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Target 5

Target 5

Titel: Target 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Zentimeter neben ihm gespenstisch aufragte. Während der Schneepanzer sich abwärts neigte, kippte Conway in seinem Sitz nach vorn. Die Ketten auf der rechten Seite bewegten sich weniger als einen Fußbreit von dem Klippenrand entfernt, unter dem der Nebel das Packeis verbarg. Die Raupenketten krochen die Rampe hinunter. Conways Hand umklammerte fest den Steuerknüppel, während ihm der Schweiß von der Stirn lief. Gott sei Dank, der Schneepanzer reagierte gut und fuhr glatt hinunter. Plötzlich, ohne warnendes Vorzeichen, kippte das Fahrzeug um, und Conway fühlte sich abrutschen und in die Tiefe stürzen. Die Talseite der Rampe, an der stützende Felsbrocken aus dem Eis herausgeschlagen worden waren, brach zusammen. Das enorme Gewicht des Fahrzeugs löste die totale Katastrophe aus.
    Während Conway noch mit den Kontrollschaltern kämpfte, kippte der Schneepanzer erst seitwärts, dann sieben Meter steil hinab auf das harte Packeis. Conway hatte den Motor abgestellt; ein instinktiver Reflex im Moment des Sturzes. Dann kippte er kopfüber. Das Dach des Führerhauses schlug auf das Eis. Das ungeheure Gewicht der Raupenketten krachte darüber, drückte das kleine Gehäuse wie eine Ziehharmonika zusammen und zerquetschte den Mann im Innern zu einer unkenntlichen Masse aus zermalmten Knochen, Gewebe, Metall und Glas.
    Einen halben Kilometer entfernt, auf der anderen Seite der Insel, führte Beaumont, von dem Unglück nichts ahnend, seine kleine Gruppe auf das Packeis hinunter, das die russischen Sicherheitsposten gerade verlassen hatten, und nahm Kurs gegen Westen.
     
     
    Dienstag, 22, Februar: zehn Uhr bis Mittag
     
    Das würde die ganze Welt – Europa, Amerika, Australien, Asien, Afrika – vielleicht eines Tages sein: eine leblose, unfruchtbare, gefrorene Wüste, wenn die Erde sich irgendwann einmal von der Sonne entfernen und ein ausgestorbener Satellit werden sollte. Es war wie eine Vision vom Aussterben der gesamten Menschheit. Der Nebel war von glasklaren Brisen fortgeweht worden, einem frierenden Strom eiskalter Luft, der direkt vom Nordpol kam. Er hatte sich nach Süden verlagert und die mondbeschienene, gefrorene Wüste freigelegt, über die sich Beaumont mit seinen beiden Schlittengespannen bewegte. Sie hatten eine endlose Sicht nach Westen und Norden, überall die gleiche verfluchte Eisfläche, Eis, immer wieder Eis. Sogar in den Wüsten der Welt wächst irgendwo irgend etwas; es gibt einsame Oasen, Enklaven mit grünen Bäumen und heißem blauem Wasser. Hier gab es nichts als das schreckliche Eis in grenzenloser Ausdehnung. Im Mondlicht vor ihnen ragten Eisrücken in die Höhe, ein Chaos aus starren Rippen von drei bis sieben Metern Höhe. Von Graysons vibrierendem Kompaß geleitet, fuhren sie mit dem Schlitten nach Westen in Richtung Grönland – zweihundertfünfzig Kilometer entfernt. Beaumont überlegte, ob er nicht auf seine Absicherung zurückgreifen sollte – direkt südlich statt nach Westen zu steuern, südlich zu der Eisberg-Gasse, dem gefährlichsten Ort der Erde.
    Seitdem der Nebel vor über einer Stunde seinen schützenden Schleier weggezogen hatte, war noch kein Anzeichen von den Russen zu sehen gewesen. Möglicherweise kontrollieren Papanins Männer noch die Randzonen von Target 5 und warteten darauf, daß Gorow auftauchte. Beaumont warf einen Blick zurück, während er seinen Schlitten führte. Grayson kam zu ihm herüber. »Was macht unser Passagier erster Klasse, Sam?«
    »Gorow geht einem auf den Wecker«, sagte Grayson unverblümt. »Er schmollt noch wegen deines Kreuzverhörs. Er sitzt auf Horsts Schlitten, als sei er der Kaiser von China. Ich würde den Scheißkerl zwingen, auf Schusters Rappen zu reisen.«
    »Später. Er würde uns im Augenblick nur aufhalten…« Beaumont brach ab, schaute plötzlich zum Himmel. Ein kleiner dunkler Punkt kam von Nordosten und steuerte direkt auf sie zu. Wie ein häßlicher Vogel flog er am Nachthimmel, noch zu weit, um die verschwommenen Rotorblätter erkennen oder Motorengeräusch hören zu können.
    »Hubschrauber! In Deckung!«
    Beaumont knallte mit der Peitsche, als er seine Warnung ausrief. Er hetzte die Hunde in den Schutz des Eisrückens. Hinter ihm rief Langer Gorow zu, von dem verdammten Schlitten runterzusteigen und zu laufen. Der Russe purzelte von dem fahrenden Schlitten und stolperte mit verzweifelter Eile hinter ihnen her. Das Motorengeräusch der näherkommenden Maschine war jetzt hörbar, ein leises Pochen, das von Sekunde zu

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