Tareks Versprechen
sie bald sehen werde“, überlegte Diss, während er sich auf den Rücken legte und zum Zelthimmel starrte.
„Die Frau, die ich heiraten soll?“, wunderte sich Tarek, was Diss davon hatte.
Der stützte sich auf einen Ellbogen und sah seinen Bruder, der unruhig im Zelt auf und ab marschierte, vorwurfsvoll an.
„Hast du schon vergessen, dass ich hier das Mädchen meines Herzens finden werde?“, erinnerte er ihn.
Tarek blieb stehen und warf Diss einen Blick zu. „Sag mal, was mache ich hier eigentlich, wenn du es bist, der sich nach einer Frau verzehrt? Wir können immer noch diesem Scheich mitteilen, dass du dir eine Braut aus seinen Töchtern auswählen willst“, schlug Tarek vor und meinte das auch durchaus ernst.
„Und wenn sie keine von Scheich Hassans Töchtern ist? Wenn sie nur eine Dienerin ist, oder jemand, der gerade zu Besuch ist? Was willst du dann machen? Sagen, dass seine Töchter nicht passend sind? Vergiss es, Tarek. Vater macht dir sowieso die Hölle heiß, wenn du ohne eine Frau zu Hause ankommst!“
Das war nicht nur wahrscheinlich, dass stand absolut fest! Falls er es ablehnte, eine von Scheich Hassans Töchtern zur Frau zu nehmen, steckte er in Schwierigkeiten. Aber sollte der Scheich sich gegen eine Verbindung aussprechen, dann bliebe ihm eine letzte Gnadenfrist.
3
Hassan, Scheich der El Zandara, saß in seinem Zelt und hatte es sich auf einem Bodenkissen bequem gemacht. Er beachtete die Konkubine nicht weiter, die er sich etwas früher an diesem Abend in sein Zelt bestellt hatte. Ihn beschäftigte das Gespräch, das er eben geführt hatte. Oder mehr das, was durch dieses Gespräch aus seinen längst begrabenen Erinnerungen wieder aufgetaucht war.
Scheich Amir der Assasia, sein Freund für viele Jahre, sein Begleiter in der Jugend und sein Gefährte in ihren wilden Männerjahren. Der Mann, der ihm vor mehr als dreißig Jahren das Mädchen, das er besitzen wollte entzog, nur um es zu seiner dritten Ehefrau zu machen. Der Mann, der für die Schönheit einer Frau, die Freundschaft verleugnet hatte, die sie für so viele Jahre verband.
Dieser Mann, schickte ihm jetzt seine Söhne, um einen von ihnen eine Tochter zu geben? Dachte Amir wirklich, er, Hassan, würde sich nicht an die Vergangenheit erinnern und ihm etwas von Wert anvertrauen. Eine Tochter, die dieser Hurensohn ebenso hintergehen konnte, wie ihn?
Hassan war sich sicher, das Amir jeden, sei es seine Tochter oder auch nicht, hintergehen würde, wenn es ihm einen Vorteil einbrachte. Warum sonst hätte er vor so langer Zeit die Tatsache ausgenutzt, dass er, Hassan, den Brautpreis für die liebliche Miriam nicht gleich aufbringen konnte?
Dieser Mann führte etwas im Schilde und Hassan hätte zu gerne gewusst, was es war. Was hatte er, was Amir nicht hatte? Was wollte er von ihm, oder besser gesagt, um was wollte ihn dieser Bastard betrügen?
Die Konkubine, die sich um seine Bedürfnisse kümmern sollte, war zu Hassans Füßen eingeschlafen. Er stieß sie an und forderte sie auf, das Zelt zu verlassen.
„Geh, Tanja, und schick mir einen meiner Männer herein, die vor dem Eingang stehen!“
Weggeschickt zu werden, ohne dem Scheich Freude bereitet zu haben, würde der jungen Frau nur Spott und Hohn einbringen. Was aber immer noch besser war, als der Neid und die Missgunst der anderen Frauen, wenn sie für ihre Dienste belohnt worden wäre.
Scheich Hassan beachtete die Konkubine gar nicht weiter, als sie sich vor ihm verneigte und das Zelt verließ. Ihn beschäftigten weiter die beiden Fremden, die in seinem Gästezelt darauf warteten, dass er sich entschied, ob er Amirs Anfrage nachkam.
Said, treuer Diener Scheich Hassans seit vielen Jahren, war ein Ausbund des Wissens und genau der Mann, den der Clanführer jetzt benötigte. Er kannte alle Scheichs der Wüste, ihre persönlichen Belange und viele ihrer Geheimnisse. Wenn irgendjemand ihm weiterhelfen konnte, dann er.
„Said, du hast unseren Besuch gesehen?“
„Ja, Gebieter. Ich habe gesehen, wie sie heute Nachmittag mit einer kleinen Herde Araber-Pferde und einer Eskorte an der Oase angekommen sind“, nickte der Diener.
„Du weißt, zu welchem Stamm sie gehören?“
„Assasia.“
Hassan nickte zufrieden. „Sag mir, was du über diesen Stamm weißt. Sag mir, warum ihr Scheich eine Verbindung zu unserem Clan anstrebt.“
Said wusste, dass es sein Herr nicht schätzte, wenn man ihm eine Lösung präsentierte, die er nicht selbst gefunden hatte. Darum
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