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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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Eindringlichkeit in der Frage seines Bruders. „Ich kann sie nicht fragen, ich würde sie im Moment nicht einmal erkennen. Ich bin heute Vormittag nur mit ihr zusammengestoßen. Aber bevor ich ihr Gesicht sehen konnte, hat sich dieser Kilan zwischen uns gedrängt.“
    Tarek hätte nicht gedacht, dass sein Bruder so blöd war. Er traf ein Mädchen, hielt sie für die Richtige und schaffte es nicht, einen Blick auf sie zu werfen.
    „Dann frag doch diesen Kilan wer sie ist“, sah Tarek keine Schwierigkeiten.
    „Willst du, dass mich diese Männer lynchen?“
    Das war Tarek im Moment egal. Er sah nur die winzige Chance, dieser Heiratssache zu entgehen, wenn Diss seinen Platz einnahm. Und ihm machte es auch nichts aus, möglicherweise gelyncht zu werden. Konnte schließlich auch nicht schlimmer sein, als verheiratet zu werden.
    Darum nahm er die Gelegenheit wahr, Kilan nach dem Mädchen zu fragen, sobald dieser in Scheich Hassans Vorzelt auftauchte, wo Tarek und Diss warteten.
    „Ihr seid Kilan, nicht wahr“, fragte er einen der beiden Männer, die sie am Vorabend zu ihrem Zelt eskortiert hatten. Und Tarek hatte Glück, gleich den richtigen Sohn des Scheichs angesprochen zu haben. Denn die beiden, die auch jetzt wieder ihre Wachposten einnahmen, gehörten nicht zu der gesprächigsten Sorte. Nur ein kaum merkliches Nicken bestätigte Tareks Frage.
    „Sagt doch, mein Freund, wer war das Mädchen, mit dem mein Bruder heute zusammengestoßen ist?“
    Ein eisiger Blick traf den ältesten der beiden Brüder und auch Diss wurde, nach einem kurzen Verweilen auf Tareks Gesicht, damit bedacht. Das war jedoch schon alles an Reaktion, was auf die Frage folgte.
    Tarek zuckte mit den Schultern als er merkte, dass keine Antwort zu erwarten war. Ein Versuch war es allemal wert, auch wenn der nicht von Erfolg gekrönt wurde. Ein zweiter Versuch, etwas zu erfahren scheiterte bereits daran, dass Hassan jetzt bereit war, die Söhne seines einstigen Freundes zu empfangen.
    Flankiert von Kachir und Kilan durften die Brüder die Räumlichkeiten des Scheichs betreten. Wie schon in der vergangenen Nacht, saß er erneut auf einem Stapel weicher Teppiche und Kissen. Doch dieses Mal lud er die Brüder ein, sich zu ihm zu setzten. Während sie das taten, erstatteten ihre Bewacher dem Scheich flüsternd Bericht, bevor sie sich am Zelteingang postierten und das Treffen emotionslos über sich ergehen ließen.
    Dass der Scheich nicht gleich über den Anlass ihres Besuchs sprechen wollte, merkten die beiden jungen Männer schon daran, dass man Platten mit Speisen zwischen ihnen und dem Scheich aufbaute.
    Scheich Hassan wirkte ausgesprochen gut gelaunt und durchaus bereit, Gastfreundschaft walten zu lassen. Das lockere Gespräch, das er in Gang setzte, diente nicht nur dazu, seine Gäste zu entspannen, sondern war vor allem darauf ausgerichtet, die Situation zu analysieren und einzuschätzen.
    Auch wenn Scheich Hassan schon eine relativ genaue Vorstellung davon hatte, was Amir damit erreichen wollte, sich ihrer einstigen Freundschaft zu erinnern, musste er immer noch herausbekommen, welche Rolle dessen Söhne wirklich in diesem Spiel spielten. Seine Stellung als Clanführer und sein Alter erleichterten es ihm dabei, seine Fragen auf eine sehr direkte Art zu stellen.
    „Es hat mich doch sehr erstaunt, Sohn des Amir, dass Ihr gerade meiner Familie die Ehre erweisen sollt, eine meiner Töchter als Eure Ehefrau zu nehmen“, wandte er sich an Tarek.
    Von wollen konnte keine Rede sein, aber das konnte Tarek dem Scheich kaum offenbaren. Aber wie sich dann ausdrücken, ohne darauf zu spreche zu kommen, dass er und sein Vater sich in dieser Sache nicht einig waren?
    „Mein Vater, Scheich Amir, hat diese Verbindung vorgeschlagen, da er darauf hofft, die alte Verbundenheit wiederherzustellen“, improvisierte er.
    Der Scheich zeigte ein undurchdringliches Lächeln. „Ich bin sicher, Amir hat sich an einige Dinge von früher erinnert, als er auf diese Idee kam.“
    Die Frage war nur, was er sich dabei gedacht hatte. Um eine Versöhnung zwischen ihnen herbeizuführen, hätte er keine dreißig Jahre warten müssen!
    „Sagt doch, mein junger Freund, aus welcher Verbindung Eures Vaters entstammt Ihr?“
    Seit wann spielte so etwas eine Rolle? Ob von einer Ehefrau oder einer Konkubine, war nicht von Bedeutung. Nur der Vater zählte, wenn es darum ging, die Abstammung zu erklären. Aber Scheich Hassan sah das wohl anders. Ob Tareks Erklärung gut oder schlecht

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