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Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Titel: Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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hätte es als ebenso empörend empfunden wie wir den Kannibalismus.
    Wer aber war Kulonga, daß er ihn nicht mit ebensolcher Berechtigung verzehren konnte, wie dieser von Horta, dem Keiler, oder Bara, dem Hirsch, gegessen hatte? Gehörte er nicht auch zu den unzähligen wilden Geschöpfen des Dschungels, die einander auflauerten, um den nagenden Hunger zu stillen?
    Plötzlich beschlich ihn ein seltsamer Zweifel. Hatten die Bücher ihn nicht gelehrt, daß er ein Mensch war? Und war dieser Bogenschütze nicht auch einer?
    Aßen Menschen Menschen? Leider wußte er es nicht. Warum dann dieses Zögern? Erneut machte er sich ans Werk, da packte ihn ein Anfall von Übelkeit. Er verstand nicht.
    Er wußte nur, daß er das Fleisch dieses dunkelhäutigen Mannes nicht essen konnte, und so übernahm ein ihm in Jahrhunderten vererbter Instinkt die Funktionen seines unausgebildeten Denkens und bewahrte ihn davor, ein in der ganze Welt gültiges Gesetz zu verletzen, von dessen Existenz er keine Ahnung hatte.
    Schnell ließ er Kulongas Körper zu Boden gleiten, nahm ihm die Schlinge ab und kletterte wieder in die Baumwipfel.
     
     
     

 
  Das Phantom Furcht
     
    Aus luftiger Höhe betrachtete Tarzan die Ansammlung strohgedeckter Hütten jenseits der Anpflanzungen.
    Er sah, daß der Wald an einer Stelle direkt an das Dorf stieß, und machte sich dorthin auf den Weg, angelockt durch fieberhafte Neugier, Lebewesen seinesgleichen zu beobachten, mehr über ihre Tun und Lassen zu erfahren und sich die seltsamen Höhlen anzusehen, in denen sie wohnten.
    Das rauhe Leben unter den wilden Tieren des Dschungels schloß jeden Gedanken aus, diese Leute könnten etwas anderes als Feinde sein. Die Ähnlichkeit ihrer Gestalt verleitete ihn keineswegs zu falschen Schlußfolgerungen über die Art und Weise, wie sie mit ihm verfahren würden, sollten sie ihn entdecken. Dennoch waren diese die ersten seiner Art, die er je gesehen hatte.
    Tarzan von den Affen besaß kein sentimentales Gemüt. Er wußte nichts von Menschenliebe. Alle Wesen außerhalb seines Stammes waren Todfeinde, von wenigen Ausnahmen wie Tantor, dem Elefanten, abgesehen.
    Er erkannte dies alles ohne Bosheit oder Haß. Töten – so lautete das Gesetz der wilden Welt, die er kannte. Die Zahl seiner primitiven Zerstreuungen war nicht groß, aber an der Spitze stand das Jagen und Töten, deshalb räumte er anderen das Recht ein, denselben Wünschen zu huldigen wie er, auch wenn er selbst Zielobjekt ihrer Jagd sein sollte.
    Sein seltsames Leben hatte ihn weder verdrossen noch blutdürstig werden lassen. Daß er beim Töten Freude empfand, und daß er mit einem fröhlichen Lachen auf den Lippen tötete, war kein Zeichen angeborener Grausamkeit. Zumeist tötete er, um Nahrung zu erlangen, aber da er ein Mensch war, tötete er zuweilen auch aus Vergnügen, wozu kein anderes Tier fähig ist; denn unter allen Kreaturen blieb es allein dem Menschen vorbehalten, sinnlos und mutwillig zu töten, um des bloßen Vergnügens willen, andere Schmerzen und den Tod erleiden zu lassen.
    Und wenn er aus Rache oder in Selbstverteidigung tötete, so tat er das ohne Hysterie, denn es war eher eine geschäftsmäßige Prozedur, die keine Leichtfertigkeit duldete.
    So war es auch jetzt, als er sich wachsam dem Dorf von Mbonga näherte, ganz darauf vorbereitet, zu töten oder getötet zu werden, sollte man ihn entdecken. Er bewegte sich ganz besonders vorsichtig, denn Kulonga hatte ihm großen Respekt vor den kleinen spitzen Holzstäbchen eingeflößt, die einen so schnellen und unentrinnbaren Tod herbeiführten.
    Schließlich kam er zu einem großen Baum mit dichtem, üppigen Blattwerk, von dem die Schlingen mächtiger Kletterpflanzen herabhingen. Er kroch in die fast undurchdringliche Laube über dem Dorf, blickte auf die Vorgänge unter sich und staunte über jeden Vorgang dieses neuen, ihm fremden Lebens.
    Nackte Kinder spielten auf der Dorfstraße, Frauen zerrieben in groben Steinmörsern getrockneten Wegerich, während andere aus dem puderartigen Mehl Kuchen formten. Draußen auf den Feldern sah er weitere Frauen, die hackten, jäteten oder ernteten.
    Alle trugen seltsame, abstehende Gürtel aus getrocknetem Gras um die Hüften, und viele waren mit bronzenen und kupfernen Fuß- und Armringen sowie Armbändern behangen. Manch dunkelhäutigen Hals zierten seltsam gewundene Stränge von Draht, während andere Dorfbewohner mit riesigen Nasenringen umherliefen.
    Tarzan von den Affen schaute sich die

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