Tarzan 04 - Tarzans Sohn
über sie und sagte, sollte sie versuchen zu flüchten, würde sie zur Strafe genau das erleiden, wovor er sie soeben bewahrt hatte.
Sie lag die ganze Nacht und lauschte auf ein Zeichen von Korak. Ringsum in der Dunkelheit spielte sich das übliche Dschungelleben ab. Ihre empfindsamen Ohren erfaßten Geräusche, die die anderen im Lager nicht hören konnten – Laute, die nur sie zu deuten wußte, wie wir die Sprache eines Freundes erkennen, doch kein einziges Mal vernahm sie ein Geräusch, das auf die Anwesenheit von Korak hinwies. Dennoch war sie überzeugt, daß er kommen werde. Nur der Tod würde ihn daran hindern können, zurückzukehren, um sie zu holen. Doch warum die Verzögerung?
Als der Morgen anbrach und die Nacht ihren Korak nicht zu ihr geführt hatte, waren Meriems Glaube und ihre Ergebenheit noch unerschüttert, obwohl sie in bezug auf die Sicherheit ihres Freundes allmählich von trüben Vorahnungen heimgesucht wurde. Zwar erschien ihr unglaubhaft, daß ihrem wunderbaren Korak, der Tag für Tag alle Schrecknisse des Dschungels unbeschadet überstanden hatte, ernsthaft etwas zugestoßen sein könne. Doch der Morgen kam, das Frühstück wurde eingenommen, das Lager abgebrochen und die fragwürdige Safari der Schweden Richtung Norden fortgesetzt, ohne daß die Rettung nahte, die das Mädchen jeden Augenblick erwartete.
Sie marschierten den ganzen Tag, dann den nächsten und übernächsten, ohne daß sich Korak auch nur kurz bei der so geduldig auf ihn Wartenden blicken ließ. Schweigend und würdevoll ging sie neben ihren beiden grimmigen Entführern her.
Malbihn blieb weiter verdrossen und in sich gekehrt. Er beantwortete Jenssens einlenkende Beschwichtigungsversuche kurz angebunden. Mit Meriem wechselte er kein Wort, doch bemerkte sie öfters, wie er sie verstohlen unter halbgeschlossenen Lidern musterte – voll Begierde. Dieser Blick ließ sie erschaudern. Sie preßte Geeka fester an die Brust und bedauerte einmal mehr, daß man ihr das Messer abgenommen hatte, als Kovudoo sie gefangennahm.
Am vierten Tag gab sie dann endgültig alle Hoffnung auf. Bestimmt war Korak etwas zugestoßen. Sie wußte es. Nun würde er nie mehr kommen, und diese Männer würden sie weit von hier wegführen. Dann würden sie sie töten. Sie würde ihren Korak nie Wiedersehen.
An diesem Tag legten die Schweden eine Rast ein, denn sie waren schnell marschiert und ihre Leute ermüdet. Malbihn und Jenssen hatten sich in verschiedenen Richtungen vom Lager entfernt, um zu jagen. Sie waren etwa eine Stunde weg, als der Vorhang am Eingang zu Meriems Zelt hochgehoben wurde und Malbihn eintrat. Auf seinem Gesicht lag wieder jener tierische Ausdruck.
Kapitel 14
Malbihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrend gleich einem kleinen, in die Enge getriebenen Tier unter dem hypnotischen Blick einer großen Schlange, sah Meriem den Mann auf sich zukommen. Sie hatte die Hände frei, da er sie mit dem Stück einer alten Sklavenkette festgeschlossen hatte, die mit einem Ende an einem eisernen Ring um ihren Hals und mit dem anderen an einem langen Stock befestigt war, der tief im Boden steckte.
Zoll für Zoll wich sie auf die andere Seite des Zeltes zurück. Malbihn folgte ihr. Er hielt die Hände ausgestreckt und die Finger wie Klauen gekrümmt, um sie zu packen. Der Mund stand halb offen, sein Atem kam schnell und keuchend.
Das Mädchen entsann sich der Anweisungen von Jenssen, ihn zu rufen, sollte Malbihn sie belästigten, aber der war zur Jagd in den Dschungel gegangen. Malbihn hatte den Zeitpunkt geschickt gewählt. Dennoch rief sie laut und schrill, einmal, zweimal, ein drittes Mal, bevor Malbihn zu ihr springen und ihre Alarmrufe mit groben Fingern ersticken konnte. Sie kämpfte mit ihm nach Art der Dschungelweibchen, mit Zähnen und Fingernägeln. Der Mann mußte erkennen, daß sie keine leichte Beute war. In diesem schlanken, jungen Körper, unter den Rundungen und der zarten, glatten Haut lagen die Muskeln einer jungen Löwin. Aber Malbihn war kein Schwächling. Sein Charakter und sein äußeres Auftreten entsprachen in ihrer Brutalität seiner Muskelkraft. Er war ein Hüne von Statur und besaß hünenhafte Stärke. Langsam zwang er das Mädchen zu Boden und schlug sie ins Gesicht, wenn sie ihm mit ihren Zähnen oder Fingernägeln zu sehr wehtat. Meriem schlug zurück, wurde jedoch immer schwächer infolge des Würgegriffs an ihrer Kehle.
Draußen im Dschungel hatte Jenssen zwei Böcke erlegt. Seine Pirsch
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