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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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Stimme und abgewandtem Blick.
    Diss legte ihre Frage anders aus, als sie gemeint war und lachte gutmütig. „Tarek ist schon wütend, seit Vater ihm befohlen hat, sich eine Frau zu nehmen. Ich glaube nicht, dass er sich bisher wirklich an diesen Gedanken gewöhnt hat. Aber mach dir nichts draus, das kommt mit der Zeit schon in Ordnung.“
    Tarek führte nur einen Befehl aus? War das der Grund dafür, dass er nicht die Absicht hatte, sich ihr zu nähern? Wollte er sie zurückschicken, wenn er seinen Vater davon überzeugen konnte, dass er keine Frau brauchte?
    Das war dann wohl ein Abkommen auf Zeit. Irgendwann musste sie zurück zu ihrem Stamm, den El Zandara. Und dann? Was passierte mit einer zurückgewiesenen Frau? Zaara hatte keine Ahnung. Scheich Hassan hatte nie eine seiner Frauen oder Konkubinen zurückgeschickt. Vielleicht verlor er nach kurzer Zeit das Interesse an diesen Frauen, doch sie waren immer noch Teil seines Harems.
    Zaara versuchte sich aufzurichten. Es gab keinen Grund hier zu liegen. Sie durfte sich nicht daran gewöhnen ein kleines bisschen zu entspannen. Sonst würde es viel schwieriger werden, erneut der Befehlsgewalt der ersten Frau ihres Vaters zu unterstehen. Dort duldete man keine Schwäche selbst dann nicht, wenn sie krank oder verletzt sein sollte.
    „Du musst liegenbleiben“, hob Diss eine Hand, um sie aufzuhalten und Zaara zuckte zusammen. Die Geste hatte sie erschreckt. Tarek hatte zwar versichert, dass er sie nicht schlagen wolle, aber das hieß nicht, dass ein anderer aus seiner Familie es nicht doch tat.
    Diss verstand ihr Zucken falsch und fürchtete, die Krämpfe, die in der Nacht ihren Körper geschüttelt hatten, wären zurückgekommen.
    „Um Allahs Willen, bleib liegen! Tarek zieht mir die Haut ab, wenn er sieht, dass es dir schlechter geht, während ich auf dich aufpassen soll.“
    Er passte auf sie auf? Warum? Damit sie nicht davonlief? Unwahrscheinlich wenn er sie sowieso wieder loswerden wollte. Aber warum sollte dann überhaupt jemand auf sie aufpassen? Hatten diese großen starken Männer Angst, sie könnte ihnen etwas antun? Hatte man sie nicht nur als ehrlos sondern auch noch als gefährlich beschrieben? Zaara zwang sich dazu, sich ruhig auf den Rücken zu legen und schloss die Augen.
    „Gutes Mädchen“, lobte Diss. Dann fiel ihm etwas ein, woran er vorher nicht gedacht hatte, „Bist du durstig? Möchtest du einen Schluck Wasser?“
    Zaara war tatsächlich durstig. Ihre Kehle, ihre Zunge, ihr ganzer Mund fühlte sich so trocken an, wie der Sand auf dem sie lag. Darum nickte sie und machte die Augen wieder auf. Diss hielt schon einen Wasserschlauch bereit, war aber ratlos, wie sie trinken sollte, wenn sie ja liegen bleiben sollte. Da gab es seiner Ansicht nach nur eine Möglichkeit. Er musste sie ein wenig aufrichten und ihren Rücken stützen, dann sollte sie trinken können, ohne sich zu verschlucken.
    Aber diese Absicht scheiterte, weil Diss nicht wusste, wie er sie anfassen sollte, damit es nicht anstößig war. Schließlich überlegte er nicht lange sondern entschied, dass sich der um diese Aufgabe kümmern sollte, der dafür zuständig war: Tarek. Darum bat er Zaara kurz zu warten und weckte seinen Bruder.
    Als Zaara sah, was Diss tat und dass Tarek nur wenige Schritte entfernt aus dem Schlaf gerissen wurde, hätte sie mit dem Trinken lieber noch eine Weile gewartet. Sie wollte eigentlich alles vermeiden, was diesen Mann ärgerlich machen könnte. Denn sie wollte nicht, dass er das Versprechen, das er ihr gegeben hatte bereute.
    Diss warf Tarek den Wasserschlauch zu und teilte ihm mit, was er damit machen sollte.
    „Deine Frau möchte etwas trinken. Und ich möchte mich nicht in meinen Einzelteilen widerfinden, weil ich sie aus Versehen berührt habe.“
    Nun, von einem Versehen hätte man da wohl nicht sprechen können. Und anzudeuten, dass sich Tarek in einen eifersüchtigen Berserker verwandelte, war auch nicht besonders nett. Aber was Tarek wirklich an Diss Aufforderung störte, waren die beiden Worte deine Frau .
    Musste er ihn bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen? Oh ja, das musste er ganz eindeutig. Das konnte man schon an seiner Miene ablesen. Es macht Diss Freude, diese Tatsache möglichst oft zu erwähnen.
    Tarek machte sich bewusst, dass sein Bruder ihm damit eigentlich einen Gefallen tat. Er musste sich schließlich daran gewöhnen, Zaara als seine Frau zu sehen. Und er musste sich auch daran gewöhnen, dass man sie ihm gegenüber als seine

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