Tareks Versprechen
herauskommen. Er hätte wissen sollen, dass sein Vater keinen Plan verfolgte, der nicht auch aufgehen würde. Schließlich hatte dieser alte Fuchs immer Erfolg. Nur bei der Erzeugung einer Schar männlicher Nachkommen war er bisher gescheitert. Darum befand sich Tarek jetzt auch in dieser Situation.
Eine Ehefrau, ein Wesen, um das man sich kümmern musste, das von einem abhing. Das war nichts, was er jemals gewollt hatte. Keine verpflichtende Verbindung, die schnell zu einer Bürde für sein ganzes Leben wurde. Das war es was er hatte vermeiden wollen. Nur stand er jetzt kurz davor, sich diesem Schicksal zu ergeben. Hölle! Er hoffte, nein, er betete, kein Mädchen würde ihn haben wollen!
Aber auch da machte er sich etwas vor. Denn keine Wüstentochter hatte wirklich die Wahl, wenn es darum ging, durch Heirat eine Allianz zu schließen. Und so, wie Scheich Hassan auf ihn gewirkt hatte, war der nicht weniger von seinen Entscheidungen überzeugt, als sein Vater.
Es wurde Zeit, sich damit abzufinden und sich lieber eine Strategie zu überlegen, wie er zumindest seinem Vater ein Schnippchen schlagen konnte. Wenn er davon ausging, wie der Scheich und auch dessen Söhne, auf ihn wirkten, dann konnte es durchaus sein, dass auch die Töchter nicht gerade mit allzu viel Lieblichkeit aufwarten konnten.
In Tareks Augen ein unbestreitbarer Vorteil. Schließlich wollte er nicht in Leidenschaft für seine zukünftige Frau entbrennen. Sein Plan bestand eher darin, sich bei Bedarf der Freudenmädchen zu bedienen, die es in den einschlägigen Etablissements gab. Mit einer Ehefrau ein Kind zu zeugen, stand nicht zur Debatte! Manche Dinge konnte selbst sein Vater nicht erzwingen!
Der Vormittag zwischen den Wohnzelten brachte Tarek nichts weiter ein als Kopfschmerzen. Aber das hatte auch sein Gutes. Denn seine Laune wurde dadurch nicht eben freundlicher. Schlecht gelaunt, mit Schmerzfalten auf der Stirn, sah er auch gewaschen, jedoch immer noch in dunklen Gewändern, nicht besonders ansprechend aus.
„Himmel, Tarek“, stöhnte Diss, als er zusammen mit seinem Bruder darauf wartete, zu Scheich Hassan vorgelassen zu werden. „Konntest du nicht einmal versuchen wie ein zivilisierter Mensch auszusehen?“
Tarek war schon schlecht gelaunt und die Worte seines Bruders halfen nicht dabei, seine Laune zu verbessern.
„Was willst du denn? Ich habe mir doch saubere Kleidung angezogen“, verteidigte er sich.
„Ja, ja, das sehe ich selbst. Aber nimm zum Geier noch mal diese dunklen Stoffbahnen aus deinem Gesicht. Oder erwartest du einen Wüstensturm in Scheich Hassans Zelt?“
Ein finsterer Blick traf Diss. „Warum bist du denn so darauf aus, einen guten Eindruck zu hinterlassen? Wenn die Stellung und der Brautpreis stimmen, wird selbst der hässlichste Vogel vermählt!“
Diss verlor die Geduld. Er würde sich von seinem älteren Bruder nicht die Tour vermasseln lassen. Er ging sogar soweit, Tarek anzuschnauzen. „Verdammt noch mal, reiß dich zusammen! Du wirst mir den Einstand bei diesem Scheich nicht versauen! Schließlich werde ich seine Einwilligung auch einmal benötigen!“
Tarek runzelte die Stirn. „Was denn für eine Einwilligung?“
„Schon vergessen? Hier lebt das Mädchen, das ich lieben werde!“
Tarek stöhnte. „Allah verschone mich vor liebeskranken Jünglingen. Du Diss, bist noch nicht einmal so weit, dir einen Bart wachsen zu lassen. Also vergiss den Gedanken, dir könnte jetzt schon die Frau fürs Lebens über den Weg laufen.“
Diss war nicht bereit, seine Überzeugung so durch den Schmutz ziehen zu lassen. Er kannte schließlich sein Schicksal und war damit zufrieden. Hier, im Lager der El Zandara, lebte das Mädchen, das zu ihm gehörte. Da konnte Tarek noch so viel spotten. Tatsachen blieben Tatsachen und das Herz betrog einem nicht!
„Nur weil du dich dagegen sträubst, dass dir irgendwann die richtige Frau begegnen könnte, brauchst du deine miese Einstellung nicht auf mich ausweiten. Ich weiß, was ich weiß und ich bin meinem Schicksal schon begegnet!“
„Hölle, Diss! Sag nicht, eine Tochter des Scheichs wäre für dich bestimmt“, war Tarek mehr entsetzt als überrascht. Und er überlegte, ob die Hoffnung bestand, dass Diss an seiner Stelle verheiratet werden könnte.
„Ich kann dir nicht sagen, ob sie eine Tochter Scheich Hassans ist“, zog der die Stirn in Falten.
„Das kann doch nicht so schwierig sein. Du musst sie doch nur danach fragen.“
Diss überhörte die
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