Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
Vom Netzwerk:
mehr Verstand, als die Tochter eines Scheichs zu verführen? Oder noch schlimmer, sie dann auch noch dort zu lassen? Tarek hatte den misshandelten Rücken Zaaras gesehen. Was würde man da erst mit einem Mädchen machen, das sich von einem Fremden verführen ließ?
    Tarek blickte stirnrunzelnd zu seinem Bruder. Sollte er ihm klarmachen, in welche Gefahr er dieses Mädchen gebracht hatte? Wenn die Sache jetzt schon aufgeflogen sein sollte, dann sah Tarek keine Chance mehr, dass die Kleine aus dieser Sache heil herauskam. Und mit heil meinte er körperlich unversehrt.
    Sollte Diss das auch nur ahnen, wäre er sofort auf dem Weg zurück. Wobei niemand sagen konnte, wie es dann weiterging, wenn er die Verführung einer Scheich-Tochter zugab. Im Augenblick sah Tarek nur die Möglichkeit zu schweigen.
    In ein paar Wochen hatte Diss dieses Mädchen sicher vergessen und sie ihn auch. Hoffentlich war sie klug genug, nichts von dem kleinen Abenteuer, dass sie mit Diss sicher hatte, zu erzählen.
    Tarek war froh, als er das Thema wechseln konnte, da am Horizont die Ausläufer ihrer heimatlichen Oase in Sicht kamen. Und sein Bruder war sowieso nicht gewillt, das Thema zu vertiefen.
    Er, Tarek, hatte seine eigenen Probleme, die sofort aktuell würden, wenn er den ersten Schritt in den Palast setzte. Sein Vater würde einen Blick auf Zaara werfen wollen und versuchen dahinterzukommen, wie er damit zurechtkam, jetzt eine Frau zu haben.
    Tarek verzog angewidert das Gesicht. Er hatte jetzt nicht die Geduld, sich mit seinem Vater zu streiten. All seine Beherrschung wurde schon dafür gebraucht, dass er jemanden hatte, um den er sich notgedrungen kümmern musste. Wäre Zaara nicht von dieser verdammten Schlange gebissen worden, hätte er mehr Zeit gehabt, an seinem Verhaltensplan zu basteln. Aber so war er mehr damit beschäftigt, Zaara davor zu bewahren, ihre langsam zurückkehrenden Kräfte überzustrapazieren.
    Zaara verschlief sogar den Zeitpunkt, an dem man zum ersten Mal den Palast in all seiner Pracht sehen konnte. Aber Tarek hatte nicht das Herz, sie wegen so einer Sache zu wecken. Sie würde noch genügend Gelegenheit haben, sich umzusehen. In Wirklichkeit kam es ihm sogar sehr entgegen, dass sie so erschöpft war.
    Nichts hätte besser als Entschuldigung gedient Zaara gleich in seine Gemächer zu bringen, als ihr noch immer angeschlagener Gesundheitszustand. Und Tarek konnte diese Entschuldigung auch ganz gut brauchen, um sich seinen Vater noch ein wenig länger vom Hals zu halten.

8
     
     
    „Tu so, als ob du immer noch schläfst und drück dein Gesicht an meine Schulter, wenn ich dich jetzt hineintrage!“, befahl Tarek leise, als er mit Zaara im Arm umständlich von seinem Kamel stieg.
    Zaara wusste nicht was los war und wollte sich umsehen, doch Tarek drückte ihren Kopf sanft, aber mit Nachdruck, an seinen Körper. Was gar nicht so einfach war, da er sie dabei ja immer noch tragen musste.
    „Zapple nicht herum!“, befahl er weiterhin im Flüsterton. „Du bist erschöpft und gerade nicht in der Verfassung, eine höfliche Begrüßungszeremonie über dich ergehen zu lassen!“
    Begrüßungszeremonie? Hieß das, sie waren an ihrem Ziel angelangt? Warum hatte ihr keiner etwas davon gesagt, dass sie heute ankommen würden? Wollte Tarek nicht, dass sie sich ihr neues Heim ansah?
    Nein, natürlich nicht. Wofür sollte das auch gut sein, wenn er sie nicht behalten würde. Es spielte keine Rolle, sie musste niemanden kennenlernen, wenn sie sowieso nicht bleiben würde.
    Zaara vergrub ihr Gesicht ein wenig tiefer an Tareks Schulter. Sie musste nicht sehen, wohin er sie brachte, denn sie brauchte nicht zu versuchen, sich hier heimisch zu fühlen, wenn sie nicht lange hier sein würde. Sie hielt sich ganz still, als Tarek mit ihr im Arm ein paar Stufen hinauf stieg und er honorierte ihre Fügsamkeit mit einem gewisperten Lob. „Braves Mädchen!“
    War sie schon jemals von einem anderen Menschen gelobt worden, außer von Tarek? Zaara konnte sich nicht daran erinnern. Was machte es da schon, dass er sie verstecken wollte, solange er sie bei sich behalten musste. Für eine kleine Weile hatte sie zumindest das Glück, nicht geschlagen zu werden und sogar ein Lob zu bekommen, wenn sie Tareks Anweisungen folgte.
    Dass vor dem Eingang, auf den Tarek mit ihr zustrebte jemand auf sie wartete, konnte Zaara durch ihre Position an Tareks Brust nicht sehen. Dafür hörte sie jedoch die Begrüßungsworte, die ganz offensichtlich ihrer

Weitere Kostenlose Bücher