Tarzan 04 - Tarzans Sohn
geradenwegs hierher. Natürlich habe ich von Ihnen gehört wie jeder, der nach Zentralafrika kommt, und ich würde mich mächtig freuen, wenn ich mich hier ein wenig ausruhen und ein paar Wochen in der Umgebung auf Jagd gehen könnte.«
»Gewiß«, sagte Bwana. »Verlegen Sie ihr Lager ruhig näher zum Fluß unterhalb der Hütten von meinen Boys und fühlen Sie sich wie daheim.«
Sie waren inzwischen an der Veranda angelangt, wo Bwana den Fremden Meriem und My Dear vorstellte, die gerade aus den Innenräumen traten.
»Dies ist Mr. Hanson«, sagte er, denn diesen Namen hatte der Fremde angegeben. »Er ist ein Händler, der sich im Dschungel südlich von uns verirrt hat.« My Dear und Meriem nickten kurz in Erwiderung der Vorstellung. Der Mann schien sich in ihrer Gegenwart gehemmt zu fühlen. Sein Gastgeber schrieb dies der Tatsache zu, daß er die Gesellschaft kultivierter Frauen nicht gewöhnt war, suchte schnell nach einem Vorwand, ihn aus dieser anscheinend unbehaglichen Lage zu befreien, und führte ihn in sein Arbeitszimmer zu Brandy und Soda. Beides setzte Mr. Hanson ganz offenkundig weniger in Verlegenheit.
Als die beiden sie verlassen hatte, sagte Meriem zu My Dear:
»Seltsam, ich könnte schwören, daß ich Mr. Hanson früher schon einmal kennengelernt habe. Dabei ist es doch völlig unmöglich.«
Damit verschwendete sie keinen weiteren Gedanken an diese Angelegenheit.
Hanson machte jedoch keinen Gebrauch von Bwanas Aufforderung, sein Lager näher an den Bungalow zu verlegen. Er begründete dies mit der Behauptung, seine Boys seien streitsüchtig, da wäre es schon besser, sie fern zu halten. Er selbst ließ sich selten blicken, und wenn, dann vermied er jedesmal, mit den Damen in Berührung zu kommen. Eine Tatsache, die natürlich nur zu belustigenden Kommentaren über die Schüchternheit des rauhen Handelsmannes Anlaß gab. Er begleitete die Männer bei mehreren Jagdzügen, und sie mußten feststellen, daß er sein Handwerk wohl verstand und sich auch in allen speziellen Dingen der Großwildjagd auskannte. Abends verbrachte er viel Zeit bei dem weißen Vorarbeiter der großen Farm, da die Gesellschaft dieses einfacheren Mannes ihm offensichtlich mehr gemeinsame Interessen eröffnete, als die kultivierten Gäste des Bwana ihm bieten konnten. So kam es, daß er an den Abenden bald zu einer vertrauten Erscheinung auf dem Besitztum wurde. Er kam und ging, wie es ihm beliebte, und spazierte oft in dem großen Blumengarten umher, der der besondere Stolz und die Freude von My Dear und Meriem war. Als er das erste Mal dabei überrascht wurde, entschuldigte er sich umständlich und erklärte, er habe eine Schwäche für die guten alten Blumen Nordeuropas, die My Dear so erfolgreich in die afrikanische Erde verpflanzt hatte.
Aber waren es wirklich die stets prächtigen Blüten der Stockrosen und Phloxen, die ihn in die von Düften geschwängerte Luft des Gartens führten, oder die unendlich schönere Blume, die oft beim Mondschein unter den Blüten wanderte – die schwarzhaarige, von der Sonne gebräunte Meriem?
Hanson blieb drei Wochen. In dieser Zeit kamen seine Boys nach seinen Worten wieder zu Kräften und erholten sich nach den schrecklichen Strapazen im unwegsamen Dschungel des Südens. Doch er war nicht so untätig gewesen, wie es den Anschein hatte. Er hatte seine kleine Schar in zwei Gruppen geteilt und die Führung jeweils Männern anvertraut, von denen er annahm, daß er sich auf sie verlassen konnte. Ihnen hatte er auch seine Pläne erläutert und eine hohe Belohnung versprochen, sofern sie sein Vorhaben zu einem erfolgreichen Ende brächten. Die eine Schar marschierte sehr langsam nordwärts entlang der Straße, die sich an die großen Karawanenrouten anschloß, welche von Süden in die Sahara führen. Die andere Gruppe sollte genau westwärts marschieren und jenseits des großen Flusses, der die natürliche Grenze des Landes kennzeichnete, das der große Bwana völlig zu Recht fast als sein eigenes betrachtete, ein festes Lager errichten.
Seinem Gastgeber erklärte er, er werde mit seiner Safari langsam nordwärts marschieren – von der nach Westen ziehenden Gruppe ließ er kein Wort verlauten. Dann verkündete er eines Tages, die Hälfte seiner Boys habe ihn verlassen, denn eine Jagdgruppe vom Bungalow war auf das nördlich gelegene Lager gestoßen, und er fürchtete, sie könnten die verringerte Anzahl seiner Begleiter bemerkt haben.
So standen die Dinge, als Meriem in einer heißen
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