Tareks Versprechen
einer Heirat zwingen müssen. Das kann ich mit jedem Freudenmädchen auch. Aber Zaara ist kein Freudenmädchen, sie ist meine Frau, und so werde ich sie auch behandeln und du besser auch. Und sie wird weiter in meinen Gemächern mit mir leben!“
Das passte Scheich Amir ganz gut in den Kram, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte. Wenn Tarek Tag und Nacht mit diesem Mädchen zusammen war, hatte er sie entweder in kürzester Zeit geschwängert oder genug von ihr. In beiden Fällen hatte er das, was er wollte. Aber natürlich konnte Amir nicht zeigen, dass ihn diese Lösung nun doch mehr als zufriedenstellte.
„Wenn sie nicht im Harem lebt, dann muss sie wenigstens jeden Tag dort erscheinen. Die Frauen müssen ein Auge auf sie haben, damit eine Schwangerschaft sofort festgestellt werden kann!“
Oh Allah, das war so erniedrigend, dass sich Zaara am liebsten in Luft aufgelöst hätte.
„Ich bin kein Deckhengst!“, wütete Tarek. „Du hältst dich nicht an unsere Abmachung, Vater!“
„Das ist das Privileg des Stammesführers!“
* * *
Zaara hatte keine Angst vor ihrem ersten Besuch in Scheich Amirs Harem. Was konnten diese Frauen schon tun, was noch beleidigender war, als die Worte des Scheichs. Sie musste sich an diesen Ton gewöhnen, das hatte ihr Tarek unmissverständlich klargemacht, als sie zurück in seinen Gemächern waren.
Sein Vater hatte sich zum Ziel gesetzt, wenn er schon keine weiteren Söhne hatte, diese Lücke wenigstens mit Enkeln zu füllen. Und dementsprechend zielstrebig ging er an diesen Plan auch heran. Es war keine persönliche Sache, die sich gegen sie richtete, es ging nur um einen männlichen Erben für den Clan. Oder eher um viele männliche Erben für die Assasia.
Dass man sie darum mit Argusaugen beobachten würde, um die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft sofort zu sehen, war klar. Nur, dass es diese Anzeichen nie geben würde. Sie war zwar offiziell Tareks Frau, doch er hatte nicht vor, sie auch wirklich dazu zu machen.
Für Zaara war das so in Ordnung. Sie wusste, dass er sie kaum mögen konnte. Sie, die man ihm aufgezwungen hatte. Sie war schon froh darüber, dass er sie nicht zu den anderen Frauen steckte, wo sie ständig auf der Hut sein musste. Unter Dauerbeobachtung würde ihre Komödie schnell auffliegen.
Und sie war froh, dass Tarek, obwohl schnell aufbrausend, nie wirklich böse war. So böse, dass sie sich vor ihm gefürchtet hätte und seiner Gegenwart entkommen hätte wollen. Im Gegenteil, es beruhigte sie zu wissen, dass Tarek in ihrer Nähe war, und sie sich nicht ganz ohne Rückhalt in dieser fremden Umgebung behaupten musste. Es machte Zaara auch nichts aus, dass die Dinge, die er für sie tat nicht wirklich ihr galten. Sie wusste, dass es zu diesem Spiel gehörte, das er nicht mitspielen wollte.
Zaara konnte es ihm auch nicht übel nehmen, dass er oft so roh darüber sprach, es als Produktion von Nachkommen bezeichnete. Für ihn war es das wohl, wenn er die Frau bei der Sache nicht einmal gernhaben musste. Aber war das nicht immer so? Männer nahmen sich Frauen, um mit ihnen Kinder zu zeugen, die sein Ansehen stärkten.
Und Frauen? Frauen brauchten ein Heim, in dem sie beschützt waren und einen Vater für ihre Kinder, der sie versorgte. Liebe und Zuneigung erwartete keiner und kam wohl auch ziemlich selten vor. Jedenfalls konnte sich Zaara nicht vorstellen, dass sich Liebe auf vier Ehefrauen verteilen ließ. Von den zahlreichen Konkubinen ganz zu schweigen.
Wie auch immer. Von ihr wurde sicher erwartet, dass sie Tareks gute Seiten kannte und diese vor den anderen pries. Darum machte sich Zaara seelisch dazu bereit, ihn mit Bewunderung vor den anderen Frauen den Rücken zu stärken.
Nur war das Thema, auf das sich Zaara eingestellt hatte, bei ihrem ersten Besuch in Scheich Amirs Harem nicht von Bedeutung. Sie war es, der die Aufmerksamkeit aller Frauen galt und das fand Zaara verwirrend.
All die Frauen, die ihr erwartungsvoll entgegen sahen, als sie in einen großen Aufenthaltsraum geführt wurde, waren bildschön. Egal in welchem Alter die Frauen auch waren, ob blutjung oder schon etwas reifer, sie waren einfach nur schön. Gertenschlank, außer zweien, die hochschwanger waren, ebenmäßige Gesichtszüge, seelenvolle Mandelaugen und alle ein gutes Stück größer als Zaara.
Sie fühlte sich wie ein hässliches Entlein in einer Gruppe von stolzen Schwänen. Das würde sicher keine angenehme Besuchsstunde werden. Sie wartete auf den Spott, auf
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