Tareks Versprechen
dass Ihr mir eine Eurer Töchter zur Frau gebt.“
Diese Richtigstellung brachte Scheich Hassan dazu, in ein lautes bellendes Lachen auszubrechen. In seinen Augen blitzte etwas auf, was man durchaus als boshaftes Funkeln bezeichnen konnte. Tarek hatte dabei gar kein gutes Gefühl.
„Ein interessanter Gedanke, mein junger Freund. Ein sehr interessanter Gedanke“, erklärte Scheich Hassan und erhob sich von seinem Platz. Er trat auf Tarek zu und musterte ihn von oben bis unten. Die dunkle Kleidung erweckte den Anschein, als ob er ein Dieb auf der Flucht war. Der Turban, den er die meiste Zeit der Reise getragen hatte, verbarg den größten Teil seines Gesichtes und die dunklen Augen wirkten durch die Umrandung der ebenso dunklen Stoffbahnen finster und undurchdringlich.
„Scheich Amir möchte also, dass Ihr mein Schwiegersohn werdet“, wiederholte er erneut Tareks Worte. „Ich werde darüber nachdenken. Doch vorher sagt mir noch, welche Stellung eine meiner Töchter bei Euch einnehmen würde. Welchen Platz in der Reihe von Euren Frauen, wollt Ihr mit dieser Verbindung besetzten?“
Tarek blieb gelassen, auch wenn er am liebsten gesagt hätte, dass er gar keinen Platz hatte, der besetzt werden sollte, da er keine Frau haben wollte. Doch diesen Gedanken konnte man seiner Stimme nicht anmerken, als er Scheich Hassan antwortete.
„Ich habe bisher weder eine Ehefrau, noch eine Konkubine, mit der sich eine zukünftige Frau den Platz teilen müsste“, gab er völlig emotionslos zu.
„Interessant, wirklich interessant. Ich werde gründlich darüber nachdenken müssen. Seid solange meine Gäste. Meine Söhne Kachir und Kilan werden sich um Eure Unterbringung kümmern.“
Er warf zwei der Anwesenden einen kurzen Blick zu und wandte sich dann ab. Die Audienz war beendet und wann sie fortgesetzt wurde, würde sich erst noch zeigen. Aber Tarek hatte es nicht eilig. Vor allem nicht, wenn der Scheich ernsthaft über eine Braut für ihn nachdachte.
Kachir und Kilan waren zwei Männer, die man im freundlichsten Fall als Wilde bezeichnen konnte. Denn sie benahmen sich keineswegs so, als ob Tarek und Diss Gäste wären. Ihr ganzes Verhalten ließ eher den Verdacht aufkommen, dass die beiden sich als Wächter von Schwerverbrechern sahen.
Ein freundliches Wort kam keinem über die Lippen und die finsteren Blicke waren auch nicht gerade vielversprechend. Darum wunderte es Tarek direkt, dass sich Scheich Hassans Söhne nicht vor dem Zelt postierten, dass sie ihm und seinem Bruder als Unterkunft zugewiesen hatten.
Was ihm auch seltsam vorkam war die Tatsache, dass man sie nicht am Rande des Zeltlagers untergebracht hatte. Sie hier, inmitten der persönlichen Unterkünfte des Scheichs und seiner Familie unterzubringen, erschien mehr als nur ungewöhnlich. Aber vielleicht war ein Ort in der Wüste ja auf eine andere Weise gesichert, als es in einem Palast durch Mauern der Fall war.
„Was denkst du, Tarek? Bis jetzt sieht die Sache doch ganz gut aus“, überlegte Diss, der sich auf einem fein geknüpften Teppich setzte, der das Gastzelt schmückte.
„Wenn du mit gut meinst, dass man uns nicht gleich abgewiesen hat, könntest du recht haben“, wusste Tarek nicht wirklich, wie er den Scheich einschätzen sollte. „Allerdings dürfte dir auch aufgefallen sein, dass Scheich Hassan unseren Vater nur als einstigen Freund betitelt hat. Was mich vermuten lässt, dass die beiden nicht gerade als Freunde auseinandergegangen sind.“
„Wenn das so sein sollte, dann könnte es durchaus dazu kommen, dass Scheich Hassan ganz besonderen Wert darauf legt, dass Verhältnis zu Vater wieder zu verbessern“, überlegte Diss.
„Das wäre ja dann in deinem Sinne, Bruder“, war Tarek von dieser Möglichkeit nicht begeistert. „Wenn Hassan die Freundschaft zu Vater wieder aufleben lassen will, wird er die hübschesten seiner Töchter für eine Vermählung vorschlagen.“
„Freu dich darüber!“
Tarek tat etwas ganz anderes, als sich über so ein Ereignis zu freuen. Er wollte keine hübsche Braut. Oder wenn es schon dazu kommen musste, dann sollte sie wenigstens so miesepetrig sein, wie Hassans Söhne Kachir und Kilan. Und so wild wie diese beiden konnte sie seinetwegen auch aussehen.
„Ich bin begeistert“, teilte Tarek seinem Bruder ironisch mit.
Diss lachte nur. Je näher sein Bruder einer Vermählung kam, umso größer wurden seine Chancen, sich einmal nicht dieser Tortur unterziehen zu müssen.
„Ich bin gespannt, ob ich
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