, obwohl der Scheich seinen intensiven Blick nicht von Diss abwandte.
    „Soweit ich mich erinnere, brach unsere Freundschaft zu dem Zeitpunkt entzwei, als er sich seine dritte Frau nahm. Aber das ist schon so viele Jahre her, dass ich mich wundere, wie jung Ihr noch seid, mein Freund.“
    Das dünne Lächeln, das auf Scheich Hassans Lippen lag, erreichte nicht einmal ansatzweise seine Augen.
    „Tatsächlich“, gab Diss zu, „rechnete meine Mutter nicht mehr damit, jemals ein Kind zu bekommen, nachdem sie jahrelang nicht empfangen hatte.“
    „Dann werdet Ihr die größte Freude Eurer Mutter sein“, vermutete der Scheich.
    „Nicht nur meiner Mutter“, nickte Diss ahnungslos. „Einer von dreien zu sein, macht mich für den ganzen Palast zu etwas Besonderem. Tarek und Ismail geht es nicht anders.“
    Dieses Mal erreichte das Lächeln Scheich Hassans Augen. Er erlebte so etwas wie ein Triumpfgefühl. Amir hatte ihm seinen wertvollsten Besitz in die Hände gegeben, seine beiden Söhne. Und nicht nur das, einer dieser Söhne hatte auch noch die Frau zur Mutter, die er vor langer Zeit sein Eigen nennen wollte. Es gab Gerechtigkeit auf dieser Welt und er, Hassan, würde diese Gerechtigkeit noch ein klein wenig ausdehnen.
    Hassan ließ sich von diesen Gedanken nichts anmerken und kam zu dem Thema, dass sie hier alle zusammengeführt hatte.
    „Da Scheich Amirs Anfrage nach einer Braut für einen seiner Söhne doch sehr überraschend kam, bin ich mir noch nicht ganz sicher, welche meiner Töchter diesem Angebot gerecht wird. Darum müsst Ihr verzeihen, wenn ich noch ein wenig Zeit benötige, um die richtige Entscheidung zu treffen.
    Bis es so weit ist, bitte ich Euch, die Söhne des Amir, mit aller Höflichkeit, Euch wie zu Hause zu fühlen. Mein Zelt gehört Euch. Wenn Ihr etwas braucht oder eine Frage habt, wendet Euch vertrauensvoll an Kachir oder Kilan. Sie stehen Euch jederzeit zur Verfügung.
    Und jetzt müsst Ihr mich entschuldigen. Ich werde gründlich über meine Wahl nachdenken.“
    Damit erhob sich der Scheich von seinem Platz, wartete darauf, dass seine Gäste es ihm gleich taten und verließ dann den Besucherbereich seines Zeltes. Kilan und Kachir gab er dabei ein Zeichen, ihm zu folgen.
    „Das lief doch ganz gut“, stellte Diss zufrieden fest. „Der Scheich war heute wesentlich zugänglicher als gestern.“
    Genau das beunruhigte Tarek.
     

4
     
     
    Sie versuchte nicht an den Schmerz zu denken, der durch ihren Rücken schoss, wenn sie sich bückte und dann wieder streckte, um die langen Stoffbahnen aufzuhängen. Sie versuchte, sich auf die Ferse eines Liedes zu konzentrieren, um alles andere auszublenden. Das funktionierte ganz gut, zumindest solange, bis ihre eigenen Tränen ihr den Atem für die lautlos gesprochenen Worte raubten.
    Gut, es klappte eben nicht immer, sich zu überlisten. Aber das spielte im Augenblick sowieso keine Rolle, da sie gerade keiner sehen konnte, der sie wegen der Tränen erneut bestrafen konnte. Und ein Schluchzen würde sie ganz bestimmt nicht von sich geben. Sie hatte gelernt lautlos zu weinen, ohne nach Luft zu ringen oder tiefer zu atmen. Denn das hätte ihr nur noch mehr an Bestrafung eingebracht.
    Bestrafung! Wem wollte sie etwas vormachen? Bestrafung gab es dafür, wenn man etwas Unrechtes getan hatte. Aber sie hatte nichts Unrechtes getan. Sie tat nie etwas Unrechtes, für das man Strafe verdiente. Sie hatte nur das Pech, gehasst zu werden. Und der Hass hatte auch keinen Grund, wenigstens keinen, den sie kannte.
    Die Strafe, die sie sich am vergangenen Abend eingehandelt hatte, war auch nur einem vollkommen nichtigen Anlass entsprungen. Die Ankunft einer Gruppe Fremder hatte gereicht, um die Boshaftigkeit der ersten Frau des Scheichs zu entfesseln. Es war ein genauso guter Grund, wie jeder andere, um Zaara dafür zu

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