Tarzan 04 - Tarzans Sohn
und ich versuche, sie zu retten.«
»Geraubt!« Das Wort klang wie ein Gewehrschuß. »Wer hat sie geraubt?«
»Der schwedische Händler Hanson«, erwiderte Baynes.
»Wo ist er jetzt?«
Baynes berichtete Korak alles, was ihm widerfahren war, seit er auf Hansons Camp gestoßen war. Noch ehe er geendet hatte, war die Finsternis dem ersten Morgengrauen gewichen. Korak sicherte den Engländer auf dem Baum, so gut es ging, füllte die Feldflasche mit Wasser aus dem Fluß und brachte ihm Früchte zur Nahrung. Dann sagte er ihm Lebewohl.
»Ich gehe zum Camp des Schweden und bringe das Mädchen hierher zurück«, verkündete er.
»Dann will ich mitgehen«, erklärte Baynes. »Es ist mein Recht und meine Pflicht, denn sie sollte meine Frau werden.«
Korak fuhr zusammen. »Sie sind verwundet. Der Marsch wäre zu anstrengend für Sie. Allein komme ich viel schneller voran.«
»Dann gehen Sie«, erwiderte Baynes. »Aber ich folge Ihnen. Es ist mein Recht und meine Pflicht.«
»Wie Sie wollen«, sagte Korak schulterzuckend. Wenn dieser Mann unbedingt getötet werden wollte, ging ihm dies nichts an. Am liebsten hätte er ihn selbst umgebracht, doch er versagte es sich um Meriems willen. Wenn sie ihn liebte, mußte er tun, was in seinen Kräften stand, um ihn am Leben zu erhalten, indes konnte er ihn nicht daran hindern, ihm zu folgen, ihm allenfalls davon abraten, und dies hatte er auch in vollem Ernst getan.
So machte sich Korak eilends Richtung Norden auf den Weg, und weit hinter ihm folgte langsam und unter Schmerzen der erschöpfte und verwundete Baynes. Korak hatte das Flußufer gegenüber Malbihns Camp erreicht, noch ehe Baynes zwei Meilen zurückgelegt hatte. Am späten Nachmittag schleppte sich der Engländer noch immer müde dahin und mußte oft Ruhepausen einlegen, da hörte er plötzlich den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes hinter sich. Instinktiv suchte er im Gebüsch Deckung, und einen Augenblick später preschte ein weißgekleideter Araber vorbei. Baynes rief ihn nicht an. Er kannte die Wesenszüge dieser Leute, die so weit nach Süden vordrangen vom Hörensagen, und das hatte ihn zu der Überzeugung gebracht, daß man eher mit einer Schlange oder einem Panther Freundschaft schließen könne als mit einem dieser schurkigen Abtrünnigen aus dem Norden.
Als Abdul Kamak in nördlicher Richtung verschwunden war, setzte Baynes seinen mühseligen Marsch fort. Eine halbe Stunde später wurde er abermals durch das unverkennbare Geräusch galoppierender Pferde überrascht. Diesmal waren es viele. Einmal mehr suchte er nach einem Versteck. Er überquerte jedoch gerade offenes Gelände, das keine Möglichkeiten der Deckung bot. Also ging er in einen langsamen Trab über – das beste, was er bei seinem geschwächten Zustand tun konnte. Aber das genügte nicht, ihn in Sicherheit zu bringen, und noch ehe er die entgegengesetzte Seite der offenen Fläche erreicht hatte, kam hinter ihm eine Bande weißgekleideter Reiter in Sicht.
Als sie ihn erblickten, schrien sie ihn auf arabisch an, was er natürlich nicht verstand. Dann umzingelten sie ihn drohend und zornig. Ihre Fragen waren für ihn unverständlich, ebensowenig konnten sie etwas mit seinem Englisch anfangen. Der Anführer verlor schließlich die Geduld und befahl zweien seiner Leute, ihn zu ergreifen, was sie unverzüglich taten. Sie entwaffneten ihn und geboten ihm, bei einem der anderen Reiter hinten mit aufzusitzen, danach machten die beiden, die zu seiner Bewachung abgestellt worden waren, mit ihm kehrt und ritten nach Süden zurück, während die anderen die Verfolgung von Abdul Kamak fortsetzten.
Als Korak am Ufer des Flusses anlangte, von wo aus er Malbihns Camp sehen konnte, wußte er nicht, wie er übersetzen könne. Er konnte zwischen den Hütten innerhalb der Umzäunung Leute umherlaufen sehen – offensichtlich war Hanson noch da. Korak wußte ja nicht, wer sich in Wirklichkeit hinter diesem Namen verbarg.
Wie sollte er über den Fluß kommen? Nicht einmal er wagte es, sich den Gefahren des Stromes auszusetzen – es bedeutete den sicheren Tod. Einen Augenblick stand er unschlüssig, dann machte er kehrt, eilte in den Dschungel zurück und stieß immer wieder einen seltsamen, schrillen, durchdringenden Schrei aus. Ab und zu blieb er stehen und lauschte, als erwarte er eine Antwort auf den unheimlichen Ruf, dann drang er weiter in den Wald ein.
Schließlich wurden seine Bemühungen belohnt, denn er hörte deutlich den Laut, auf den er
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