Tareks Versprechen
hätte er das Interesse seines Bruders an Taisia beiseiteschieben müssen, um sie zu wählen. Doch das hatte er nicht getan. Warum? Sollte dieser Besuch vielleicht wirklich ein ernstgemeintes Friedensangebot seines alten Freundes sein?
Eine Entscheidung drüber zu fällen war nicht leicht. Und noch wollte Hassan sie auch nicht treffen, ohne die Söhne des Amirs noch ein wenig mehr zu testen. Und dazu musste er sich nur an die Zusage des jungen Mannes halten. Er hatte sich bereit erklärt, Zaara zu seiner Frau zu machen und das sollte er auch noch an diesem Tag tun.
Für Hassan bedeutete es nicht viel, seine Tochter versorgt zu wissen. Dieses Mädchen war ihm nicht wichtig. Er hatte sie schon vor langer Zeit aus seinen Gedanken verbannt, denn sie war das Kind der Konkubine, die ihn hintergangen hatte. Was aus dem Blut dieses ehrlosen Weibes entstanden war, konnte nur ebenfalls ehrlos sein. Ein Grund mehr, warum sie so hervorragend in dieses Spiel passte.
Sie stand seinem Herzen nicht nahe und es berührte ihn nicht, was ein Mann mit ihr tun würde. Ihre mangelnde Schönheit würde Scheich Amir beschämen, mit dessen Harem es kein Zweiter im Lande an Lieblichkeit aufnehmen konnte. Einen seiner Söhne mit Zaara vermählt zu sehen, war ein kleines Stückchen Rache für diesen alten Hurensohn.
Taisias Rolle bedauerte der Scheich jedoch. Allerdings nicht so sehr, dass er sein Spiel abgebrochen hätte. Er hatte versucht, einen Keil zwischen die Brüder zu treiben, indem er sie Tarek als Frau anbot. Hätte der sich für das Mädchen entschieden, das sein Bruder haben wollte, wäre Hassans Plan aufgegangen. Aber noch war nicht alles verloren und Tarek konnte sich doch noch anders besinnen.
Es machte Hassan nichts aus, die Emotionen seiner Töchter für seine Zwecke zu benutzen. Was kümmerten ihn ihre Ängste, ihr Entsetzen, ihre Überraschung oder ihre Erleichterung. Er verfolgte sein eigenes Ziel und das bestand darin, seinen einstigen Freund so viel Ungemach wie nur möglich zuzufügen. Bedauerlich war nur, dass er dessen Reaktion nicht mitverfolgen konnte, wenn ihm Tareks Frau präsentiert wurde.
„Dann werden wir heute Abend eine Vermählung zelebrieren, meine Freunde. Wenn Ihr, Tarek, morgen Euer Zelt verlasst, ohne Zaara zurückzuweisen, ist diese Verbindung besiegelt.“
5
Zaara hatte Angst, ganz furchtbare Angst. Sie wusste, sie konnte sich gegen ihr Schicksal nicht auflehnen. Aber das änderte nichts an ihrer Furcht. Ihr war klar, dass ihre weitere Zukunft jetzt in den Händen eines Mannes lag, den sie erst vor wenigen Stunden zum ersten Mal gesehen hatte. Und der keinerlei Anlass hatte, freundlich zu ihr zu sein.
Allein die Ankündigung, dass mit der Hochzeit sofort begonnen werden sollte, hatte Sturmwolken in seinen Augen entstehen lassen. Zaara hatte das genau beobachtet. Denn der Schock darüber, dass sie von einer Minute auf die andere einem fremden Mann übergeben wurde, hatte ihren Blick auf seinem Gesicht verharren lassen.
Es war ganz ausgeschlossen, dass der dunkle Fremde seinen Zorn, den er in Anwesenheit ihres Vaters in Zaum gehalten hatte, nun nicht an ihr auslassen würde. Zaara hoffte, dass es ihr möglich war, das was auf sie zukam zu ertragen, ohne das ganze Lager daran teilhaben zu lassen. Denn den Hohn musste sie sowieso ertragen, wenn sie der Fremde am kommenden Morgen aus irgendeinem nichtigen Grund zurückwies.
Eine Hand berührte Zaaras Arm und sie erschrak. Aber es war nur Taisia, der man befohlen hatte, bei Zaara zu bleiben, bis ihr Bräutigam sie aufsuchte. Was das allerdings für einen Zweck haben sollte, konnte sich keines der Mädchen vorstellen.
Taisia war noch zu jung, um Zaara über die Vorgänge im Ehebett zu informieren und dazu war auch sie, von den Geschehnissen dieses Nachmittags, viel zu geschockt.
„Warum hat Vater das getan?“, fragte sie noch immer wie betäubt. „Ich habe ihn nicht wiedererkannt.“
Die leisen und ungläubig gemurmelten Worte, drangen durch Zaaras eigenen Schockzustand durch. Sie drückte die Hand, die noch immer auf ihrem Arm lag und versuchte, ihre jüngere Schwester zu beruhigen. Obwohl sie selbst jemanden gebraucht hätte, der ihr ihre Angst nahm.
„Ich nehme an, Vermählungen haben ihre eigenen Regeln. Und da diese Dinge von Männern ausgehandelt werden, ist der Ton vielleicht ein bisschen rau.“
Was erfand sie da für eine Lüge, nur um ein Mädchen zu trösten, das sich nie für ihre Existenz interessiert hatte? Sie ging
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