Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
greuliche Gespenst mit dem Messer erblickte. Er vergaß sein Gewehr; er vergaß sogar, laut zu schreien – er dachte einzig und allein daran, wie er diesem entsetzlichen weißen Wilden entrinnen könne, diesem muskulösen Riesen mit dem mächtigen Brustkorb, dessen Anblick sich im flackernden Feuerschein darbot.
Bevor er fliehen konnte, war Tarzan über ihm, und als der Wachposten um Hilfe schreien wollte, war es schon zu spät. Eine große Hand griff ihm an die Gurgel und zog ihn zu Boden. Er schlug wütend, aber völlig sinnlos um sich – die furchtbaren Finger gaben nicht nach. Schnell und unaufhaltsam wich das Leben aus ihm. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, er streckte die Zunge weit heraus, und sein Gesicht färbte sich purpurrot – die Muskeln zuckten krampfartig und versteiften sich, dann lag er starr und reglos.
Der Affenmensch warf sich den Körper über die Schulter, ergriff das Gewehr des Postens und ging gelassen durch das schlafende Dorf zu dem Baum, über den er in die umzäunte Siedlung gelangt war. Er hievte den Toten in das dichte Laubwerk.
Zunächst erleichterte er ihn um den Patronengurt und den Schmuck. Zu diesem Zweck zwängte er ihn in eine geeignete Astgabel und tastete ihn schnell nach dem Gewünschten ab, das er im Dunkeln nicht deutlich sehen konnte. Dann nahm er das Gewehr des Mannes und kletterte auf einen herausragenden Ast, von wo er die Hütten besser beobachten konnte. Sorgfältig zielte er auf die bienenstockartige Behausung, in der er die Anführer der Araber wußte, und drückte ab. Fast unmittelbar danach antwortete ihm ein Stöhnen. Tarzan lächelte. Wieder ein Treffer.
Nach dem Schuß herrschte einen Augenblick Stille im Lager, dann strömten die Manyuema und Araber wie ein Schwarm ergrimmter Hornissen aus den Hütten; jedoch waren sie in Wirklichkeit mehr verängstigt als wütend. Die Anspannung des vergangenen Tages hatte sie zermürbt, und nach diesem einzelnen nächtlichen Schuß mutmaßten sie vor Entsetzen alles Mögliche.
Die Entdeckung, daß ihr Wachposten verschwunden war, verminderte ihre Bestürzung keineswegs, und um sich durch kriegerisches Tun ihren Mut zu beweisen, nahmen sie das verriegelte Tor unter Dauerbeschuß, obwohl weit und breit kein Feind zu sehen war. Tarzan nutzte die Gelegenheit und feuerte im ohrenbetäubenden Lärm der Salven in die Menge.
Niemand hörte seinen Schuß beim Krachen der Musketen auf der Straße, aber einige Manyuema, die dicht beieinander standen, sahen ihren Nebenmann plötzlich zusammenbrechen. Als sie sich über ihn beugten, war er bereits tot. Panische Angst machte sich breit, und die Araber mußten sie mit brutaler Gewalt davon abhalten, Hals über Kopf in den Dschungel zu fliehen – sie wollten überall hin, nur nicht in diesem schrecklichen Dorf bleiben.
Nach einiger Zeit beruhigten sie sich, und da sich weiter keine so mysteriösen Todesfälle ereigneten, faßten sie wieder Mut. Indes war die Atempause von kurzer Dauer, denn gerade, als sie sich wieder unbehelligt glaubten, erhob Tarzan seine Stimme zu einem unheimlichen Stöhnen, und als die Elfenbeinjäger in die Richtung blickten, aus der es zu kommen schien, schleuderte er ihnen plötzlich mit mächtigem Schwung den toten Wachposten auf die Köpfe.
Mit lautem Angstgeheul stob die Menge auseinander, um dieser neuen und schrecklichen Gestalt zu entkommen, die auf sie zuzuspringen schien. Der Körper des Postens, der mit weitausgestreckten Armen und Beinen auf sie niederging, wirkte auf die vollkommen Verängstigten wie ein riesiges Raubtier. Viele Eingeborene erklommen die Palisaden, um zu fliehen, andere schoben die Riegel des Tores zurück und rannten wie von Sinnen über die Lichtung in den Dschungel.
Eine Zeitlang wagte niemand, sich der Ursache ihres Entsetzens zu nähern. Dem Affenmenschen war jedoch klar, daß sie bald entdecken würden, daß es nur der nicht minder schreckliche Leichnam ihres Stammesgenossen war. Da er wußte, was sie dann tun würden, wandte er sich ab und schwang sich im Mondlicht in südlicher Richtung von Wipfel zu Wipfel zum Lager der Waziri.
Bald drehte sich einer der Araber um und sah das Wesen, das vom Baum aus über sie hergefallen war, jetzt still und reglos auf der Dorfstraße liegen. Vorsichtig trat er näher, bis er in ihm den Manyuema erkannte, der das Tor bewacht hatte.
Auf seinen Ruf kamen die anderen herbei, und nach kurzer, aufgeregter Beratung taten sie genau das, was Tarzan vorhergesehen hatte. Sie legten an und
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