Tarzan 04 - Tarzans Sohn
erklärte sie. »Er soll bei uns leben.«
Sie ritten die ganze Nacht, und der Tag war noch jung, als sie plötzlich auf eine Gruppe Männer stießen, die eilends südwärts marschierten. Es war kein geringerer als Bwana mit seinen schlanken, schwarzen Kriegern. Als er Baynes erkannte, umwölkte sich seine Stirn, doch er wollte sich erst Meriems Bericht anhören, ehe er dem lange angestauten Zorn in seiner Brust Luft machte. Aber als sie geendet hatte, schien er Baynes völlig vergessen zu haben. Seine Gedanken beschäftigten sich mit etwas ganz anderem.
»Du sagst, du hast Korak gefunden?« fragte er. »Hast du ihn wirklich gesehen?«
»Ja«, erwiderte Meriem. »So klar und deutlich, wie ich Sie jetzt sehe, und ich möchte gern, daß Sie mit mir kommen und mir helfen, ihn wiederzufinden, Bwana.«
»Haben Sie ihn gesehen?« fragte dieser jetzt den ehrenwerten Morison.
»Jawohl, Sir«, antwortete Baynes. »Klar und deutlich.«
»Was für ein Mensch ist er?« fragte Bwana weiter. »Wie alt ist er Ihrer Ansicht nach?«
»Ich würde sagen, er ist Engländer und etwa so alt wie ich«, erwiderte Baynes. »Möglicherweise ist er jedoch auch etwas älter. Er ist erstaunlich muskulös und außerordentlich von der Sonne gebräunt.«
»Können Sie etwas zu seiner Haar- und Augenfarbe sagen?« fragte Bwana schnell, fast aufgeregt. Diesmal antwortete Meriem.
»Er hat schwarzes Haar und graue Augen«, sagte sie.
Bwana wandte sich an seinen Häuptling.
»Bring Miß Meriem und Mr. Baynes nach Hause«, sagte er. »Ich gehe in den Dschungel.«
»Nehmen Sie mich mit, Bwana«, rief Meriem. »Sie wollen nach Korak suchen. Lassen Sie mich mitkommen.«
Bwana wandte sich zu ihr und sagte bekümmert, aber fest:
»Dein Platz ist neben dem Mann, den du liebst.«
Damit gab er dem Häuptling einen Wink, sein Pferd zu nehmen und den Rückmarsch zur Farm anzutreten. Meriem stieg zögernd auf das ermattete Araberpferd, das sie aus dem Dorf des Scheichs hierhergetragen hatte. Für den nun fiebernden Baynes wurde eine Sänfte gezimmert, und bald zog die kleine Kavalkade langsam den gewundenen Pfad am Fluß entlang davon.
Bwana blickte ihr nach, bis sie außer Sicht waren. Meriem schaute mehrmals zurück. Sie ritt gebeugten Hauptes und mit hängenden Schultern. Bwana seufzte. Er liebte das kleine Arabermädchen wie eine eigene Tochter, erkannte aber auch, daß Baynes seine Vergehen gesühnt hatte, so konnte er keine Einwände mehr vorbringen, falls Meriem diesen Mann wirklich ins Herz geschlossen hatte. Doch aus unerforschlichem Grund wollte er nicht glauben, daß der ehrenwerte Morison seine kleine Meriem wirklich wert war. Langsam wandte er sich einem in der Nähe stehenden Baum zu. Er sprang nach oben, packte einen der unteren Zweige und zog sich ins Geäst hinauf. Seine Bewegungen glichen denen einer Katze. Hoch oben setzte er seinen Weg fort, wobei er sich allmählich seiner Kleidung entledigte. Der an seiner Schulter hängenden Jagdtasche entnahm er ein langes Stück Wildleder, ein sorgfältig zusammengerolltes Seil und ein bedrohlich aussehendes Messer. Er schlang sich das Wildleder wie ein Lendentuch um, legte sich die Seilrolle über den Kopf und die eine Schulter und steckte das Messer in den Strick um seine Taille.
Als er so aufrecht stand, den Kopf zurückgeworfen und die Brust vorgewölbt, spielte einen Moment lang ein grimmiges Lächeln um seine Lippen. Seine Nasenlöcher weiteten sich, als er die Gerüche des Dschungels einsog. Seine grauen Augen verengten sich. Er duckte sich, sprang auf einen der unteren Zweige herunter und bewegte sich durch die Bäume rasch Richtung Südosten, weg vom Fluß. Gelegentlich nur hielt er kurz inne, um die Stimme zu einem unheimlichen, durchdringenden Schrei zu erheben und einen Augenblick dem Echo zu lauschen.
Nachdem er sich etliche Stunden auf diese Weise fortbewegt hatte, hörte er weit voraus und etwas links von ihm im Dschungel eine schwache Antwort – den Ruf eines Affenmännchens, das ihm antwortete. Seine Augen leuchteten, und seine Nerven waren aufs äußerste gespannt, als dieser Laut an sein Ohr drang. Abermals stieß er seinen schrecklichen Ruf aus und eilte in der ihm nun gewiesenen Richtung vorwärts.
Korak gelangte allmählich zu der Überzeugung, daß er sterben müsse, falls er blieb, wo er war, und auf einen Retter wartete, der vielleicht nie kommen würde. So redete er Tantor in der seltsamen Sprache an, die das große Tier verstand. Er gebot dem Elefanten, ihn
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