Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
frühester Kindheit an hatten sich seine Muskeln an die raune Forderung des Daseins gewöhnt, in Gedankenschnelle zu handeln. So flink el adrea auch war, Tarzan von den Affen kam ihm zuvor, und so prallte das riesige Untier gegen den Baum, wo es das weiche Fleisch des Menschen zu finden gehofft hatte, während Tarzan, einige Schritte rechts davon entfernt, ihm eine weitere Kugel in den Leib jagte, die es außer Gefecht setzte, so daß es brüllend zusammenbrach.
Zweimal feuerte Tarzan in schneller Folge, dann lag el adrea still und gab keinen Laut mehr von sich. Es war nun nicht mehr Monsieur Jean Tarzan – es war Tarzan von den Affen, der seinen Fuß auf den Körper seiner Beute setzte, das Gesicht dem Vollmond zuwandte und seine machtvolle Stimme zu dem unheimlichen und furchterregenden Ruf seiner Gattung erhob – ein Affenmännchen hatte getötet. Die wilden Tiere in den Bergen hörten auf zu jagen und zitterten angesichts dieser unbekannten und entsetzlichen Stimme, während unten in der Wüste die Nomaden aus ihren Ziegenhautzelten traten, zu den Bergen schauten und sich fragten, welch neue und wilde Geißel nun wohl über ihre Herden kommen werde.
Einige hundert Meter von dem Tal entfernt, in dem Tarzan stand, vernahmen an die zwanzig weißgekleidete Gestalten, die lange, furchterregende Gewehren bei sich trugen, diesen Laut und schauten sich fragend an. Da er sich jedoch nicht wiederholte, setzten sie ihren leisen, heimlichen Marsch zum Tal fort.
Tarzan war nun überzeugt, daß Gernois nicht beabsichtigte, seinetwegen zurückzukehren, verstand jedoch nicht, warum der Offizier ihn im Stich ließ, aber auch nicht ins Lager zurückkehrte. Da er kein Pferd mehr besaß, empfand er es als töricht, länger im Gebirge zu bleiben, und machte sich auf den Weg in die Wüste.
Kaum befand er sich in der Gebirgsschlucht, tauchten die ersten weißgekleideten Gestalten von der anderen Seite im Tal auf. Hinter Felsen verborgen, suchten sie einige Minuten lang die kleine Senke ab. Als sie sich vergewissert hatten, daß niemand da war, ritten sie hindurch. Neben dem Baum entdeckten sie den Körper von el adrea. Mit leisen Rufen der Verwunderung drängten sie sich um ihn. Einen Moment später ritten sie eiligst in den Paß, den Tarzan nicht weit vor ihnen auch gerade durchquerte. Sie bewegten sich vorsichtig und leise und hielten sich im Verborgenen wie Männer, die sich auf der Pirsch befinden.
Im Tal des Schattens
Als Tarzan unter dem hellen Mond Afrikas durch die rauhe Felsschlucht lief, vernahm er deutlich, wie der Dschungel nach ihm rief. Die Einsamkeit und Freiheit der Wildnis ließen sein Herz höher schlagen und versetzten ihn in gehobene Stimmung. Wieder war er Tarzan von den Affen – mit allen Sinnen darauf eingestellt, von einem feindlichen Dschungelbewohner überrascht zu werden – und bewegte sich leise und mit erhobenem Kopf im stolzem Bewußtsein seiner Macht.
Manche nächtlichen Geräusche des Gebirges waren ihm neu, und doch klangen sie wie die zärtliche Stimme einer halbvergessenen Liebe. Viele davon erkannte er intuitiv – ja, dort vernahm er ein Geräusch, das ihm vertraut war – das ferne Keuchen von Sheeta, dem Leoparden, wobei eine seltsame Note im Schlußgeheul ihn zweifeln machte. Es war ein Panther, den er da hörte.
Ein neues Geräusch hob sich von den anderen ab – sanft und leise. Einem anderen wäre es völlig entgangen, nicht jedoch Tarzan. Zuerst wußte er nicht, was es war, schließlich aber wurde ihm klar, daß es von den bloßen Füßen einiger Menschen herrührte. Sie befanden sich hinter ihm und kamen immer näher. Er wurde verfolgt.
Nun wurde ihm mit einemmal klar, warum Gernois ihn in dem kleinen Tal zurückgelassen hatte. Jedoch war nicht alles nach Plan verlaufen – die Männer waren zu spät eingetroffen. Tarzan blieb stehen und wandte sich mit schußbereitem Gewehr nach ihnen um. Flüchtig sah er einen weißen Umhang, einen Beduinenmantel. Er fragte sie auf französisch, was sie von ihm wollten. Als Antwort blitzte das Feuer eines langen Gewehrs auf, und als der Knall nachfolgte, fiel Tarzan mit dem Gesicht zu Boden.
Die Araber kamen nicht sofort zu ihm gerannt, sondern vergewisserten sich, daß ihr Opfer sich nicht wieder erhob. Dann verließen sie schnell ihre Deckung und scharten sich um ihn. Sie stellten fest, daß er nicht tot war. Einer der Männer setzte die Mündung seines Gewehrs auf Tarzans Hinterkopf, um ihm den Garaus zu machen, doch ein anderer schob
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