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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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die unbekannte Umgebung wahrnahm, würde sie sich vielleicht erschrecken.
    Diss schien einen Teil von Tareks Gedanken zu erahnen. Er schlug vor, bei Zaara zu wachen und ihn gleich zu wecken, wenn sie zu sich kam.
    „Erschreck sie nicht, Diss. Und pass um Allahs Willen darauf auf, dass sie sich nicht mit einem weiteren giftigen Tier anlegt, während ich ein wenig schlafe.“
    Diss grinste unverschämt und konnte sich nicht verbeißen ein wenig zu sticheln.
    „Du meinst, so wie du? Keine Angst, ich werde jede Gefahr von ihr wegscheuchen, die auch nur in Rufweite kommt!“
    „Reiz mich nicht, ich bin nicht gerade bester Laune“, wies Tarek den Jungen auf etwas hin, das schwerlich zu übersehen war.
    Diss zeigte Mitgefühl. „Es ist nicht einfach, plötzlich für einen anderen Menschen verantwortlich zu sein. Aber du wirst dich daran gewöhnen.“
    Tarek verzog angewidert das Gesicht. Ja, er würde sich daran gewöhnen. Das Problem bestand eher darin, dass er sich nicht daran gewöhnen wollte. Er wollte sich nicht daran gewöhnen, sich um jemanden Sorgen zu machen, so wie in der letzten Nacht. Als er nicht wusste, ob das Schlangengift in Zaaras Körper die Oberhand gewinnen würde.
    Das waren höllische Stunden und dabei gehörte dieses Mädchen ihm erst seit kurzer Zeit. Er durfte nie, niemals etwas für sie empfinden. Denn solange konnte er sie für etwas in seinem Leben halten, auf das man nicht mehr achten musste, wie auf ein Haustier. Genau, das war es! Er würde Zaara wie ein Haustier betrachten, auf das man achtete, das aber nicht von großer Bedeutung war und das man leicht ersetzen konnte.
    Tarek war erleichtert, dass ihm diese Erkenntnis gekommen war. Er warf einen letzten Blick auf die Schlafende und stellte fest, dass ihr Gesicht gänzlich unbedeckt war. Darum drapierte er einen Teil seines Turbans, der Zaara als Kopfpolster diente, um die untere Hälfte ihres Gesichtes. Dann legte er sich einige Schritte entfernt, im Schatten einer Akazie, zum Schlafen.
    Zaara fühlte eine Art Beklemmung, als sie langsam aus dem Nebel ihrer Träume zurück in die Realität fand. Sie bekam nicht genügend Luft, da sich irgendetwas über ihren Mund und ihre Nase gelegt hatte. Wollte man sie ersticken?
    Sie versuchte gegen das gleißende Licht der Sonne zu blinzeln und zerrte dabei heftig an dem, was sie einengte. Sie bekam ein Stück Stoff zu fassen und versuchte es von sich wegzuziehen, um wieder atmen zu können, aber es gelang ihr nicht. Sie geriet in Panik. Aber nach ein paar weiteren hektischen Versuchen sich zu befreien, löste sich das, was sie behindert hatte unvermittelt.
    Es wäre schön gewesen, wenn sie sich selbst hätte helfen können. Aber Zaara musste feststellen, dass sie ihre Rettung einem jungen Mann verdankte, der ihr den einengenden Stoff abnahm. Warum er hier war, wusste sie nicht, aber dass er Tareks Bruder war, hatte sie auf dem Weg durch die Wüste dennoch mitbekommen.
    Wüste. Zaara überlegte. Wo kam plötzlich der Akazienbaum her, unter dem sie lag? Hatte sie einen Teil der Reise verschlafen? Sie konnte sich noch daran erinnern, dass sie für die Nacht angehalten hatten. Aber Vegetation hatte es nicht gegeben.
    Da war Sand, Dünen und ein Tarek, der ihr erklärte, wie sie sich in seinem Zuhause verhalten musste. Und dann war da noch… eine Schlange. Oh Allah hilf! Zaara wurde kalkweiß. Saß Tareks Bruder bei ihr, weil die Schlange ihr furchtbares Werk an dem Mann getan hatte, dem sie jetzt gehörte?
    Diss wollte Zaara die Gelegenheit geben, wieder ganz zu sich zu kommen, ehe er sie ansprach. Er wollte sie nicht verwirren, solange ihre Orientierung sich noch nicht auf die neue Umgebung eingestellt hatte. Doch ihr plötzliches Erblassen beunruhigte ihn. Wie sprach er die Frau seines Bruders am besten an? Und vor allem, wusste sie, dass er ein Verwandter war und ihr nichts Böses wollte?
    „Du hast Tarek ganz schön erschreckt, weil du dich von einer Schlange beißen lassen wolltest“, sprach Diss das Erste aus, was ihm in den Sinn kam.
    Sie war gebissen worden, nicht der Mann, dem sie gehörte? Das war eine Erleichterung, die jedoch nicht länger als einen Augenblick anhielt. Denn ein erschreckender Gedanke wechselte sofort mit der Erleichterung den Platz. Sie hatte Tarek Unannehmlichkeiten bereitet. Würde er sie dafür bestrafen? War er deshalb nicht hier, weil er befürchtet, sein Versprechen, sie nie zu schlagen, nicht halten zu können?
    „Ist er sehr böse?“, fragte Zaara mit leiser

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