Tareks Versprechen
Ankunft nicht entgegen, denn keiner würde sie freudig begrüßen.
Sie hatte nicht erwartet, dass Tarek sie wegschickte, ohne vorher noch einmal mit ihr zu sprechen. Aber er konnte ihren Anblick sicher nicht mehr ertragen. Wie auch. Die Striemen, die sie ihm zugefügt hatte, mussten geschmerzt haben und standen in keinem Verhältnis zu dem Kuss, den er ihr gegeben hatte.
Zaara berührte den Stoff ihres Schleiers und drückte mit zwei Fingern gegen ihre Lippen. Sie hatte das Gefühl, sie könnte ihn noch spüren, wenn sie sich nur genug darauf konzentrierte. Tareks Lippen, seinen Bart, der leicht an ihrem Gesicht kratzte, seine Arme, die sie hochhoben und an sich drückten.
Bittersüße Erinnerungen für sie, abstoßende Erinnerungen für ihn.
Sie musste versuchen diese kurze Zeit, die sie bei Tarek war, zu vergessen. Nur so würde es ihr möglich sein, in ihr altes Leben zurückzukehren. Das war nicht einfach, denn die Sehnsucht, dass Tarek sie ein kleines bisschen gernhaben hätte können, hatte sich schon zu tief in ihrem Herzen verwurzelt.
Unruhe breitete sich unter den Männern der Eskorte aus. Doch Zaara achtete nicht darauf. Alles was geschah hatte nicht wirklich etwas mit ihr zu tun. Sie fühlte sich nur wie eine unerwünschte Last, die mitgeführt werden musste. Selbst wenn die Reise nur dazu diente sie abzuschieben, sie loszuwerden.
Unvermittelt endete der Weg, obwohl sich die Sanddünen noch bis ins Unendliche fortsetzten. Aber für sie alle, die Eskorte und Zaara, war der Weg versperrt. Zwei Reiter mit insgesamt sechs Pferden stellten sich ihnen entgegen.
Zaara war das egal. Sollte sich ihre Eskorte damit auseinandersetzten. Sie wusste, dass es nur eines gab, um das sie sich kümmern musste, ihre mühsam aufrecht gehaltene Fassung zu bewahren. Sie würde weder vor der Eskorte zusammenbrechen, noch würde sie das vor ihrer Familie tun. Genauso wenig wie sie Scheich Amir gezeigt hatte, was sie empfand.
Sie konnte sich weiter beherrschen, ganz egal, was auch immer ihr noch widerfuhr. Sie war stark genug auch einen Überfall zu überstehen, wenn es sein musste. Aber sie würde nicht damit umgehen können, von Tarek persönlich zurückgewiesen zu werden. Denn das war ganz offensichtlich seine Absicht.
Das Herz schlug Tarek bis zum Hals und nicht nur, weil er und Diss fast Tag und Nacht wie der Teufel geritten waren. Sie hatten gewusst, dass es kaum zu schaffen war, Zaara und ihre Eskorte einzuholen bevor sie in Scheich Hassans Lager ankamen. Darum hatten sie sich für den einzigen Weg entschieden, der zumindest eine kleine Chance beinhaltete, ihr Ziel rechtzeitig zu erreichen. Sie hatten sich die schnellsten Pferde aus dem Stall ihres Vaters genommen und sie abwechselnd geritten. So mussten sie keines zu Schanden reiten und konnten außerdem viele Stunden mehr im Sattel verbringen, um die Eskorte auf den Kamelen einzuholen.
Und sie hatten es geschafft. Ziemlich knapp zwar, aber ihr Plan war aufgegangen. Aber nun stand Tarek der wirklich schwierige Teil bei dieser Aktion bevor. Würde Zaara ihm glauben, wenn er ihr versicherte, dass das hier nicht seine Absicht war? Würde sie auf ihn hören, wenn er ihr versprach, sie nie wieder so zu verletzen, weder körperlich noch seelisch?
Sie hatte ihm schon nicht geglaubt, als er ihr zum ersten Mal versprochen hatte, sie nie zu schlagen. Sonst hätte sie sich an diesem Tag nicht vor ihm auf den Boden geworfen und ihn Herr genannt. Herr ! Wie er dieses Wort hasste.
Glaubte sie wirklich er wäre ihr Herr? Konnte er für sie nichts anderes sein?
Nun, wenn das alles war, was sie bisher in ihm sah, dann würde er eben ihr Herr sein. So lange, bis er sie davon überzeugen konnte, in ihm ihren Ehemann zu sehen. Die Position als Gebieter hatte im Augenblick sogar ein paar Vorteile, die er sich zunutze machen würde.
Noch musste er ihr die Entscheidung, was aus ihnen beiden wurde nicht überlassen. Noch hatte er alle Fäden in der Hand, mit denen er Zaara näher zu sich ziehen würde.
„Ich denke, du hast etwas, was mir gehört“, klangen Tareks erste Worte gefährlich ruhig, die er an den Führer der Eskorte richtete. Er stieg von seinem Pferd, ging auf Zaaras Reittier zu und forderte sie mit einer Geste auf abzusteigen, indem er ihr seine Hand entgegenstreckte.
„Wir haben den Auftrag…“, versuchte man Tarek zu erklären. Doch der würgte alle Erklärungsversuche sofort ab, ohne auch nur auf den Wortführer zu achten.
„Jetzt habt ihr keinen Auftrag
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