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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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etwas für den Russen zu essen vor. Die ganze Zeit über saß der Geflohene auf dem Bettrand, verschränkte immer wieder nervös seine starken Hände, nahm sie wieder auseinander, fuhr durch seine glatten schwarzen Haare. Vorher, kurz nach dem Verhör, war er aufgestanden und zu dem Stuhl gegangen, über dem sein Parka hing, um sich die Beine zu vertreten. Wie in Gedanken hatte er den Parka aufgenommen, um sich kurz hinzusetzen; ebenso beiläufig hatte er seine Hand über die Tasche gleiten lassen, in der die Bohrröhre steckte, und hatte die zylindrische Form unter dem Pelz gefühlt. Langer, der in der Nähe der Tür stand, hatte vor sich hingelächelt, als Gorow, der sich sichtlich entspannte, da sein wertvoller Besitz noch in Sicherheit war, sich wieder hinsetzte.
    In dieser Nacht war es Beaumont offenbar zu riskant, an Schlaf zu denken. Er hatte gerade verkündet, daß er zu der Hauptquartierbaracke zurückgehen wolle, um sich eine Weile hinzulegen, als sie alle aufhorchten. Die Herkules C-130, eine Transportmaschine, von Dawes geschickt, der durch das Wort »Sabotage« in dem Funkspruch beunruhigt war, kreiste über der Insel, bereit zu landen.
    Auch Oberst Igor Papanin lauschte dem Dröhnen des amerikanischen Transportflugzeugs. Er saß neben Kramer in dem Führerhaus des Schneepanzers, der einige hundert Meter von der Schneerampe entfernt stand, die von Target 5 herunterführte, und paffte in aller Ruhe seine kleine geschwungene Pfeife. Der Rauch in dem geschlossenen Führerhaus war so dick, daß Kramer fürchtete, ersticken zu müssen. Aber er wagte nicht, ein Fenster zu öffnen, da er die arktische Luft nicht weniger fürchtete. »Sie haben die Landebahnlichter angemacht«, sagte er nervös.
    Das verschwommene Leuchten eines einzigen Landelichts zitterte über den Felsen, wurde dann vom Nebel geschluckt.
    »Natürlich«, sagte Papanin, »sie müssen ihrem Flugzeug zeigen, wo es landen soll.«
    »Und Sie glauben immer noch, daß Gorow nicht da ist?«
    »Ich habe gesagt, ich bin nicht überzeugt, daß er schon angekommen ist – das ist ganz etwas anderes, Kramer. Ich suchte nach Ängstlichkeit und Nervosität, als wir dort waren, aber alles, was ich gespürt habe, war Indignation. Dieser große Mann war äußerst aggressiv und entrüstet«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Aber wenn er schon da ist – und das Flugzeug landet?«
    »Sie machen sich zu viele Gedanken. Es wird schon alles in Ordnung gehen – warten Sie ab.«
    Zweihundertfünfzig Meter über Target 5 saß Alfred Ridgeway, der Pilot der Maschine, vor den Armaturen, während er über der dicken, schmutziggrauen Nebelbank kreiste, die ein anderer Pilot, Arnold Schumacher, als Grütze bezeichnet hatte. In dem Laderaum hinter ihm waren zwei Reihen von Klappsitzen aufgestellt, auf denen zwölf Männer in arktischer Kleidung saßen, die versteckte Waffen bei sich trugen.
    Die Männer gehörten der US-Küstenwache an. Sie waren speziell für dieses Unternehmen ausgewählt worden. Die Russen hatten aus Leningrad ein Sicherheitskommando für besondere Aufgaben in die Arktis geschickt, um dieser Aktion einen nichtmilitärischen Anstrich zu verleihen – was nur wenige Monate vor dem Gipfeltreffen in Moskau die Gefahr eines internationalen Zwischenfalls dämpfte. Washington traf die gleiche Vorsichtsmaßnahme aus demselben Grund: die Gefahr eines internationalen Zwischenfalls mußte vermieden werden.
    In den beiden Sitzen unmittelbar neben dem Cockpit saßen ein Arzt und eine Krankenschwester. Dr. Maxwell Hergsheimer, achtundvierzig Jahre alt, grauhaarig, hatte seine medizinische Ausrüstung und Sauerstoffgeräte bei sich. Er blickte aus dem Fenster. Der Nebel trieb in großen Schwaden unter ihnen. Hinter ihm saß die Krankenschwester Anne Clyde aus Brooklyn, eine dreißigjährige Frau, die sich freiwillig angeboten hatte, mit ihm zu fliegen. Hergsheimer machte sich Sorgen um sie; nicht jede Frau hätte sich so ruhig und gefaßt auf die Reise über die Polarwüste begeben. Um den zivilen Charakter ihrer Mission zu unterstreichen, trug sie ihre Schwesterntracht. Sie beugte sich vor und blickte über seine Schulter. »Glauben Sie, daß Kapitän Ridgeway uns heil hinunterbringt?« fragte sie.
    »Ich glaube schon. Er stammt aus meiner Heimat, Illinois, und ich kenne ihn seit Jahren. Er wird weiter kreisen, bis er sicher landen kann.«
    In der Pilotenkanzel gab sich Ridgeway weniger optimistischen Gedanken hin. Er war in der Tat sehr besorgt. Es gab nirgendwo

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