Tareks Versprechen
die abfälligen Bemerkungen, aber nichts davon drang an ihr Ohr. Nur die eine oder andere seufzte. Und dann kam eine der älteren Frauen auf sie zu, stellte sich ihr gegenüber und sah sie genau an. Dann tat sie etwas, was noch nie eine andere Frau mit ihr gemacht hatte, soweit sich Zaara erinnern konnte. Die Frau kam ihr ganz nahe, umarmte sie und küsste sie auf beide Wangen.
„Willkommen in unserer Familie, Tochter. Ich bin Hannifa, Tareks Mutter. Ich bin sehr glücklich, dass sich mein Sohn endlich eine Frau genommen hat!“
Das war bestimmt nicht ernst gemeint. Niemand war froh, sie zu ihrer Familie zu zählen. Und Tarek hatte sie sich nicht zur Frau genommen, sein Vater hatte ihn dazu gezwungen, irgendeine Frau zu nehmen.
Zaara hatte keine Ahnung, wie sie auf diese Begrüßung reagieren sollte. Tarek hatte mit ihr alle möglichen Szenarien durchgespielt, aber etwas wie jetzt, war nicht dabei. Zaara traute dem Frieden nicht und schlug lieber die Augen nieder.
„Wir alle konnten nicht verstehen, was Tarek davon abhielt, sich eine Frau zu nehmen. Aber jetzt, wo ich dich sehe, wo wir alle dich sehen, können wir es endlich verstehen“, lächelte Hannifa sie freundlich an.
Zaara hob die Lieder und suchte in dem Gesicht der Frau nach Spott oder Ironie. Aber da war nichts davon, eher ein kleines bisschen Neid.
„Ihr versteht es alle?“, wunderte sich Zaara und spürte, wie sich ein Arm, der Arm von Tareks Mutter, um ihre Schultern legte und sie zu einer Sitzgruppe geführt wurde, die ein wenig erhöht stand.
Hier saßen bereits zwei andere, ebenfalls ältere Frauen, deren Gesellschaft sie sich anschlossen.
„Nun, es ist offensichtlich“, stellte eine der beiden nüchtern klar. „Tarek hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Für ihn musste es etwas Außergewöhnliches sein.“
Außergewöhnlich war nur eine freundliche Umschreibung von nichtssagend nahm Zaara an. Sie wartete darauf, dass nach diesen höflichen Worten die Fragen auf sie einprasselten, die Tarek für diese Gelegenheit vorhergesehen hatte.
„Wenn Elmedina das sagt, dann ist das ein großes Kompliment, Kind“, erklärte Hannifa und tätschelte Zaaras Hand, die in ihrem Schoß ruhte nachdem sie sich zu den Frauen gesetzt hatten. „Elmedina ist die erste Frau hier im Harem, ihr untersteht alles und ihr Wort hat Gewicht.“
Zaara konnte sich nicht davon abhalten, diese ältere ruhige Frau entsetzt anzusehen. Die erste Frau im Harem war immer auch die erste Frau des Scheichs. Und Zaaras Erfahrung mit der ersten Frau ihres Vaters, war vor allem mit Schmerz und Erniedrigung verbunden. Und ihr Blick sprach so deutliche Worte, dass Elmedina die Lippen zusammenpresste.
„Oh ja, ich verstehe den Jungen immer besser“, nickte sie. „Du bist das, was er braucht, Kind. Jemanden den er umsorgen kann, jemanden den er beschützen kann!“
Hannifa lachte erfreut bei den Worten der anderen Frau. „Manches Mal denke ich, du kennst meinen Sohn besser als ich, Elmedina.“
„Ich kenne alle Kinder des Scheichs so gut, als wären es meine eigenen“, erklärte Elmedina bestimmt. „Das ist meine Aufgabe. Und ein Sohn fordert unsere ganz besondere Aufmerksamkeit“, behauptete sie ein bisschen von oben herab.
Die dritte Frau, die mit ihnen zusammensaß, schaltete sich in das Gespräch mit ein.
„Sie sind nur so, weil sie dir dankbar sind, Kind. Wir alle haben gehört, was du getan hast. Und das Leben eines der Söhne des Scheichs zu bewahren ist es wert, dich zu loben.“
Das war es also, sie hatten von dem Schlangenbiss gehört. „Das war nur eine automatische Reaktion“, wehrte Zaara ab. Sie wollte nicht den Ruhm dafür ernten, dass sie zufällig da war, als sich die Schlange anschlich. „Es ist ja auch kaum etwas passiert und Tarek hat die Schlange schnell getötet, als er sie dann bemerkte.“
Alle drei Frauen schüttelten den Kopf und die Dritte ergriff erneut das Wort. „So harmlos kann es nicht gewesen sein. Denn wie mir mein Sohn Diss berichtete, konnte Tarek nicht feststellen, wie viel Gift du abbekommen hast. Tarek war sehr besorgt.“
Zaara errötete. Es hatte nichts zu bedeuten, dass Tarek besorgt war. Es war nicht ihretwegen, sondern wegen der Hochzeitszusage an seinen Vater. Hätte er sie nicht lebend mit nach Hause gebracht, müsste er sich dieser Tortur erneut unterziehen. Zaara wollte von diesem Thema loskommen und versuchte dies, indem sie nach dem Ablauf ihrer Besuche hier im Harem fragte.
„Scheich Hassan hat mir
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