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Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Titel: Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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sorgfältige Durchsuchung des Schiffes von vorn bis achtern an, wobei kein Winkel und keine Spalte vergessen werden sollten. Miss Strong blieb in seiner Kabine und wartete auf das Ergebnis der Suche. Der Kapitän stellte ihr viele Fragen, jedoch konnte sie ihm über den Vermißten nichts anderes mitteilen als das, was sie während ihrer kurzen Bekanntschaft an Bord über ihn erfahren hatte. Zum ersten Mal wurde ihr bewußt, wie wenig Mr. Caldwell ihr eigentlich über sich und seine Vergangenheit mitgeteilt hatte. Sie wußte nur, daß er in Afrika geboren und in Paris aufgewachsen war, und diese magere Information verdankte sie auch nur der Tatsache, daß sie so überrascht gewesen war, weil ein Engländer seine Muttersprache mit solch deutlichem französischen Akzent sprach.
    »Hat er je von Feinden gesprochen?« fragte der Kapitän.
    »Nie.«
    »Hatte er andere Bekannte unter den Passagieren?«
    »Nur solche wie mich – wie man sich zufällig als Reisende kennenlernt.«
    »Hm … Miss Strong, würden Sie sagen, daß er übermäßig trank?«
    »Ich weiß nicht, ob er überhaupt trank, aber mit Sicherheit hatte er eine halbe Stunde, bevor ich den Gegenstand über Bord fallen sah, keinen Tropfen zu sich genommen, denn ich war mit ihm bis zu diesem Zeitpunkt an Deck«, antwortete sie.
    »Das ist sehr seltsam«, sagte der Kapitän. »Er sah nicht wie ein Mann aus, der oft von Ohnmachtsanfällen oder etwas Ähnlichem heimgesucht wird. Und wenn, ist es kaum möglich, daß er während eines Anfalls einfach so über die Reling fällt. Er wäre eher nach innen auf die Decksplanken gesunken. Wenn er nicht an Bord ist, Miss Strong, dann wurde er über Bord geworfen – und die Tatsache, daß Sie keinen Schrei hörten, führt zu der Annahme, daß er schon tot war, bevor er über Bord ging – daß er also ermordet wurde.«
    Die junge Frau erschauderte.
    Eine Stunde später kehrte der Erste Offizier zurück und berichtete über das Ergebnis der Suche.
    »Mr. Caldwell ist nicht an Bord, Sir«, sagte er.
    »Ich fürchte, dahinter steckt etwas Schlimmeres als ein Unfall, Mr. Brently. Daher möchte ich, daß Sie Mr. Caldwells Unterlagen sorgfältigst überprüfen, ob sie vielleicht einen Hinweis auf ein Motiv für Selbstmord oder Mord enthalten. Gehen Sie der Sache auf den Grund!«
    »Aye, aye, Sir«, erwiderte Mr. Brently und machte sich an die Nachforschungen.
    Hazel Strong brach völlig zusammen. Zwei Tage lang blieb sie ständig in ihrer Kabine, und als sie sich wieder an Deck wagte, war sie wachsbleich und hatte große, dunkle Ringe unter den Augen. Ob im wachen Zustand oder im Schlaf – ständig sah sie den dunklen Körper schnell und lautlos in das kalte, schwarze Meer fallen.
    Als sie sich nach der Tragödie erstmals wieder an Deck zeigte, gesellte sich alsbald Monsieur Thuran zu ihr und drückte ihr seine freundlichstes Mitgefühl aus.
    »Ja, es ist so schrecklich, Miss Strong«, meinte er. »Ich kann an gar nichts anderes denken.«
    »Mir geht es genauso«, erwiderte das Mädchen traurig. »Ich fühle, daß er hätte gerettet werden können, wenn ich Alarm geschlagen hätte.«
    »Meine liebe Miss Strong, Sie sollten sich keine Vorwürfe machen«, drängte Monsieur Thuran. »Sie sind keineswegs daran schuld. Jeder hätte genauso gehandelt wie Sie. Wer käme denn darauf, daß ein Gegenstand, der vom Schiff ins Meer fällt, unbedingt ein Mensch sein muß. Außerdem wäre nichts dabei herausgekommen, wenn Sie sofort Bescheid gegeben hätten. Eine Zeitlang hätte man Ihnen nicht geglaubt, es als weibliche Hysterie gesehen – und wenn Sie darauf bestanden hätten, wäre es schon zu spät gewesen, ihn zu retten; man hätte das Schiff stoppen, Boote abfieren, einige Meilen zurückzurudern und im Dunkeln nach der Stelle suchen müssen, wo sich die Tragödie abgespielt hat. Sie haben sich nichts vorzuwerfen, denn Sie haben für den armen Mr. Caldwell mehr getan, als jeder von uns – Sie waren die einzige, die ihn vermißt hat, und Sie haben die Suche nach ihm ausgelöst.«
    Die junge Frau konnte ihm für diese freundlichen und ermutigenden Worte nur dankbar sein. Er war nun oft mit ihr zusammen, fast die gesamte restliche Reisezeit – und sie fand mit der Zeit sehr großen Gefallen an ihm. Monsieur Thuran hatte herausgefunden, daß die schöne Miss Strong aus Baltimore eine amerikanische Erbin war – eine wohlhabende Frau mit eigenem Vermögen und beeindruckenden Zukunftsaussichten, die ihm den Atem raubten, wenn er darüber

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