Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
Bogen über den Kopf und setzte einen Pfeil auf die Sehne. Er zog sie weit zurück und jagte dem großen Menschenaffen das vergiftete Geschoß direkt ins Herz.
Kala kippte vor den Augen ihrer verblüfften Stammesgenossen mit einem Entsetzensschrei nach vorn und fiel mit dem Gesicht nach unten zu Boden.
Brüllend und schreiend setzten die Affen Kulonga nach, aber der schlaue Krieger jagte wie eine aufgescheuchte Antilope den Pfad entlang.
Er wußte, wie wild diese ungestümen, behaarten Menschen waren, und hatte nur den einen Wunsch, möglichst viele Meilen zwischen sich und sie zu legen.
Sie folgten ihm in wilder Jagd über eine lange Strecke durch die Bäume, aber dann gab einer nach dem anderen die Verfolgung auf und kehrte zum Schauplatz der Tragödie zurück.
Keiner von ihnen hatte je einen anderen Menschen als Tarzan gesehen, so stellten sie unklare Vermutungen an, welch seltsame Wesen wohl in ihren Dschungel eingedrungen waren.
Am fernen Ufer bei der kleinen Hütte hatte Tarzan das schwache Echo des Zusammenstoßes vernommen, der ihm sagte, daß bei seinem Stamm etwas Schlimmes vorgefallen war. Also rannte er in die Richtung, aus der der Lärm drang.
Als er ankam, sah er das ganze Affenvolk jammernd um den leblosen Körper seiner getöteten Mutter versammelt.
Sein Schmerz und sein Zorn waren unbeschreiblich. Immer wieder stieß er seinen furchterregenden Kampfruf aus. Er hämmerte sich mit geballten Fäusten auf die breite Brust, sank dann über Kalas Köper zusammen und weinte, das Herz erfüllt von tiefer Trauer.
Das einzige Geschöpf in der ganzen Welt zu verlieren, das ihm je Liebe und Zuneigung entgegengebracht hatte, bedeutete für ihn die größte Tragödie seines bisherigen Lebens.
Was war Kala doch für ein wildes und Entsetzen einflößendes Affenweibchen gewesen! Ihm war sie jedoch freundlich und schön erschienen. Er hatte ihr, ohne sich dessen bewußt zu sein, all die Ehrfurcht, Hochachtung und Liebe entgegengebracht, die ein normaler englischer Junge für seine Mutter empfindet. Er hatte keine andere kennengelernt, und so hatte er ihr, wenngleich unbewußt, all das gegeben, was der schönen und lieblichen Lady Alice gegolten hätte, wäre sie am Leben geblieben.
Nach dem ersten Ausbruch von Schmerz gewann er seine Fassung wieder, und durch Befragen derjenigen Stammesgenossen, die Kalas Ermordung mit angesehen hatten, erfuhr er das Wenige, das sie ihm mit ihrem kümmerlichen Wortschatz vermitteln konnten.
Es genügte jedoch, mehr brauchte er nicht zu wissen. Sie berichteten ihm von einem seltsamen, unbehaarten, dunkelhäutigen Affen, dem Federn aus dem Kopf wuchsen, der aus einem dünnen Zweig den Tod ausgesandt hatte und danach mit der Behendigkeit von Bara, dem Hirsch, der aufsteigenden Sonne entgegengeeilt war.
Tarzan zögerte nicht länger, sprang hinauf in die Zweige der Bäume und jagte durch den Wald. Er kannte jede Windung des Elefantenpfads, auf dem Kalas Mörder floh, schlug den geraden Weg durch den Dschungel ein und schnitt dem dunkelhäutigen Krieger, der offensichtlich den ermüdenden Windungen des Pfades folgte, den Weg ab.
An seiner Seite baumelte das Jagdmesser seines unbekannten Erzeugers, und schräg über die Schulter geschlungen trug er das lange Seil. Nach einer Stunde stieß er wieder auf den Pfad, ließ sich hinab und untersuchte den Boden gründlich.
Im weichen Uferschlamm eines winzigen Flüßchens entdeckte er Fußabdrücke, wie nur er sie überall im Dschungel hinterlassen hatte, aber sie waren viel größer als seine. Sein Herz schlug schneller. Könnte es sein, daß er einem MENSCHEN nachspürte – einem Angehörigen seiner Rasse?
Er sah zwei Reihen von Fußabdrücken, die in verschiedene Richtungen wiesen. Demnach war sein Opfer auf seinem Rückweg an dieser Stelle schon vorbeigekommen. Bei der Untersuchung der neuen Spur entdeckte er, daß ein winziges Bröckchen Erde vom Außenrand eines Fußabdrucks in die flache Vertiefung gefallen war – die Spur war demnach sehr frisch, sein Opfer mußte soeben erst vorbeigekommen sein.
Er schwang sich wieder in die Bäume und folgte dem Pfad lautlos und schnell in der Höhe.
Kaum hatte er eine Meile zurückgelegt, sah er den dunkelhäutigen Krieger auf einer kleinen Lichtung stehen. Er hielt den dünnen Bogen in der Hand und hatte einen seiner todbringenden Pfeile aufgesetzt.
Ihm gegenüber am anderen Rand der Lichtung stand Horta, der Keiler, mit gesenktem Kopf und schaumbedeckten Hauern, bereit zum
Weitere Kostenlose Bücher