Tareks Versprechen
würde? Die erste Frau des Scheichs schlug sie nur auf den Rücken, denn ein Schlag ins Gesicht hätte andere darauf aufmerksam gemacht. Und diese Schande wollte man ihr dann wohl doch nicht antun.
Aber dieses Mal war es ein Mann, der sie züchtigen wollte. Und vielleicht machte es ihm nichts, wenn andere sahen, wofür er verantwortlich war. Vielleicht unterstrich es ja seine Männlichkeit, jedem zu zeigen, dass er seine Frauen im Griff hatte.
Zaara wagte einen kleinen, nur ganz kurzen Blick von unten und stellte fest, dass sie angestarrt wurde. Wutentbrannt angestarrt wurde. Ihr Kopf sackte noch tiefer und Tränen lösten sich aus ihren Augen. Den Hass, den sie gesehen hatte, würde sie nicht überleben. Wenn dieser Mann zuschlug, dann um zu töten.
Doch nichts geschah, zumindest nichts Gewalttätiges. Zaara erhielt nur einen neuen Befehl, dem sie, wegen der Wildheit in den einfachen Worten, sofort nachkam.
„Leg dich unter die Decke, jetzt!“
Tareks Geduld hing nur noch an einem seidenen Faden. Er war so wütend, dass er nicht wusste, wie lange er sich noch beherrschen konnte. Aber die Wut richtete sich nicht auf das Mädchen, auch wenn es für sie so aussah.
Tareks Wut war in dem Moment fast übergekocht als er sah, was seine Braut tat. Sie kniete sich mit entblößtem Rücken auf den Boden und erwartete, dass er sie bestrafte. Wofür, das wusste nur Allah, aber warum sie es tat, war eindeutig. Schläge waren für dieses Mädchen ganz offensichtlich das, was zu ihrem Alltag gehörte. Das zeigte ihr Rücken nur zu deutlich.
Tareks kurzer Blick, ob sie seiner Aufforderung nachgekommen war, hatte sich in Unglauben verwandelt. Denn die Striemen, die er im schwachen Licht der Lampe erkennen konnte zeigten deutlich, dass sie seit langem misshandelt wurde.
Verblasste Blutergüsse kreuzten sich mit ganz frischen und Tarek war die Galle hochgekommen bei diesem Anblick. Er hatte gedacht, das Mädchen wäre dünn, doch da hatte er sich geirrt, sie war nur sehr zart gebaut. Was es für ihn noch unbegreiflicher machte, wie sie so etwas aushalten konnte.
Am liebsten hätte Tarek den Bastard, der junge Frauen quälte, sofort ein Messer in die Brust gestoßen. Doch da er wusste, dass nur einer dafür verantwortlich sein konnte, wenn die Tochter eines Scheichs verprügelt wurde, musste er seinen Zorn zügeln. Er würde nicht das Geringste erreichen, wenn er Scheich Hassan zur Rechenschaft zog. Denn er hatte weder die Macht, noch die nötigen Männer, um gegen ihn vorzugehen.
Tarek hörte ein Rascheln und warf einen Blick auf das Lager am Boden, das als Schlafstätte diente. Zaara war unter die Decke geschlüpft und hatte ihr Gewand neben sich in Griffweite gelegt. Die Decke zwischen ihren verkrampften Fingern bedeckte fast ihre Nasenspitze. Sie sah ihn wachsam an, so wie man ein wildes Tier ansehen würde, das einen jeden Augenblick anfallen könnte.
Tarek versuchte sich zu beruhigen. Es hatte keinen Sinn, ihr Angst einzujagen, wenn er ihr doch vermitteln wollte, dass sie bei ihm in Sicherheit war. Doch was konnte er sagen, was sie beruhigen würde? Er strich sich müde über die Augen. Die Situation war verfahrener, als er es sich ausgemalt hatte.
Er hatte eine Frau, die er nicht anrühren würde und die von ihrer Familie misshandelt worden war. Und er musste dieser Familie am Morgen glaubhaft versichern, dass die Ehe vollzogen wurde und sie beide mit diesem Arrangement zufrieden waren.
„Schlaf jetzt, Mädchen“, versuchte Tarek so freundlich wie möglich Zaara dazu zu bringen, sich zu entspannen und ihn nicht wie eine wilde Bestie anzusehen.
Doch ihr zögerliches „Ja, Herr“ klang nicht sehr überzeugend.
„Nenn mich nicht Herr, Zaara. Ich bin weder dein Gebieter, noch bist du meine Sklavin. Ich bin...“, es fiel ihm schwer das Wort auszusprechen, dessen Bedeutung für ihn nie relevant sein würde. Aber sie hatte ein Recht darauf, da er dieser Sache zugestimmt hatte.
„...ich bin dein Ehemann. Die einzige respektvolle Anrede, die du mir gegenüber benutzen wirst, ist die meines Namens. Ich bin für dich Tarek, nicht Herr und auch nicht Gebieter.“
Zaara machte große Augen, wagte aber nicht, etwas zu sagen. Doch Tarek war sich nicht sicher, ob sie seinem Wunsch nachkommen würde, wenn sie jetzt schon die fünf Buchstaben nicht aussprechen wollte. Aber es war wichtig, wenn sie allen Außenstehenden den Eindruck vermitteln wollte, dass diese Heirat echt war.
„Ich möchte hören, wie du meinen Namen
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