Tareks Versprechen
leichter würde sie die Trennung überstehen.
Tarek stand vor einem Dilemma. Mit dieser Auslegung der Situation hatte er nicht gerechnet. Und sie brachte ihn auf eine neue Idee, wie er dieser Hochzeitsfalle entgehen könnte. Wenn er Zaara so lange bei sich behielt, bis sein Bruder Ismail einen Sohn gezeugt hatte, dann konnte er Zaara vielleicht schon bald wegschicken.
Zu ihrer Familie, zu Scheich Hassan, dem Mann, der sie misshandelte? War es das, was er bereit war in Kauf zu nehmen, nur um wieder frei zu sein? Er blickte in die wachen Augen des Mädchens, erinnerte sich an ihren zarten Körperbau, den er deutlich gespürt hatte, als sie ohnmächtig in seinen Armen gelegen hatte und wusste, er konnte es nicht tun. Er konnte sie nicht zurück in diese Hölle schicken.
„Wir werden darüber sprechen, wenn die Zeit dafür besser passt und du wieder gesund bist“, wich Tarek aus.
„Mir geht es schon wieder gut, ich habe mich schon wieder vollkommen erholt“, behauptete Zaara und wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass ihr Tarek keine genaue Auskunft geben wollte. Aber vielleicht war sie ein bisschen voreilig, jetzt schon davon zu sprechen, ehe sie noch in Tareks Zuhause angekommen waren.
„Vielleicht hast du dich ja schon erholt“, suchte Tarek nach einem Grund, sie noch weiter zur Ruhe zu zwingen. „Ich bin bisher noch kaum dazu gekommen, mich auszuruhen. Während du nämlich im Schlaf deinen Giftangriff bekämpft hast, musste ich darauf aufpassen, dass du dich nicht selbst verletzt. Also verzeih, wenn ich diese schlaflose Nacht jetzt gerne nachholen würde.“
Oh je, sie hatte ihm doch Ärger gemacht! Da sollte sie sich wohl besser jetzt ruhig verhalten, dass auch er seine Ruhe bekam.
„Ich sollte vielleicht doch noch ein wenig schlafen“, lenkte Zaara sofort ein. Und Tarek musste sein Gesicht zur Seite wenden, damit sie sein zufriedenes Lächeln nicht sah.
„Tu das.“
* * *
Zaara war wieder eingeschlafen. Tarek konnte es daran erkennen, wie die Muskeln ihres Körpers sich an seiner Brust entspannten. Es war gut, dass er darauf bestanden hatte, dass sie auf seinem Kamel mit ihm zusammen ritt. Sonst wäre sie bereits am ersten Tag in den Sand gestürzt. Sie hatte es nicht zugeben wollen, dass das Schlangengift ihr zugesetzt hatte, aber Tarek ließ sich nicht täuschen. Er konnte bereits an ihren ersten zögernden Schritten erkennen, dass sie noch lange nicht vollkommen erholt war.
„Sie schläft wieder“, teilte ihm Diss mit, was er schon geahnt hatte. „Meinst du, es war richtig, aufzubrechen obwohl sie noch Ruhe gebraucht hätte?“
Tarek schnaubte. „Sie hat mehr Ruhe hier, auf diesem Kamel, als dort in der Oase. Hier kann sie wenigstens nicht in der Gegend herumlaufen!“
Diss lachte verhalten. „Sie hält dich ganz schön auf Trab. Aber es ist interessant, dir zuzusehen, wie du mit dieser für dich neuen Situation umgehst.“
Tarek zahlte ihm diesen Spott sofort heim. „Du hättest nichts zu lachen, wenn du plötzlich jemanden hättest, um den du dich kümmern müsstest.“
Tareks Drohung kam nicht an. „Darauf warte ich“, gab Diss ohne eine Spur von Humor zu. „Glaub mir, je früher es so weit ist, umso besser wird es sein.“
„Vergiss es, Diss. Bis du heiraten kannst, hat dieses Mädchen schon einen Stall voller Kinder.“
Das wollte Diss nicht hören. „Wenn, dann werden das meine Kinder sein!“
„Sei vernünftig, Diss. Du hast sie nur bei diesem unwürdigen Heiratsgefeilsche gesehen. Sie wird sich jetzt schon nicht mehr an dich erinnern“, war sich Tarek sicher.
Diss schwieg und Tarek war der Meinung, seine Worte wären angekommen. Aber ein Blick zu seinem Bruder sagte etwas ganz anderes. Der Junge hatte ein Leuchten in den Augen, dem Tarek lieber nicht auf den Grund gehen wollte. Aber etwas zwang ihn dazu nachzufragen.
„Sag mir, was du angestellt hast, Diss!“
„Das geht dich nichts an!“
Das klang nicht sehr vielversprechend. Und auch Diss nächste Worte hörten sich in Tareks Ohren viel zu selbstzufrieden für einen Siebzehnjährigen an.
„Sie wird mich nicht vergessen!“
Tarek fiel ein, wie seine Hochzeitsnacht damit begonnen hatte, dass er Diss aufforderte, dieses Mädchen zu ihren Leuten zu bringen. Aber hatte der Junge das auch gleich getan? Wohl nicht, wenn man die Worte sie wird mich nicht vergessen im Zusammenhang mit den anderen Aussagen seines Bruders brachte. Es konnte durchaus sein, dass er…
Hölle noch mal, hatte der Kerl nicht
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