Tareks Versprechen
noch in den letzten Minuten ihrer Anwesenheit in der Oase mit der Schuld ihrer Mutter verhöhnt worden war. Nein, keiner würde sie beneiden, wenn man hier davon hören würde, was man ihr anlastete.
Miriam interessierte sich nicht so sehr dafür, wie Tarek sein Eheleben räumlich gestaltete. Sie war von Zaaras Aussage überrascht, welchem Clan sie angehörte.
„Du bist eine El Zandara? Eine Tochter Scheich Hassans der El Zandara? Das kann nicht sein. Amir und Hassan haben schon vor Jahrzehnten den Kontakt zueinander abgebrochen. Er würde keinen seiner Söhne zu den El Zandara schicken, um sich dort eine Frau zu suchen“, war Miriam überzeugt.
„Ich bin eine El Zandara und mein Vater ist Scheich Hassan. Wenn euer Scheich mit meinem Vater im Streit liegt, dann kann ich verstehen, warum mich Scheich Amir nicht mag“, flüsterte Zaara und schickte sich an die Runde zu verlassen.
Wenn es einen Groll zwischen den Clans gab, war es mit der Freundlichkeit der Frauen schnell vorbei. Stammesfehden wurden von allen Mitgliedern eines Clans ausgetragen. Und sie würde jetzt das ausbaden müssen, was auch immer zwischen den zwei Familien stand.
Kein Wunder, dass Tarek nicht die Absicht hatte, sie richtig zu seiner Frau zu machen. Es lag gar nicht an ihrer mangelnden Schönheit, es lag wohl eher an der Fehde, in die sie verwickelt waren.
„Bleib, Kind“, befahl Elmedina ihr streng. „Ich weiß nicht, ob unser Scheich gegen deinen Vater einen Groll hegt oder mit ihm Streit hatte. Aber da Miriam etwas zu wissen scheint, sollte sie uns davon erzählen.“
Miriam war es nicht ganz wohl dabei, alte Geschichten wieder aufzuwärmen. Aber da sie selbst damit angefangen hatte, lag es nun an ihr, diese Geschichte zu erzählen. Und wenn sie darüber so nachdachte, dann war es eine gute Gelegenheit, sich ein letztes Mal damit zu befassen und es dann für immer zu begraben.
„Vor vielen Jahren war ich mit meinem Vater auf einem Fest in der Wüste. Die Scheichs veranstalteten Reiterspiele und nutzten die Gelegenheit, ihren Töchtern einen Mann zu suchen oder sich selbst eine Frau“, begann Miriam zu erzählen.
„Mehr ein Heiratsmarkt, als ein Wettkampf unter Männern“, verstand Hannifa sofort.
„Auch ein Heiratsmarkt ist ein Wettkampf unter Männern“, stellte Miriam richtig. „Mein Vater hatte mehrere Anfragen von Scheichs, die mich zur Frau nehmen wollten. Aber er ließ mich unter den Kandidaten wählen. Scheich Hassan der El Zandara war einer von ihnen.“
Das erschien den Frauen noch nicht so ungewöhnlich. Aber da Miriam nicht die Frau dieses Mannes war, glaubten sie zu wissen, was passiert war.
„Du hast dich für Amir entschieden und das nahm Scheich Hassan ihm übel“, mutmaßte Hannifa.
„Nicht ganz“, schränkte Miriam ein und holte ein bisschen aus, um ihren Fehler nicht gleich zugeben zu müssen. „Scheich Hassan stand an erster Stelle meiner Wunschkandidaten. Zwar war er nicht so reich wie einige der anderen Scheichs, dafür war er aber charmant, witzig und versprach, nur mich zur Frau zu nehmen. Ein Angebot, das sich jede Frau erträumt“, entschuldigte Miriam ihre einstige erste Wahl.
„Aber Vater hat vier Frauen und zahlreiche Konkubinen. Meine Mutter war eine von ihnen“, warf Zaara ein.
„Ja, das war es auch, was meine Träume platzen ließ. Ich hörte, wie die Tochter eines anderen Scheichs zu ihrer Freundin davon sprach, das gleiche Angebot von Scheich Hassan erhalten zu haben, wie ich. Versteht mich nicht falsch. Ich hätte Hassans Werbung auch angenommen, wenn er kein solches Versprechen mir gegenüber abgegeben hätte, denn der Mann war absolut charismatisch. Aber ich wollte keinen Lügner zum Mann. Scheich Amir hat sich erst um mich beworben, als ich Hassan schon zurückgewiesen hatte. Er war absolut ehrlich, gab zu, dass sein größter Traum darin bestand, durch viele Söhne unvergessen zu bleiben. Er versprach mir nichts, was er nicht auch halten wollte oder in diesen Jahren gehalten hat.“
„Männer“, schnaubte Elmedina. „Sie halten uns für dumm und denken, ihre Lügen würden nicht irgendwann auffliegen. Sicher war dieser Scheich es, der sich als Opfer der Geschichte sah.“
Miriam schmunzelte bei Elmedinas Worten. „Tatsächlich beschuldigte er Amir, er hätte mich mit einem immensen Brautpreis aus dem Haushalt meines Vaters ausgelöst. Was wirklich meine Entscheidung beeinflusst hat, habe ich ihm nicht gesagt. So weit wollte ich mich nicht erniedrigen. Nur Amir
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