Tareks Versprechen
verwirrt. Sie fragte sich wirklich, wie er seinem Vater seine Wahl erklären wollte. Sie war von all den Dingen überzeugt, die sie aufgezählt hatte. Sie glaubte sie wirklich.
Tarek musste sich eingestehen, dass das Meiste davon der Wahrheit entsprach, wenn man sehr kritisch hinsah. Dennoch gefiel es ihm nicht, wie sie selbst von sich dachte. Zu klein? Ja, sie war klein, ihr Scheitel reichte kaum bis zu seiner Schulter. Aber sie war nicht knochig. Sie war feingliedrig und zart. Das hatte er auf den langen Stunden des Rittes gespürt, wenn sich ihr Körper im Schlaf an seine Brust geschmiegt hatte. Und was wollte er mit Mandelaugen oder ebenmäßigen Gesichtszügen? Das sah er schon sein ganzes Leben und es hatte schon lange keine Bedeutung mehr für ihn. Schönheit sagte nichts über den Charakter eines Menschen aus. Und wenn er schon dabei war, Eltern genauso wenig. Sonst müsste er ein autoritärer Bastard sein, dem nur seine eigenen Wünsche etwas galten.
Aber Tarek hatte nicht vor, Zaara auch nur eine dieser Überlegungen mitzuteilen. Er fand es schon befremdlich so zu denken. Es auch noch laut auszusprechen, kam nicht in Frage. Etwas anderes war viel besser dazu geeignet, ihr ihren Wert vor seinem Vater deutlich zu machen.
„Vaters Bestreben ist, dass in seinem Clan viele Söhne geboren werden. Und da er bei dieser Aufgabe nicht besonders erfolgreich ist, wünscht er sich Enkel. Ich und meine Brüder sollen viele männliche Nachkommen in die Welt setzten.“ Tarek lächelte ironisch. „Dein Wert, Zaara, besteht darin, dass du von einem Mann abstammst, der viele Söhne gezeugt hat. Alleine diese Tatsache wird ausreichen, um Vater über alle Mängel hinwegsehen zu lassen, die er an dir entdecken könnte.“
Zaara verstand zwar was der Scheich anstrebt, doch sie verstand Tareks Einstellung dazu nicht. „Möchtest du denn keine Söhne?“
Das war ein Punk, über den Tarek noch nie wirklich nachgedacht hatte. Einfach weil sich diese Frage für ihn nicht stellte. Ohne Frau oder Konkubine, keine Kinder. Außerdem ging es sowieso nie darum was er wollte. Und er wollte keinen Harem, das wusste er definitiv.
Er konnte ihr ihre Frage nicht direkt beantworten, aber er konnte ihr sagen, was er nie in seinem Leben haben wollte.
„Ich will keinen Harem, ich will keine Konkubinen und ich will keine vier Ehefrauen“, erklärte Tarek ruhig.
Zwar war Zaara klar, dass er sie nicht wollte, sie wieder wegschicken würde, aber dass er gar keine Frau wollte, war schwer zu verstehen. „Das verstehe ich nicht.“
Tarek fuhr sich mit beiden Händen durch sein dunkles Haar, legte den Kopf kurz in den Nacken und seufzte.
„Du bist unter den Frauen deines Vaters aufgewachsen, hast dir ein Zelt mit ihnen geteilt und verstehst nicht, warum ich keinen Harem will? Wie viele verbale Kämpfe gab es in deinen Leben, denen du zugesehen hast? Wie oft haben sich die Frauen deines Vaters um seine Gunst gestritten? Wie oft hat die Frau, die gerade seine Favoritin war, diese Tatsache gegen die anderen Frauen ausgespielt?“
Zaaras Augen wurden immer größer, je mehr Tarek darüber offenbarte, was er wusste. Hieß das, dass alle Männer über die Vorgänge in einem Harem Bescheid wussten, und es hinnahmen? Ganz offensichtlich und so wie es aussah, kümmerte das auch keinen von ihnen.
So etwas wie Schmerz machte sich in Zaaras Brust breit, doch sie wusste, es war Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass es wenigstens einen Mann gab, der sich Gedanken über die Gefühle der Haremsdamen und ihrer Kinder machte.
Vielleicht war Tarek aufbrausend und wütend darüber, zu dieser Heirat gezwungen worden zu ein. Aber er war nicht böse, würde sie nie mit Absicht verletzen. Und solange sie das Glück hatte hier zu sein, war das Wenigste was sie tun konnte, vor Scheich Amir und all den Palastbewohnern die Rolle zu spielen, die Tarek von ihr erwartete.
9
Scheich Amir hatte einen Grund gefunden, um seinen Sohn Tarek zu sich zitierten zu können. Der junge Mann hatte sich etwas erlaubt, was so nicht hinzunehmen war. Es gab Verhaltensregeln in seinem Palast, denen sich auch Tarek unterordnen musste. Das war eine ganz einfache Sache. Wenn er ihm eine Ausnahme durchgehen ließ, herrschte in kürzester Zeit Chaos in seinem Haushalt, weil alle das gleiche Privileg genießen wollten.
Doch sein schöner Plan, Tarek in seine Schranken zu verweisen, würde nicht so laufen, wie Amir es sich vorgestellt hatte. Denn sein Sohn brachte die Frau
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