Tareks Versprechen
Verständnis dafür aufbringen, dass er aus ihren Armen in die einer bezahlten Konkubine eilte. Zu einer Frau, die vielleicht jetzt gerade einem anderen Mann Lust verschaffte.
Warum ihn das zum ersten Mal in seinem Leben störte, konnte Tarek nicht sagen. Er verglich nur immer wieder Zaaras zarte Haut mit der Vorstellung von einer Frau, die jeden Mann, der sie dafür bezahlte zu Diensten war. Bei diesem Gedanken empfand er Ekel. Und er fühlte sich, als hätte er Zaara damit besudelt, auch nur daran zu denken, von ihr, zu einer anderen zu gehen.
Diese Vermählung war komplizierter, als Tarek es sich vorgestellt hatte. Denn niemand hatte davon gesprochen, dass eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau sofort mit Gefühlen verbunden war, die man vorher nicht gekannt hatte.
* * *
Zaaras Gesicht brannte, als sie daran dachte, wie die Frauen des Harems auf ihre Schulter gestarrt hatten, als sie alle zusammen im großen Badebereich des Palastes nur spärlich bekleidet zusammengekommen waren. Sie wusste, sie sollte sich nicht verlegen fühlen, weil das, was Tarek mit ihr gemacht hatte, nur seine Methode war, alle zu täuschen.
Nur diese Methode jagte ihr einen Schauer über den Körper, jedes Mal, wenn sie daran dachte, wie sich sein Mund auf ihre Haut gelegt hatte. Gab es etwas Besseres als Tareks sanfte Lippen auf dieser Welt? Gab es etwas Beschämenderes, als das, was sie fühlte?
Zaara verstand sich selbst nicht. Tarek versuchte den Schein zu wahren und alles was sie sich wünschte war, seine Lippen erneut zu spüren. Oder wenn das nicht ging, dann wenigstens seine Hände, die sie festhielten.
Sie wickelte den Schleier ein kleines bisschen fester um ihren Kopf. Versuchte so viel von ihrem Gesicht zu bedecken, wie es möglich war. Sie hoffte darauf, dass sich Tarek nicht daran erinnerte, wie sie ohne dieses Kleidungsstück aussah. Vielleicht konnte er sich ja dann dazu überwinden, sie wenigstens flüchtig zu berühren.
Zaara wusste, dass sie nicht mehr erwarten konnte. Sie war nicht das, was er sich als Mutter seiner Kinder vorstellte. Sie war nur etwas, womit er seinen Vater ruhigstellen wollte. Sie wegzuschicken, wenn er nicht mehr verpflichtet war seinem Vater einen Erben zu präsentieren, war sein Bestreben.
Sie sollte sich keine falschen Hoffnungen darüber machen, was sie für ihn war. Aber sie machte sich Hoffnungen, dass sie ein paar Erinnerungen mitnehmen konnte, wenn sie gehen musste. Die Idee, die ihr ganz spontan kam, ließ ihr Herz höherschlagen.
Ein Nachmittag im Badehaus war für die Damen des Harems eine wöchentliche Routine. Wenn sie sich ihnen anschließen sollte, konnte es vielleicht sein, dass Tarek ihr öfter ein Mal auf der Haut machte. Wenn sie ihn wegen dieser Sache fragte, bestand die Möglichkeit, dass dies ein Bestandteil seines Verhaltens wurde.
Doch als Tarek in seinen Gemächern erschien, brachte sie nicht den Mut auf danach zu fragen. Dafür runzelte er aber schon wieder die Stirn und seine Frage klang auch nicht wirklich interessiert.
„Wie war der Badenachmittag? Hast du dich gut unterhalten?“
„Es lief so, wie du es wolltest, jeder hat das Mal gesehen“, gab Zaara Auskunft. „Sonst gab es nichts Unterhaltsames.“
Tarek zog eine Augenbraue in die Höhe. Hatte sie sich vorwurfsvoll angehört? War ihr langweilig? Brauchte sie mehr Unterhaltung, mehr Gesellschaft, vielleicht seine Gesellschaft?
Er war es, der die Stunden gezählt hatte, die sie bei den Frauen verbringen musste. Und nur, weil er nicht wartend in seinen Räumen auf und ab gehen wollte, hatte er seine Gemächer verlassen. Er hatte sich dazu gezwungen erst wieder zurückzukommen, wenn Zaara längst da sein würde.
Eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellte. Denn sonst hätte er ganz vergessen, dass am nächsten Morgen ein zweitägiges Kräftemessen in der Wüste stattfinden sollte, bei dem er anwesend sein musste. Eigentlich nicht besonders spektakulär, aber wenn er erst am Morgen daran erinnert worden wäre, hätte er nicht genügend Zeit gehabt, sich zu präparieren.
Denn ähnlich wie bei Zaara, musste auch er vor den anderen Männern eindeutige Zeichen aufweisen können, dass er ein Mann war, der jetzt eine Frau hatte. Zwar hätte er sich gewünscht, dass Zaara ihre Lippen auf seine Haut legte, um ihn ein ähnliches Mal zuzufügen, wie er ihr, doch das war nicht das, was einen anderen Mann beeindruckt hätte.
Tarek vermutete, dass er Zaara mit dem, was er jetzt von ihr verlangen
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