Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
nachdachte, und da er dieser angenehmen Tätigkeit die meiste Zeit widmete, ist es ein Wunder, daß er überhaupt noch atmete.
Monsieur Thuran hatte beabsichtigt, das Schiff am ersten Hafen nach Tarzans Verschwinden zu verlassen. In seiner Jackettasche steckte ja das Dokument, dessentwegen er die Überfahrt auf sich genommen hatte. Er konnte nicht schnell genug auf den Kontinent zurückkehren, um den ersten Expreß nach St. Petersburg zu nehmen.
Nun drängte sich ihm jedoch eine andere Idee auf und schob seine ursprünglichen Absichten in den Hintergrund. Denn ein amerikanisches Vermögen war nicht zu verachten, auch war dessen Besitzerin alles andere als unattraktiv.
»Sapristi! Sie wäre eine Sensation in St. Petersburg.« Und er ihres Erbes wegen nicht minder.
Da Monsieur Thuran bereits einige Millionen Dollar durchgebracht hatte, fand er diese Berufung so sehr nach seinem Geschmack, daß er beschieß, weiter mit nach Kapstadt zu reisen, wo seiner plötzlich dringende Verpflichtungen harrten, die ihn für einige Zeit dort festhalten würden.
Miss Strong hatte ihm erzählt, daß sie den Bruder ihrer Mutter besuchen wollten – wobei sie noch nicht entschieden hatten, für wie lange. Unter Umständen würden Monate daraus werden.
Sie freute sich zu hören, daß Monsieur Thuran sich ebenfalls dort aufhalten würde.
»Ich hoffe, wir können unsere Bekanntschaft weiter pflegen«, sagte sie. »Sie müssen bei uns vorbeikommen, sobald wir uns eingerichtet haben.«
Diese Aussicht erfreute Monsieur Thuran, und er beeilte sich, das auch zu sagen. Mrs. Strong stand ihm nicht so wohlwollend gegenüber wie ihre Tochter.
»Ich weiß nicht, warum ich ihm mißtraue«, sagte sie eines Tages zu Hazel, als sie sich über ihn unterhielten. »Er scheint in jeder Hinsicht ein vollendeter Gentleman zu sein, manchmal hat er jedoch etwas im Blick – ich kann es nicht beschreiben. Es ist unheimlich.«
Das Mädchen lachte. »Du siehst Gespenster, Mama«, sagte sie.
»Sicher, aber mir wäre der arme Mr. Caldwell als Gesellschafter lieber.«
»Mir auch«, erklärte ihre Tochter.
In Kapstadt besuchte Monsieur Thuran Hazel Strong sehr häufig bei ihrem Onkel. Seine Aufmerksamkeiten waren sehr deutlich, aber genauestens ausgeklügelt, so daß sie jeden Wunsch des Mädchens erfüllten und sie immer mehr von ihm abhängig machten. Wenn sie oder ihre Mutter eine Begleitung brauchten, ein kleiner Freundschaftsdienst zu leisten war – der freundliche und allgegenwärtige Monsieur Thuran stand stets zur Verfügung. Die Familie des Onkels hatte ihn wegen seiner ausgesuchten Höflichkeit und ständigen Hilfsbereitschaft ebenfalls bald ins Herz geschlossen. Er wurde langsam unentbehrlich. Als er den Zeitpunkt für gekommen hielt, erklärte er sich schließlich der jungen Frau. Miss Strong war völlig überrascht. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte.
»Nie hätte ich geglaubt, daß Ihnen eine solche Verbindung vorschweben könnte«, sagte sie zu ihm. »Ich habe Sie immer als einen sehr guten Freund betrachtet. Deshalb werde ich Ihnen jetzt noch keine Antwort geben. Vergessen Sie, daß Sie um meine Hand angehalten haben. Lassen wir die Dinge so, wie sie sind – dann kann ich unsere Beziehung eine Zeitlang von einer völlig anderen Warte betrachten. Möglich, daß ich doch mehr als Freundschaft für Sie empfinde. Bisher jedenfalls habe ich nicht einen Augenblick daran gedacht, daß ich Sie lieben könnte.«
Diese Abmachung stellte Monsieur vollkommen zufrieden. Er bedauerte zutiefst, derart schnell vorgegangen zu sein, aber da er sie schon seit geraumer Zeit so hingebungsvoll liebte, hatte er geglaubt, daß das jedem klar sein müsse.
»Ich liebe Sie, seit ich Sie zum ersten Mal sah, Hazel«, erklärte er. »Ich will gern warten, da ich mir sicher bin, daß eine so große und reine Liebe wie die meine belohnt wird. Was ich nur gern noch wissen möchte, ist, ob Sie jemand anderen lieben. Würden Sie mir das sagen?«
»Ich war noch nie im Leben verliebt«, erwiderte sie, und er gab sich damit völlig zufrieden. Auf dem abendlichen Heimweg erwarb er in Gedanken bereits eine Dampfjacht und baute sich an der Schwarzmeerküste eine Millionen-Dollar-Villa.
Am nächsten Tag erlebte Hazel Strong eine der schönsten Überraschungen ihres Lebens – sie lief geradeswegs Jane Porter in die Arme, als sie aus einem Schmuckgeschäft kam.
»Ja, ist denn das zu glauben – Jane Porter!« rief sie. »Was hat dich hierher verschlagen? Ich traue meinen
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