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Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Tarzan 04 - Tarzans Sohn

Titel: Tarzan 04 - Tarzans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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sie zu ihr ebenso gut sein wie Bwana und My Dear, oder würden sie sich wie die anderen Weißen verhalten, die sie kennengelernt hatte – grausam und unbarmherzig? My Dear versicherte ihr, daß es alles wohlerzogene Leute seien, und daß sie ihr bestimmt freundlich, rücksichtsvoll und mit Achtung begegnen würden.
    Zu My Dears Überraschung zeigte Meriem in Erwartung des Besuchs der Fremden überhaupt nicht mehr jene Scheu des wilden Geschöpfes von einst.
    Sie empfand eher Neugierde und eine gewisse angenehme Spannung, nachdem man ihr versichert hatte, daß sie sie nicht beißen würden. In der Tat verhielt sie sich nicht anders wie jede hübsche junge Dame, der man gesagt hatte, daß Besuch ins Haus stehe.
    Sie dachte noch oft an Korak, doch sein Bild erweckte jetzt ein weniger klar umrissenes Empfinden des Verlustes. Eine stille Traurigkeit überkam sie, wenn sie an ihn dachte, doch spürte sie nicht mehr den stechenden Schmerz, der sie fast an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte. Gleichwohl war sie noch immer loyal ihm gegenüber. Auch hoffte sie noch, daß er sie eines Tages finden würde, wie sie auch nicht im geringsten daran zweifelte, daß er nach ihr suchen würde, falls er noch lebte. Letztere Vermutung versetzte sie am meisten in Unruhe. Möglicherweise war er tot. Zwar war es kaum wahrscheinlich, daß jemand, der für die Gefahren des Dschungels so gut gewappnet war wie er, so jung würde sterben müssen, doch als sie ihn das letzte Mal sah, mußte er sich einer Horde bewaffneter Krieger erwehren, und falls er ins Dorf zurückgekehrt war, hatten sie ihn vielleicht getötet. Auch ihr Korak konnte es nicht allein mit einem ganzen Stamm aufnehmen.
    Schließlich trafen die Besucher ein. Es waren drei Männer und zwei Frauen – die Gattinnen der zwei älteren Herren. Das jüngste Mitglied der Gruppe war der ehrenwerte Morison Baynes, ein junger Mann von beträchtlichem Reichtum, der alle Möglichkeiten der Vergnügungen ausgekostet hatte, die die Großstädte Europas boten und voller Freuden die Gelegenheit nutzte, sich auf der Suche nach Aufregung und Abenteuer einem anderen Kontinent zuzuwenden.
    Er betrachtete alles Nichteuropäische als etwas mehr oder weniger Unmögliches, dennoch war er keineswegs abgeneigt, sich an der Neuheit unbekannter Orte zu erfreuen und aus den jeweiligen Eingeborenen möglichst viel Nutzen zu ziehen, wie unaussprechlich ihre Namen ihm daheim auch erschienen sein mochten. In seinem Auftreten war er zu allen verbindlich und zuvorkommend – vielleicht ein wenig förmlicher denen gegenüber, die seiner Ansicht nach von geringerem Stand waren, als zu anderen, denen er Ebenbürtigkeit zugestand.
    Die Natur hatte ihn mit einem beeindruckenden Körperbau und einem anziehenden Gesicht ausgestattet, außerdem mit genügend gutem Urteilsvermögen, welches ihm zu der Erkenntnis verhalf, daß er sich wohl daran erfreuen dürfe, sich den Massen gegenüber überlegen zu fühlen, da die Wahrscheinlichkeit gering war, daß diese im umgekehrten Sinne von ähnlichen Gefühlen bewegt wurden. So hatte er sich mühelos den Ruf erworben, ein höchst demokratischer und liebenswerter Kerl zu sein, und letzteres war er in der Tat, denn selten nur trat bei ihm ein Hang zum Egoismus zutage – und nie so stark, daß seine Umgebung ihn als belastend empfunden hätte. Solcherart war, kurz gesagt, der ehrenwerte Morison Baynes, Produkt der dem Luxus zugewandten europäischen Zivilisation. Welches Bild er als Produkt Zentralafrikas geliefert hätte, läßt sich schwer erahnen.
    Meriem war in Gegenwart der Fremden zunächst schüchtern und zurückhaltend. Ihre Wohltäter hatten es für besser erachtet, ihre seltsame Vergangenheit nicht zu erwähnen, und so galt sie als deren Mündel, und da ihr bisheriges Leben nie zur Sprache kam, wurde auch nicht weiter nachgefragt. Die Gäste fanden sie reizend und bescheiden im Auftreten, sie lachte gern, war lebhaft und schien über einen unerschöpflichen Vorrat an seltsamen und interessanten Dschungelgeschichten zu verfügen.
    Während des mit Bwana und My Dear verbrachten Jahres war sie viel umhergeritten. Sie kannte jeden Busch am Ufer des Flusses, den der Büffel als Versteck bevorzugte, außerdem ein Dutzend Stellen, wo die Löwen lagerten, und jede Wasserstelle im trockneren Land fünfundzwanzig Meilen jenseits des Flusses. Mit untrüglicher Genauigkeit, die fast unheimlich wirkte, konnte sie die Fährten der größten wie der kleinsten Tiere in ihre

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