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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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ihre und seine Kleidung und runzelte die Stirn. Sie war zu dünn, zu zart. Vielleicht hatte sie nicht die Kraft, selbst gegen eine kleine Menge Gift anzukämpfen. Aber er würde zumindest alles in seiner Macht stehende tun, um für sie die bestmöglichste Voraussetzung zu schaffen, dagegen anzukämpfen.
    „Ich glaube, die nächste Oase liegt im Osten. Genau die entgegengesetzte Richtung, in die wir uns morgen hätten wenden müssen“, überlegte Diss. Doch er war sich nicht wirklich sicher, ob er damit richtig lag.
    Aber Tarek bestätigte seine Annahme schon mit einem Nicken. „Wir müssten sie in zwei Stunden erreichen können.“
    „Zwei Stunden?“ Diss fand diese Zeitangabe nicht sehr vielversprechend. „In zwei Stunden ist es stockfinster. Uns bleibt jetzt schon kaum eine Stunde, bevor die Nacht hereinbricht. Wie willst du da die Richtung einhalten können?“
    Tarek antwortete nicht. Sie waren zur Eskorte zurückgekehrt und sorgten für einige Aufregung mit der bewusstlosen Last in Tareks Armen. Tarek hielt sich auch nicht lange mit Erklärungen auf. Diss konnte das für ihn erledigen, nachdem er ihm dabei geholfen hatte, mit Zaara auf dem Arm, sein Kamel zu besteigen. Als die ersten schaukelnden Bewegungen des Tieres einsetzten, stöhnte Zaara in seinen Armen leise. Tarek war erleichtert, ein Lebenszeichen von ihr zu bekommen, selbst wenn es sich nur um ein Stöhnen handelte. Aber das bedeutete wenigstens, dass sie noch nicht tot war.
    Was eigentlich ein tröstlicher Gedanke hätte sein sollen, aber Tarek machte es jetzt, nach dem ersten Schreck vor allem wütend. Das war es also. Er hatte eine Frau am Hals, um die er sich kümmern musste. Ihm war ein Wesen anvertraut worden, für dessen Wohl und Weh er jetzt verantwortlich war. Ihm oblag es, für ihre Sicherheit und für ihr Wohlergehen zu sorgen. Er war es, der die Verantwortung übernehmen musste wenn sie etwas tat, was nicht richtig war.
    Er war der… Er war der, der von der Schlange gebissen worden wäre, wenn sie nicht dazwischen gegangen wäre! Er war der, der in ihrer Schuld stand. Und er war der, der die alleinige Verantwortung übernehmen musste, wenn die Sache nicht gut ausging.
    Er war der, der versagt hatte. Er hatte nicht nur dieses Mädchen, das jetzt zu ihm gehörte, nicht beschützt, er hatte sie auch noch in die Gefahr laufen lassen. Wenn sie diese Sache überstand, dann würde sie ihn mit Sicherheit zurückweisen und zu ihrer Familie zurückkehren wollen. Zu der Familie, die sie schlug. Zu der Familie, die sie als Konkubine einem völlig Fremden angeboten hatte.
    War es das, worunter sie wählen konnte? Ein Ehemann, der sie nicht beschützen konnte oder wollte, und eine Familie, die sie wie eine Sklavin behandelte. Wie würde da ihre Wahl ausfallen?
    Zaara stöhnte erneut und Tarek versuchte noch vorsichtiger dabei zu sein, sie auf seinem Schoß festzuhalten. Er murmelt ein paar beruhigende Worte und konnte es nicht fassen, dass er sein Mitgefühl gegen seine schlechte Laune tauschte. Aber das war sicher nicht so tragisch, solange seine Braut nichts davon mitbekam. Morgen würde er wieder der harte, verabscheuungswürdige Kerl sein, den Zaara hatte heiraten müssen.

7
     
     
    Zaara spürte, wie etwas ihre Lippen benetzte und sie versuchte, mit ihrer Zunge die Feuchtigkeit zu entfernen. Doch kaum hatte sie es geschafft, fühlten sich ihre Lippen schon wieder nass an und sie leckte erneut drüber. Diese lästige Prozedur wiederholte sich, bis sie sich weigerte, ihre Lippe erneut mit ihrer Zunge zu trocknen. Ein leises unbekanntes Lachen schlich sich in ihre Träume und entlockte ihr einen Seufzer, ehe sie erneut in ihrer Traumwelt versank.
    „Du solltest ein wenig schlafen, Tarek“, schlug Diss seinem Bruder vor. „Es sieht so aus, als ob sie über den Berg wäre.“
    Es sah tatsächlich so aus und die Krämpfe, die das Gift der Schlange verursacht hatten, waren nicht so schlimm, wie Tarek befürchtete. Ganz offensichtlich hatte Zaara sich, und auch ihn, mit den Lagen ihres Rockes vor Schlimmerem bewahrt.
    Er strich sich müde über die Augen und stellte fest, dass die Mittagssonne schon hoch am Himmel stand. Diss hatte Recht, er sollte ein wenig schlafen, jetzt, da das Mädchen nicht mehr in Lebensgefahr schwebte. Aber er war sich nicht sicher, ob er sie alleine lassen konnte. Schließlich hatte sie nichts davon mitbekommen, dass sie es gestern Nacht noch bis zu einer kleinen unbewohnten Oase geschafft hatten. Wenn sie erwachte und

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